Bayer Leverkusens Piero Hincapie zeigt eine Entwicklung par excellence. Teamkollegen und Verantwortliche sind begeistert.
„Er ist zum Leader geworden“Der Ecuadorianische Kaiser verzückt Bayer Leverkusen
Im Jahr 2021 gelang Bayer Leverkusen mit der Verpflichtung eines jungen, talentierten Innenverteidigers aus Südamerika ein wahrer Coup: Piero Hincapie.
Simon Rolfes lobt Piero Hincapie
Der damals 19-jährige Ecuadorianer wechselte für eine Ablösesumme von acht Millionen Euro vom Argentinischen Klub Atlético Talleres in die Bundesliga und entwickelte sich schnell zu einem der vielversprechendsten Abwehrspieler seiner Generation. Der mittlerweile 23-Jährige ist fester Bestandteil der Leverkusener Startelf und hatte großen Anteil daran, dass die Werkself in der vergangenen Saison die erste Meisterschaft der Klubhistorie gewann, ebenso wie den DFB-Pokal.
Zudem führte der starke Defensivmann sein Heimatland Ecuador im Oktober 2024 das erste Mal als Kapitän aufs Spielfeld. Eine den Leistungen entsprechend große Lobeshymne folgte von Rolfes nach dem 3:2-Erfolg in Dortmund, wo Hincapie erneut stark aufspielte: „Piero ist ein wichtiger Spieler. Er hat diesen Biss, diese Aggressivität, er liebt Zweikämpfe. Er liebt es zu verteidigen, er liebt Kopfballduelle. Und dann liebt er es auch, mit nach vorne zu gehen, wenn er die Möglichkeit dazu hat.“
Der Linksfuß ist zweikampfstark, eben ein unangenehmer Gegenspieler. So auch beim 3:2 gegen Borussia Dortmund und beim 1:0-Erfolg gegen den 1. FSV Mainz 05, wo Hincapie Bälle in Serie gewann. Unter der Führung von Xabi Alonso hat sich das Profil des Nationalspielers zudem grundlegend gewandelt. Bei seinem Wechsel zur Werkself präsentierte sich Hincapie noch als klassischer Verteidiger, fokussiert auf die Absicherung, bedacht auf defensive Stabilität und nur mit wenigen, sporadischen Vorstößen in die Offensive.
Nun ist es längst keine Überraschung mehr, den Linksfuß auf der Außenbahn zu sehen, wo er mit Tempo und Übersicht Angriffe einleitet. Ein Paradebeispiel dafür lieferte der Verteidiger beim zweiten Tor gegen Borussia Dortmund: Edmond Tapsoba spielte einen präzisen Pass in den Lauf von Hincapie, der auf der Außenbahn den Turbo zündete und eine perfekte Hereingabe auf Patrik Schick servierte, der sicher verwandelte.
Xabi Alonso lobt seinen Schützling
„Ich bin froh, dass er endlich die Vorlage gemacht hat. Oft war er in dieser Position, hat aber den letzten Pass vermissen lassen“, kommentierte Alonso nach der Partie gegen den BVB: „Die Kontrolle war super, der Pass ebenfalls.“
Auch Leverkusens-Kapitän Lukas Hradecky findet nur lobende Worte: „Piero ist überragend. Gegen Dortmund spielte er nicht seine eigentliche Position, eher als Flügelverteidiger, auch weil Alejandro Grimaldo nach vorne geschoben war. Das kann er auch meistern. Er hat den nächsten Schritt angenommen. Er ist zum Leader geworden.“
Die vergangene Saison stellte Piero Hincapie zunächst vor große Herausforderungen. Im defensiven Verbund von Bayer Leverkusen schien für ihn kein Durchkommen zu sein. Jonathan Tah, Edmond Tapsoba und Odilon Kossounou (nun ausgeliehen an Bergamo) bildeten ein nahezu unantastbares Abwehrtrio, sodass der Defensivmann in der Hinrunde meist auf der Bank Platz nehmen musste. Die Chance auf Spielzeit erhielt Hincapie in der Rückrunde, als Konkurrent Kossounou beim Afrika-Cup weilte. Xabi Alonso stellte um, Tapsoba zog es auf die rechte Innenverteidigerposition. Dadurch konnte Hincapie auf seiner bevorzugten linken Seite glänzen – ein Schachzug des Basken, der sich als goldrichtig erwies.
Interesse von Atletico Madrid
In Ecuador wird Hincapie mittlerweile ehrfürchtig „El Kaiser“ genannt, ein Vergleich mit dem legendären Franz Beckenbauer. Doch Trainer Alonso sieht in ihm noch etwas anderes: „Für mich ist er mehr Kämpfer als Kaiser“, erklärt der Coach lachend und schiebt sofort nach: „Die Fortschritte, die er gemacht hat, sind top. Wir sind sehr zufrieden mit seiner Entwicklung.“
Die Leistungen des Innenverteidiger machen ihn zu einem begehrten Spieler auf dem Transfermarkt. Schon vor dem Wechsel zu Leverkusen kämpfte Bayer 04 mit dem kommenden Champions-League Gegner Atletico Madrid um dessen Verpflichtung. Auch im vergangenen Sommer bekundete Atletico erneut Interesse. Madrids Trainer Diego Simeone soll ein großer Bewunderer des Ecuadorianers sein, jedoch hat Hincapie erst vor kurzem sein Arbeitspapier in Leverkusen um zwei weitere Jahre bis 2029 verlängert.
Die Entwicklung des „El Kaiser“ im Rheinland gleicht einer akribisch geschriebenen Partitur, die nicht nur harmonisch klingt, sondern auf allen Ebenen stark orchestriert ist. Dass Hincapie heute in Leverkusen als „Leader“, wahrgenommen wird, ist keine Überraschung. Und mit erst 23 Jahren scheint sein Potenzial noch lange nicht zu ausgeschöpft zu sein.