Porto/Leverkusen – Nach der anhaltenden sportlichen Talfahrt von Bayer 04 Leverkusen hat die Klubleitung des Bundesligisten am Mittwoch die Konsequenzen gezogen. Um 18.45 Uhr bestätigte der Werksklub, was der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits am Mittag berichtet hatte: Trainer Gerardo Seoane wurde nach dem 0:2 in der Champions League beim FC Porto entlassen. Der Nachfolger steht bereit: Xabi Alonso übernimmt die Werkself.
Der 40 Jahre alte Spanier hat einen Vertrag bis Sommer 2024 unterschrieben und soll am Donnerstagvormittag vorgestellt werden. „Mit Xabi Alonso haben wir einen Coach unter Vertrag genommen, der als Spieler über viele Jahre hinweg ein absoluter Weltklasse-Profi war, ein intelligenter Stratege und extrem erfolgreich in gleich drei der anspruchsvollsten europäischen Ligen“, sagte Geschäftsführer Simon Rolfes.
Xabi Alonso übernimmt Trainer-Posten bei Bayer 04 Leverkusen
Die Ära Seoane endet somit nach 15 Monaten vorzeitig. Der Schweizer hatte die Werkself im Sommer 2021 übernommen und in seiner ersten Saison dank der herausragenden Offensive um Florian Wirtz, Patrik Schick und Moussa Diaby auf Platz drei und in die Champions League geführt – ehe in seinem zweiten Jahr der beispiellose Absturz begann. Nach dem 0:2 in Porto blieb der Klubleitung trotz sämtlicher Treuebekenntnisse der vergangenen Wochen keine Wahl mehr. Abstiegskampf, Pokalaus und nur ein Sieg in der Königsklasse – der Werksklub steckt in der tiefsten Krise seit Jahren.
„Leider sind wir vom Erfolgsweg abgekommen. Das frühe Ausscheiden im DFB-Pokal, insbesondere aber die weit unter unseren Ansprüchen liegende aktuelle Bundesliga-Platzierung haben den Trainerwechsel aus unserer Sicht zwingend notwendig gemacht“, sagte Rolfes. Co-Trainer Patrick Schnarwiler wird den Klub ebenfalls verlassen. Xabi Alonso wird dafür seinen Assistenten Sebas Parrilla mitbringen.
Am späten Dienstagabend waren Spieler und Klubverantwortliche noch wortlos durch die Katakomben des Estadio do Dragão des FC Porto zu ihren Mannschaftsfahrzeugen geschlichen und mit versteinerter Mimik davon gebraust. Niemand wollte über den verkorksten Abend und dessen Folgen sprechen. Im Laufe des Mittwochs wurde dann klar: Die Vereinsführung von Bayer 04 um Carro wird ihren Ankündigungen Taten folgen lassen. Denn bereits das erste von zwei ausgerufenen Endspielen für Seoane ging in Porto verloren. Klubchef Carro ließ am Mittwochabend erklären: „Gerardo Seoane hat im gesamten Klub eine sehr hohe Wertschätzung genossen, als Trainer und als Mensch. Die Trennung fällt uns nicht leicht. Aber in unserer derzeitigen Lage sehen wir keine andere Möglichkeit.“
Am Samstag folgt das richtungsweisende Bundesliga-Kellerduell mit Schalke 04 (15.30 Uhr/Sky, Bay-Arena) – mit Trainer Xabi Alonso an der Seitenlinie. „Ich kenne Leverkusen aus meiner Zeit in Deutschland als einen hervorragenden Verein. Bayer 04 hatte immer tolle Spieler, auch im jetzigen Kader sehe ich viel Qualität“, sagte Alonso. „In meinen Gesprächen mit dem Verein wurde schnell deutlich, dass man hier trotz der aktuell schwierigen Lage grundsätzlich und weiterhin ehrgeizige Ziele verfolgt. Diese Aufgabe reizt mich sehr und ich bin sicher, dass wir diesem Anspruch gerecht werden.“
Xabi Alonso noch ohne Trainer-Erfahrung in Topligen
Mit dem Thema Trainerwechsel hatte sich Geschäftsführer Carro bereits vor den Spielen in Porto und beim FC Bayern (0:4) beschäftigt, wie er im Interview mit dieser Zeitung und anschließend beim Auftritt im Sport1-„Doppelpass“ berichtete. Der Spanier sprach jeweils offensichtlich von seinem prominenten Landsmann.
Xabi Alonso, 114-facher spanischer Nationalspieler, Weltmeister und zweimaliger Europameister, hatte seine glanzvolle Profikarriere nach Stationen beim FC Liverpool, Real Madrid und dem FC Bayern im Sommer 2017 beendet. Als Trainer konnte er seitdem allerdings keine Erfahrung in oberen Ligen sammeln. Von 2018 bis 2019 war Xabi Alonso in der Nachwuchsabteilung von Real Madrid tätig, anschließend trainierte er für drei Jahre die Zweitvertretung von Real Sociedad. Im Sommer beendete der 40-Jährige auf eigenen Wunsch hin das Engagement bei seinem Heimatverein. Seitdem war Xabi Alonso vereinslos – bis zum Mittwochabend.