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Neue Einblicke in MeistersaisonDie spannendsten Szenen der neuen Amazon-Doku über Bayer 04

Lesezeit 9 Minuten
Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky (l) und Jonathan Tah präsentieren bei der Meisterfeier in der BayArena die Meisterschale und den Pokal.

Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky (l) und Jonathan Tah präsentieren bei der Meisterfeier in der BayArena die Meisterschale und den Pokal.

Die vierteilige Amazon-Doku zeigt Bayer 04 Leverkusen auf dem Weg zum Meistertitel und DFB-Pokal-Sieg und hebt Schlüsselpersonen wie den Strategen Granit Xhaka hervor.

Seit Montag ist die unglaubliche Saison 2023/2024 von Bayer 04 Leverkusen auch in Bewegtbildern dokumentiert. Bei der Streamingplattform Amazon ist in Zusammenarbeit mit Warner Bros. die etwas mehr als dreistündige Dokumentation zur Doublesaison erschienen. Sie trägt den Namen „Bayer Leverkusen - a dream comes true“ - ein Traum wird wahr. Von den vier Teilen drehen sich die ersten beiden um den Gewinn des Meistertitels, der dritte Teil geht um den Einzug ins Europa-League-Finale. Teil vier widmet sich dem DFB-Pokal-Sieg. Neben den vielen emotionalen Bildern geben die Protagonisten auch Einblicke in ihr Seelenleben während dieser einmaligen Spielzeit und decken auch ein paar Geheimnisse auf.

Der Stratege Die Bedeutung von Granit Xhaka macht Trainer Xabi Alonso noch einmal sehr deutlich: „Der Wert von Granit ist unser Schlüssel.“ Der Spanier verrät auch, wie er ihn 2023 zum Wechsel von Arsenal zu Bayer überredet hat: „Wenn du hierherkommen willst, werden wir versuchen, große Dinge zu erreichen. Wir haben eine Verbindung gespürt, auch weil wir schon gegeneinander gespielt hatten. Er ist fußballverrückt, genau wie ich.“

Der Zauberer Klublegende Hans-Peter Lehnhoff bringt die Bedeutung von Xabi Alonso wohl am besten auf den Punkt: „Der Zauber hinter dieser Mannschaft ist der Zauberer - und das ist Xabi Alonso.“ Co-Trainer Marcel Daum betont: „Wir können auch sagen, wie es funktioniert, aber wir sind nicht Xabi Alonso.“ Immer wieder wird der Coach von seinen Spielern und den Mitarbeitern in höchsten Tönen gelobt. „Xabi ist für mich wie ein Vater, weil er immer einen Rat hat. Man kann nicht nur über Fußball, sondern auch über persönliche Probleme mit ihm reden“, sagt Victor Boniface. „Wenn es einem schlecht geht, kann man mit ihm reden. Er ist eine Vaterfigur für den gesamten Klub.“

Xabi selbst betont, dass bei seinem Wechsel zu Leverkusen die gute Beziehung zu Simon Rolfes von Bedeutung gewesen sei. Als im Frühjahr Gerüchte aufkommen, Alonso könnte den Klub nach der Saison zum FC Bayern oder zum FC Liverpool wechseln, kommen auch intern Zweifel auf. „Es ist keine brillante Ausgangssituation, wenn du gerade dabei bist, eine historische Saison des Vereins zu schaffen“, sagt Rolfes. Als sich Alonso dazu entscheidet, seinen Verbleib bekanntzugeben, sei das ein wichtiges Zeichen gewesen. „Das Timing von ihm war perfekt, auch weil er uns selbst die Nachricht überbracht hat, dass er bleibt, bevor er es nach außen getragen hat“, sagt Granit Xhaka. „Von uns aus war dann klar: Okay, jetzt müssen wir noch mehr für ihn tun, noch mehr für ihn arbeiten, weil er uns treu bleibt.“ Tah ergänzt: „Das war ein schönes Gefühl, zu spüren, dass er auf uns zählt, uns vertraut, dass wir erfolgreich sein können.“

Der Besondere Simon Rolfes erzählt, wie sich Florian Wirtz darüber gefreut hat, ab dieser Saison die Nummer zehn tragen zu dürfen. Xabi Alonso: „Er ist ein einzigartiger Spieler. Die Nummer zehn ist maßgeschneidert für ihn. Er ist einer dieser Spieler, die der Nummer zehn Ehre machen. Davon gibt es nicht viele, aber Flo ist sicher einer von ihnen.“ Und Wirtz selbst verrät, dass er die Nummer auch aus einem nicht-sportlichen Grund mag: „Sie ist für mich eine besondere Zahl. Ich habe neun Geschwister, bin das zehnte Kind meine Eltern, es ist einfach eine Nummer, die gut zu mir passt. Es hat mich sehr glücklich gemacht, als mir gesagt wurde, dass ich sie haben kann. Ich will sie nicht wieder hergeben.“

Wirtz spricht auch offen über seine Kölner Vergangenheit: „Es ist immer wieder komisch gegen Köln zu spielen, aber es ist immer besonders. Ich habe gemischte Gefühle, wenn ich an den 1. FC Köln denke. Ich komme aus Köln, wurde dort ausgebildet, hatte dort eine sehr schöne Jugend. Dann habe ich mir das Kreuzband gerissen gegen Köln, da wurde nicht so gut mit mir umgegangen.“ Zu den Schmähgesängen der Kölner Fans bei der Verletzung 2021 äußert sich Wirtz nicht genauer, dafür adelt ihn Hans-Peter Lehnhoff: „Dass man vom Rivalen so eine Häme bekommt, wenn man sich so schwer verletzt - gegen einen so jungen Spieler. Da hat Flo einen super Charakter, eine super Mentalität, dass er nie ein Wort dazu gesagt hat.“

Granit Xhaka schwärmt von Flo Wirtz

Und Granit Xhaka schwärmt: „Talent ist das eine, seine Arbeit das andere. Wenn man ihn täglich erlebt, weiß man, warum der Junge so gut ist. Riesenprofi, super Mentalität - in diesen jungen Jahren diese Persönlichkeit zu haben, keine Angst zu haben - Chapeau! Soweit war ich in seinem Alter nicht.“

Das Gebilde Bayer-CEO Bill Anderson betont: „Xabi, Fernando, Simon - sie sind fantastische Profis. Sie haben Erfahrung, sie sind ehrgeizig, sie haben Leidenschaft. Sie sind aber auch bodenständig und demütig. Das ist eine wunderbare Kombination.“ Generell wird an vielen Stellen der Doku deutlich, dass es sich um eine besondere Mischung an Qualität und Mentalität im gesamten Klub handelt. Anderson sagt: „Überall wo ich hingehe, wollen die Leute wissen: ‚Was ist das Geheimnis hinter Bayer Leverkusen?‘“

Xabi Alonso erklärt: „Zum Glück ist meine Büro nicht weit weg von der Kabine, ich habe also ein gutes Gespür dafür, wie die Stimmung, wie die Energie in der Mannschaft ist. Es hilft mir sehr, einzuschätzen, wann sie mal alleine unter sich bleiben müssen, oder wenn ich einschreiten muss.“

Der Torjäger Victor Boniface kuschelt mit der Meisterschale und verrät, warum er beim ersten Spiel gegen Leipzig besonders motiviert war: „Das erste Spiel gegen Leipzig war für mich besonders, weil RB zuvor an mir interessiert war, aber daraus nichts wurde. Das habe ich persönlich genommen und versucht, unbedingt das Spiel zu gewinnen.“

Die Bayern-Spiele Das 2:2 in der Hinrunde bei Bayern München wird als eines der ersten Schlüsselspiele der Saison gewertet. Wirtz: „Ich habe da noch mehr Vertrauen in die Mannschaft gewonnen.“ Jonathan Tah: „Das war für mich ein Moment, in dem ich gemerkt habe: Hier in Leverkusen hat sich etwas geändert. Wir wollen sie dominieren, wir wollen das Spiel gewinnen.“ Auch Rudi Völler war begeistert: „Das war das erste Mal seit vielen Jahren, dass dieses Spiel auf Augenhöhe war.“ Und Rolfes erklärte, dass schon im September 2023 deutlich wurde, das etwas drin ist in dieser Saison: „Da war klar: Wir sind nicht nur eine gute Mannschaft für die Top 4, sondern wir kämpfen mit allen um alles.“

Nach dem 3:0 im Rückspiel, als der Vorsprung auf fünf Punkte gewachsen war, wurde das Selbstbewusstsein noch größer. „Es war klar, dass diese Mannschaft aus anderem Holz geschnitzt ist. Nicht nur die fußballerische Qualität hat, sondern auch die Mentalität, um durchzuziehen“, sagt Rolfes.

Der Afrika Cup Es wird deutlich, dass es auch intern Bedenken gab, als im Januar und Februar bis zu fünf Spieler beim Afrika Cup fehlten. Alonso gibt Einblicke in seine Gedankenwelt zu diesem Zeitpunkt: „Wenn wir die vier, fünf Spiele gut spielen, ist alles gut, wenn nicht, werden wir vielleicht nicht Meister. “ Und Rolfes plaudert aus: „Ich hatte in der Küche und überall Afrika-Cup-Pläne rumfliegen, um zu wissen, wann Spieler wieder zurückkommen können.“

Die Pokalwettbewerbe Richtig emotional wird es bei den Halbfinalspielen in der Europa League gegen die AS Rom, gegen die man im Vorjahr an selber Stelle gescheitert war. Besonders die Rolle von Roma-Kapitän Gianluca Mancini, der in beiden Jahren viel provoziert hatte, gefiel einigen Spielern bei Bayer 04 nicht, wie Xhaka verrät: „Es gibt Karma im Fußball. Wenn man über Karma redet, gibt es einen Spieler, der sich gegen Leverkusen keine Freunde gemacht hat. Der macht dann das entscheidende Eigentor. Da haben sich sehr viele Spieler dementsprechend sehr gefreut.“

Vor den beiden Endspielen in Europa League und DFB-Pokal gibt Robert Andrich zu: „Wenn wir nur mit einem Titel (der Meisterschaft) rausgehen, würde es das Ganze schon etwas schmälern.“ Xhaka beschreibt eindrücklich, wie die Niederlage gegen Atalanta Bergamo geschmerzt hat, aber auch die Freude über den DFB-Pokalsieg gegen Zweitligist Kaiserslautern: „Ich hatte das Gefühl, dass der DFB-Pokalwettbewerb fast wichtiger war als die Europa League.“ Für Simon Rolfes gibt es einen entscheidenden Sieg auf dem Weg zum Pokalgewinn: „Stuttgart im Viertelfinale war das entscheidende Spiel der Pokalsaison. Das war der Schlüssel zum Pokalsieg. “

Und Alonso erklärt zum verlorenen Europapokalfinale: „Ich habe viel von diesem Spiel gelernt. Das werde ich nicht vergessen und wird mich zu einem besseren Trainer machen.“

Der Meistertitel Einige Spieler berichten von einer kleinen Leere direkt nach dem Jubel gegen Bremen. Alonso sagt: „Ich hatte nicht diese emotionale Explosion von Glück und Euphorie. Es war mein ein Empfinden von Stolz. Es ist anders, wenn man Trainer ist. Als Spieler rastet man mehr aus. An der Seitenlinie nimmt man es ruhiger hin.“ Ein sehr schönes Bild aus der Kabine anschließend ist, wie Florian Wirtz seiner Mutter ein alkoholfreies Bier heraussucht. Rudi Völler betont: „Ich hätte in den vergangenen 2o Jahren auch gerne mal einen Titel gewonnen. Aber was in den zwei Jahren nach meinem Abschied entstanden ist, ist ein Traum.“

DFB-Pokal riecht nach Alkohol

Die Party Nach dem gewonnenen Pokalfinale feiert die Mannschaft erst in Berlin und dann in Leverkusen und der Bay-Arena. „Das war die erste Nacht, die ich seit 1993 wieder durchgemacht habe“, betont Vollborn. Jonathan Tah beschreibt die Gefühlslage in der Mannschaft zu dieser Zeit: „Wir haben Vollgas gegeben, Da konnten wir alles rauslassen, weil wir kein Spiel mehr hatten.“ Während Jeremie Frimpong beim Halten des DFB-Pokals feststellt: „Der riecht nach Alkohol“, sagt Florian Wirtz auf der Couch sitzend: „Die beiden Trophäen hier neben mir - daran könnte ich mich gewöhnen.“

Der heimliche Star Einige Protagonisten können während der Doku die Tränen nicht zurückhalten, doch der heimliche Star der Serie ist Rüdiger Vollborn, der richtig aufgewühlt ist. Der Ex-Torhüter, der mit Bayer 04 im Jahr 1988 den Uefa-Cup gewonnen hatte, prophezeit, dass die Spieler noch gar nicht wissen können, was sie geleistet haben: „Es war mir 1988 auch nicht klar, was es den Menschen bedeutet.“ Der 61 Jahre alten Torwartlegende gehören auch die letzten Worte der Filmreihe: „Die werden in 25 Jahren zum Jubiläum in dieses Stadiun einlaufen und sich fragen, wenn das ganze Stadion aufsteht: ‚Mein Gott, was ist den hier los?‘ Wow. Ich möchte 86 Jahre alt werden, um diese Truppe dabei zu sehen. Sie haben es wirklich geschafft, diesen Traum von uns Bayer-04-Fans zu verwirklichen. Da haben sie sehr, sehr Großes geleistet.“