Am Sonntag trifft der 1. FC Köln auf Bayer Leverkusen zum Rheinischen Duell am 24. Spieltag der laufenden Bundesliga-Saison.
Rivalität zwischen Bayer 04 und dem 1. FC KölnDas Rheinderby, das auch Nachbarschaftsduell genannt wird
Während Leverkusen mit Trainer Xabi Alonso als Tabellenführer mit 61 Punkten die Liga dominiert, sind die Kölner zumindest in der spielerischen Klasse krasser Außenseiter. Mit gerade einmal 17 Punkten belegt Köln den 16. Tabellenplatz. Der Abstand auf die sichere Tabellenzone beträgt acht Punkte, genauso viel wie Leverkusen Vorsprung auf die Bayern hat. Die Statistiken könnten dabei kaum ambivalenter sein: Köln hat mit 16 erzielten Treffern den schlechtesten Angriff, Leverkusen mit 16 kassierten Treffern die beste Abwehr.
Dennoch: Köln erwies sich häufig als unbeliebtes Pflaster. Die Historie beider Vereine ist geprägt von brisanten Duellen. Auch die Diskussion, ob es nun ein Derby ist, oder nicht, flammt wieder auf.
Historische Duelle beider Klubs
Gerade einmal 20 Kilometer trennen die Bay-Arena und das Rhein-Energie-Stadion, was in etwa 20-30 Minuten Bahnfahrt entspricht. Die lokale Nähe von zwei Vereinen ist ausschlaggebender Punkt für eine gewisse Rivalität. Häufig belächeln die Kölner Fans Bayer 04 als kleinen, nervigen und unbeliebten Nachbarn, der auf der anderen Rheinseite residiert. Im Kölner Fußballjargon wird Bayer Leverkusen schlichtweg als „Pillenverein“ oder als „Werkskonstrukt“ bezeichnet. Doch obwohl Köln ein deutlich größerer Verein ist mit annähernd 130.000 Mitgliedern, muss sich der FC seit fast zwei Jahrzehnten sportlich stets hinter Leverkusen einreihen. Umso größer dürfte der Anreiz für das Team von Trainer Timo Schultz sein, gegen aktuell übermächtig wirkende Leverkusener zu gewinnen, die mit wettbewerbsübergreifend 33 ungeschlagenen Spielen in Folge einen neuen Bundesliga-Rekord aufstellten.
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Denn häufig waren die Kölner das Haar in der Suppe und begruben die Titelträumereien der Werkself. Im Jahr 1997 besiegte der 1. FC Köln am 33. Spieltag seinen Rivalen mit 4:0-Toren. Die Konsequenz: Bayer verspielte die Meisterschaft. Nur ein Jahr später revanchierte sich die Werkself. Mit einem 2:2-Unentschieden am 34. Spieltag war der erste Abstieg der Kölner in die zweite Liga besiegelt. Im Jahr 2011 folgte das erneute Platzen des Leverkusener Traums, als Köln drei Spieltage vor Saisonende mit 2:0-Toren gewann. Wieder holte Leverkusen die Meisterschaft nicht.
Das Spiel am Sonntag hat zwar keinen immensen Einfluss auf die Meisterschafts-Frage, zumindest noch nicht, jedoch einen gewaltigen für den Abstiegskampf. Bei einer Niederlage der Kölner kann der Abstand auf das sichere Ufer auf elf Punkte heranwachsen, was schon fast uneinholbar wirkt.
Die Brisanz zwischen beiden Klubs ist in jedem Fall gegeben. Ein bedeutender Katalysator dafür war der Transfer von Youngster Florian Wirtz zur Werkself im Jahr 2016. Der FC warf den Leverkusenern vor, eine mündliche Vereinbarung gebrochen zu haben, die Abwerbungsversuche zwischen den Jugendmannschaften von Köln, Leverkusen und Gladbach untersagte. Der ehemalige Bayer-Sportdirektor Rudi Völler sagte: „Es wäre fahrlässig gewesen, Wirtz nicht zu holen. Im umgekehrten Fall, da bin ich sicher, hätte der FC genauso gehandelt.“ Ein Jahr später ließ der FC die Abmachung platzen.
Sprachliche Scharmützel der beiden Vereine
Ein weiteres Ereignis, was insbesondere die Gemüter der Leverkusener Fans erzürnte, war der Kreuzbandriss von Florian Wirtz gegen seinen Jugendverein im Jahr 2022. Die Reaktionen einiger Köln-Anhänger waren unsportlich, es gab Schmähgesänge gegen den ehemaligen Jugendspieler, während die Sanitäter diesen auf einer Trage aus dem Stadion brachten.
Auch unter dem ehemaligen Köln-Trainer Steffen Baumgart gab es Sticheleien, die beide Vereine indirekt über die Sozialen Medien und Pressekonferenzen austrugen. „Im Rheinland steht der FC über allem. Auch in Leverkusen haben wir immer ein Heimspiel,“ sagte Baumgart vergangenes Jahr. Beim letzten Aufeinandertreffen gewannen die Leverkusener mit 3:0-Toren. Nach dem Spiel stimmten die Bayer-Fans an: „Steffen Baumgart ist bald arbeitslos“.
Auf der Pressekonferenz am Geißbockheim vor dieser Partie sagte Thomas Kessler, dass Leverkusen mit Alonso „fast das sympathetischste Leverkusen seit Bestleistungen unter Rudi Völler ist“. Auch der Spanier zollt Köln großen Respekt: „Wir wollen auf dem Platz fair auftreten. Wir haben eine große Rivalität, aber wir haben Respekt für die Kölner, für das Management und für die Spieler. Wir wünschen Ihnen das Beste, aber nicht am Sonntag“, erzählt Alonso schmunzelnd.
Eine Beantwortung der Frage, ob das Spiel nun ein Derby oder doch nur ein Nachbarschaftsduell ist, muss jeder Fußballfan selbst beantworten. Die lokale Nähe ist ein Anhaltspunkt, die intensiven Duelle seit Ende der 90er-Jahre ebenfalls. Auch stärkere Spannungen seit dem Wirtz-Wechsel sind zu vernehmen. Zudem gibt es immer wieder Sticheleien. Alle Zutaten für ein echtes Derby sind also vorhanden.