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4:0-Erfolg in RotterdamBayer Leverkusen startet mit Kantersieg in die Königsklasse

Lesezeit 5 Minuten
Die Spieler von Bayer Leverkusen bejubeln das Tor zum zwischenzeitlichen 3:0 gegen Feyenoord Rotterdam.

Die Spieler von Bayer Leverkusen bejubeln das Tor zum zwischenzeitlichen 3:0 gegen Feyenoord Rotterdam.

Bei ihrem Auftaktsieg in der Champions League bei Feyenoord Rotterdam sorgte die Werkself schon in der ersten Hälfte für klare Verhältnisse.

Am 1. November 2022 spielte Bayer 04 gegen den FC Brügge 0:0. An einem kalten Herbstabend ist das triste Unentschieden gleichbedeutend mit dem Aus für die Leverkusener in der Champions League. Es war der siebte Auftritt der Werkself unter Trainer Xabi Alonso. 689 Tage danach kehrt der Spanier mit seiner Mannschaft auf die größte europäische Fußballbühne zurück. Und – das kann man getrost so festhalten – es ist ein ganz anderes Bayer 04 Leverkusen als noch vor knapp zwei Jahren.

Bayer 04: Florian Wirtz stellt früh die Weichen auf Sieg

Mit 4:0 (4:0) überrollt der Deutsche Meister den niederländischen Vizemeister Feyenoord Rotterdam in dessen Stadion. Mann des Spiels ist Florian Wirtz, der in seinem ersten Champions-League-Spiel der Karriere nicht mal fünf Minuten für sein erstes Tor braucht, einen zweiten Treffer folgen lässt und leichtfüßig und zielstrebig den Gegner dominiert. Leverkusen setzt damit ein Zeichen in der reformierten Königsklasse und ordnet sich nach dem ersten Spieltag unter den Topteams ein.

Granit Xhaka hatte vor der Partie in der Hafenstadt erzählt, dass er noch nie dort gespielt hätte und sehr gespannt auf die Atmosphäre im De Kuip – der Wanne – mit den enthusiastuschen Feyenoord-Anhängern, die auch mal zur Grenzüberschreitung neigen, sei. Dass er sich auf etwas Besonderes einstellen muss, dürfte dem Schweizer spätestens beim Aufwärmen klargeworden sein, als zwei DJ am Spielfeldrand die Dezibelgrenzen mit Hardcore-Techno samt Lichtshow austesteten – ein unvergleichliches Erlebnis im europäischen Fußball.

Xhaka und sein Team ließen sich vom Disco-Aufwärmprogramm aber nicht beeindrucken. Alonso hatte seine Startelf im Vergleich zum 4:1 in Hoffenheim nur auf einer Position. Der Niederländer Jeremie Frimpong rückte für Nathan Tella als rechter Schienenspieler ins 3-4-2-1-System. In einer wilden Anfangsphase, in der die Rotterdamer Anhänger ihrem Ruf als sehr lautstarkes Publikum gerecht wurden, setzte Bayer 04 dann aber den Ton für den Abend: Robert Andrich gewann den Ball nach einem missratenen Aufbaupass der Rotterdamer und spielte direkt weiter zu Wirtz. Der 21-Jährige dribbelte kurz an und zog aus 18 Metern mit seinem schwächeren linken Fuß ab. Der nicht besonders fest, aber umso präziser getretene Ball fand den Weg ins Tor – sehr zur Freude der 2800 mitgereisten Leverkusener Fans. „Man muss die Feyenoord-Anhänger schnell zur Ruhe bringen“, sagte Xhaka. „Das haben wir gut gemacht. So richtig leise wurde es aber erst später.“

Bayer Leverkusen: Komfortable Führung zur Halbzeit

Der Führungstreffer brachte aber nicht so richtig Ruhe ins Spiel des Doublesiegers. Feyenoord presste hoch und erarbeitete sich mehrere Ecken. Eine führte auch zum vermeintlichen Ausgleich, der aber wegen einer Abseitsposition zurückgenommen werden musste. Nach und nach gewann Bayer aber mehr Kontrolle über das Spiel und nutzte die 15 Minuten vor dem Halbzeitpfiff für eine Lehrstunde an Zielstrebigkeit und Effektivität.

Zwei schnelle Angriffe über die rechte Seite, an dessen Ende zwei präzise Pässe von Frimpong standen, brachten das Stadion endgültig zum Schweigen. Erst schob Alejandro Grimaldo den Querpass zum 2:0 ein, dann erhöhte Wirtz mit einem trockenen Volley auf 3:0. Der Ex-Kölner ist damit der erste deutsche Profi, der bei seinem Debüt in der Königsklasse doppelt getroffen hat. Unter gütiger Mithilfe des Ex-Schalke-Keepers Timon Wellenreuther erhöhte Edmond Tapsoba nach Grimaldo-Freistoß per Kopf noch vor der Pause auf 4:0 – ein meisterlicher Auftritt. „Genau so muss man hier auftreten in einem Champions-League-Spiel in Rotterdam“, sagte Xhaka. „Diese Mentalität, diese Leistung, gemeinsam zu verteidigen, aber auch zu spielen und die vier Tore zu machen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann sehr gut verteidigt. Wir sind sehr froh, den Dreier mit nach Hause zu nehmen.“

Champions League: Bayer schaltet einen Gang zurück

Der ein oder andere Leverkusener Anhänger fragte sich zur Pause gar, ob Bayer den Tabellenführer Bayern München, der schon am Dienstag mit 9:2 gewonnen gegen Zagreb gewonnen hatte, noch überholen kann. Doch nach Wiederanpfiff schaltete Bayer einen Gang zurück, überließ den Hausherren mehr den Ball. Feyenoord kam auch zu einigen ganz guten Möglichkeiten, die aber entweder Lukas Hradecky entschärfte, oder von einem Leverkusener Bein in letzter Sekunde zunichte gemacht wurden.

Sehr zur Freude von Alonso übernahm seine Mannschaft nach etwa 70 Minuten wieder mehr Kontrolle über das Spiel, ließ den Ball gegen immer müder wirkende Rotterdamer durch die eigenen Reihen laufen, ohne mit letzter Konsequenz in den Vorwärtsgang zu schalten. Der eingewechselte Aleix Garcia hätte am Ende beinahe noch auf 5:0 erhöht, doch ein Rotterdamer klärte auf der Linie.

Bundesliga: Werkself empfängt VfL Wolfsburg am Sonntag

„Es war nicht einfach, aber wir haben unsere Chancen gut genutzt. Feyenoord ist ein richtig gutes Team“, sagte Frimpong. „Es war für mich schon ein besonderes Spiel, ich war schon sehr motiviert. Wir haben es gut gemacht, aber es war nur das erste von acht Spielen.“ In der Tat. Es warten noch die Duelle bei Stade Brest, dem FC Liverpool, Atĺetico Madrid und gegen Inter Mailand, RB Salzburg und Sparta Prag. Das nächste Spiel in der Königsklasse steht am 1. Oktober (21 Uhr) gegen AC Mailand an.

Vorher gilt es aber, sich auf die Bundesliga zu konzentrieren. Am Sonntag kommt zunöchst der VfL Wolfsburg (15.30 Uhr, Sky) in die Bay-Arena, bevor es am darauffolgenden Wochenende zum Topspiel beim FC Bayern kommt.


Rotterdam: Wellenreuther - Lotomba (61. Moussa), Trauner (72. Mitchell), Beelen, Hancko - Hwang, Zerrouki (46. Smal), Timber - Milambo (74. Nadje), Gimenez, Paixao (61. Ueda). Leverkusen: Hrádecký - Tapsoba, Tah, Hincapie - Frimpong, Xhaka (81. Palacios), Andrich, Grimaldo (80. Belocian) - Terrier (71. Adli), Boniface (62. Schick), Wirtz (71. Garcia). Schiedsrichter: Davide Massa (Italien); – Tore: 0:1 Florian Wirtz (5.), 0:2 Alejandro Grimaldo (30.), 0:3 Florian Wirtz (36.), 0:4 Timon Wellenreuther (45./Eigentor) . – Zuschauer: 50.000.