AboAbonnieren

„Vielleicht sogar seine stärkste Position“Robert Andrich könnte Bayers Afrika-Cup-Lösung sein

Lesezeit 4 Minuten
Robert Andrich beim Kopfball im Spiel bei Werder Bremen.

Robert Andrich beim Kopfball im Spiel bei Werder Bremen.

Bayer 04 könnte im Januar und Februar auf fünf Spieler verzichten müssen. Xabi Alonso ist froh über seine Alternativen.

Gewinnen und Rekorde brechen – das ist in dieser Fußballsaison schon zur Routine geworden bei Bayer 04 Leverkusen. Der souveräne 3:0-Erfolg bei Werder Bremen sorgte einerseits für die Verteidigung der Bundesliga-Tabellenspitze, andererseits für zwei weitere Rekorde: Zwölf Spiele in Serie mit mindestens zwei Torerfolgen für eine Mannschaft gab es in der Bundesliga noch nie. Und in Bayers Vereinsgeschichte hatte es zuvor auch noch keine Mannschaft geschafft, acht Ligasiege in Folge zu erringen. Das 3:0 ist damit ein weiterer Meilenstein des Leverkusener Höhenflugs. Mittlerweile sind es 18 Pflichtspiele, 17 Siege und nur ein Remis.

„Natürlich freuen wir uns immer noch nach den Spielen, davon kriegt man nie genug“, sagte Lukas Hradecky auf die Frage, ob Siege mittlerweile auch emotional zur Gewohnheit geworden seien. Die Leverkusener boten im Weserstadion vor allem titelreife erste 45 Minuten. Hradecky hatte rein gar nichts zu tun, weil seine Vordermänner Ball und Gegner nach Belieben kontrollierten.

Die Führung nach knapp zehn Minuten war etwas glücklich, spielte Bayer aber voll in die Karten. Eine Flanke von Jonas Hofmann bugsierte der Bremer Olivier Deman mit viel Pech ins eigene Netz. Fortan ließ Bayer 04 den Ball gewohnt flüssig durch die eigenen Reihen laufen, ohne sich dabei große Torchancen zu erspielen. Werder fand keinerlei Mittel gegen geschlossen verteidigende Gäste. Kurz vor der Pause stach Leverkusen wieder zu. Piero Hincapie, der defensiv durch Antizipation überzeugte, legte im Strafraum quer, Victor Boniface verpasste, aber Jeremie Frimpong war da und jagte den Ball mit mehr als 100 Stundenkilometern zum 2:0 ins Tor.

Glück bei Abseitstor von Marvin Ducksch

„Wir haben es sehr gut gemacht. Wir haben den Plan gegen einen guten Gegner gut umgesetzt“, analysierte Alonso: „In der ersten Halbzeit hatten wir gute Kontrolle. In der zweiten Halbzeit waren wir bereit, dem Druck standzuhalten. Ein weiterer Sieg, weitermachen.“ In der Tat verlor der Spitzenreiter nach dem Seitenwechsel ein wenig die Konzentration im Ballbesitz, hatte dann auch etwas Glück, dass ein Treffer von Marvin Ducksch wegen einer Zentimeter-Abseitsentscheidung keine Anerkennung fand.

Bremen zeigte Willensstärke und drückte auf das Anschlusstor, doch Alejandro Grimaldo nahm Werder mit seinem 3:0-Kontertor die Hoffnung auf eine Wende. Auch dieser Treffer bedeutete einen weiteren Rekord: Der Spanier ist der erste Bundesliga-Spieler, dem in jedem der ersten sechs Auswärtsspiele einer Saison mindestens ein Scorer-Punkt gelang.

Damit ist Bayer 04 perfekt in die letzte Phase 2023 gestartet, in der noch zwei Auswärtsspiele (in Häcken und Stuttgart) sowie fünf Heimspiele (gegen Dortmund, Paderborn, Molde, Frankfurt und Bochum) vor Weihnachten warten. Im neuen Jahr wird Leverkusen dann auf bis zu fünf Spieler verzichten müssen, die zum Afrika-Cup reisen könnten. Auch vor diesem Hintergrund war die Leistung in Bremen von Bedeutung. Alonso hatte in der Dreierkette auf Edmond Tapsoba und Jonathan Tah verzichtet, dafür neben Odilon Kossounou auf Robert Andrich und Hincapie gesetzt. „Es war nicht unsere typischer Dreierkette“, sagte Alonso. „Rob hatte eine gute Energie nach dem Debüt in der Nationalelf, auch Piero hat es gut gemacht. Aber Jona, Eddy und auch Josip Stanisic sind bereit. Es ist super, diese schwere Entscheidung zu treffen.“

Robert Andrich könnte Afrika-Cup-Lösung sein

Tapsoba (Burkina Faso) und Odilon Kossounou (Elfenbeinküste) könnten im Januar und Februar für fünf Ligaspiele und ein Pokalspiel fehlen. Andrich neben Tah und Hincapie könnte somit die Lösung sein. „Wir wissen, dass Rob alle Positionen hinten spielen kann, wenn das nicht sogar seine stärkste Position ist“, sagte Hradecky.

Nach KStA-Informationen stehen die Leverkusener Verantwortlichen aber auch mit ihren afrikanischen Nationalspielern im Austausch. Ein freiwilliger Verzicht auf die Afrika-Cup-Teilnahme wird nicht von jedem Spieler kategorisch ausgeschlossen. Generell will Fernando Carro die Terminierung des Afrika-Cups in Zukunft ändern. „Dass der Afrika-Cup mitten in der Saison gespielt wird, kann nicht sein. Um das zu ändern, werde ich in die Auseinandersetzung mit der Fifa gehen“, sagte der Bayer-04-Geschäftsführer im KStA-Interview.

Etwas anderes wollen Carro und Sportgeschäftsführer Simon Rolfes sicher nicht ändern: die Besetzung auf der Trainerbank. Xabi Alonso wurde zuletzt immer wieder mit seinem Ex-Klub Real Madrid in Verbindung gebracht. Rolfes sagte am Sonntag bei „Bild-TV“: „Er ist zu 100 Prozent hier und auch in alle Themen involviert, die eine Weiterentwicklung des Klubs betreffen und vielleicht etwas langfristiger sind. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass er auch noch längere Zeit bei uns ist.“