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„Nicht gut mit mir umgegangen“Florian Wirtz kritisiert Fans des 1. FC Köln – Reaktion folgt prompt

Lesezeit 4 Minuten
Florian Witz läuft am 24. Spieltag der Saison 2023/24 mit Kölner Einlaufkindern  im Rhein-Energie-Stadion ein. An sein Gastspiel im Jahr 2020 erinnert sich der Pulheimer nur ungern zurück.

Florian Witz läuft am 24. Spieltag der Saison 2023/24 mit Kölner Einlaufkindern im Rhein-Energie-Stadion ein. An sein Gastspiel im Jahr 2020 erinnert sich der Pulheimer nur ungern zurück.

Auch Bayer-Sportchef Simon Rolfes spricht in einer Amazon-Doku zum Leverkusener Double über den damals umstrittenen Wechsel.

Es war ein Wechsel, der beim 1. FC Köln und seiner gesamten Anhängerschaft im Januar 2020 für großes Kopfschütteln gesorgt hat. Und das Kopfschütteln dürfte zumindest unter der Anhängerschaft auch heute noch anhalten: Mit Florian Wirtz wechselte damals das wohl wertvollste Talent der Vereinsgeschichte ohne nennenswerten Gegenwert nach Leverkusen.

Für den 1. FC Köln war es ein schwerer Rückschlag. Wirtz galt damals bereits als eines der größten Talente seines Jahrgangs, wurde unter anderem im letzten Jahr Deutscher Meister mit den B-Junioren. Als sich der damals 16-Jährige bereits für Leverkusen entschieden hatte, gab es noch mal ein Treffen mit der Führung des FC – doch zu diesem Zeitpunkt war es bereits zu spät.

An der Abwerbung von der anderen Rheinseite änderte auch ein bereits lange bestehendes Gentlemen’s Agreement nichts. Die Vereine Bayer Leverkusen, 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach hatten sich demnach darauf verständigt, keine Jugendspieler der regionalen Konkurrenten abzuwerben. Doch Bayer bot Wirtz in Hinblick auf dessen auslaufenden Vertrag in Köln direkt einen Profi-Vertrag an. Der FC erhielt eine Entschädigung, die mit dem tatsächlichen Wert des Spielers schon damals nichts zu tun gehabt haben dürfte.

Bayer-Sportchef Simon Rolfes: „Dann war es einfach so, dass der Vertrag auslief“

In der Dokumentation „Bayer Leverkusen – a dream comes true“, welche im Zuge des historischen Doubles der vergangenen Saison von Amazon Prime produziert und erstmals am 16. September 2024 ausgestrahlt wurde, äußerten sich rückblickend nun auch noch einmal der Spieler selbst, sowie Bayer-Sportchef Simon Rolfes.

Ex-Bayer-Profi Rolfes sagt dort über den Vorlauf des brisanten Wechsels: „Ich habe ihn das erste Mal gesehen, als er 13 war, dann mit 14 wieder und mit 15 wieder. Zu der Zeit war ich auch gar nicht bei Bayer 04. Dann war es einfach so, dass der Vertrag auslief, dass er in einem Jahr ablösefrei war.“

Daraufhin sei Rolfes in der Zwischenzeit Sportdirektor der Werkself geworden. „Und in dem ganzen Prozess war es für mich klar, Florian hat riesiges Potenzial, passt wie die Faust aufs Auge zu dem Fußball von Bayer 04“, rekapituliert der 42-Jährige.

Florian Wirtz über den 1. FC Köln: „Schon komisch, gegen Köln zu spielen“

Die Gefühlswelt des Spielers selbst, der mittlerweile zu einem echten Star im Weltfußball gereift ist, wird in dem Film ebenfalls thematisiert. Es sei für ihn „schon komisch, gegen Köln zu spielen“, so Wirtz, doch aufgrund seiner FC-Vergangenheit auch „etwas Besonderes“.

Bayer-Profi Florian Wirtz wurde im März 2022 mit einem Kreuzbandriss im linken Knie gegen den 1. FC Köln ausgewechselt.

Bayer-Profi Florian Wirtz wurde im März 2022 mit einem Kreuzbandriss im linken Knie gegen den 1. FC Köln ausgewechselt.

Der Nationalspieler denkt „natürlich mit gemischten Gefühlen an den 1. FC Köln“. Seine Jugend sei dort „sehr schön“ gewesen, so der 21-Jährige: „Ich bin gebürtiger Kölner und habe dort eine sehr gute Entwicklung genommen.“

Florian Wirtz erinnert sich an Beleidigungen einiger FC-Fans in Leverkusen

Doch andererseits erinnert sich Wirtz auch an seine schwere Verletzung, die er sich am 26. Spieltag der Saison 2022/2023 in der Bay-Arena zugezogen hat, und an die Reaktionen einiger Kölner danach: „Dann habe ich mir natürlich auch gegen Köln vor ein paar Jahren das Kreuzband gerissen. Wo dann auch nicht so gut mit mir umgegangen wurde“, sagt Wirtz betroffen.

Der Nationalspieler dürfte damit wohl jenen Moment ansprechen, als er im Leverkusener Stadion per Trage vom Platz gebracht wurde und sich Beleidigungen und Schmähgesänge von Seiten einiger FC-Fans anhören musste.

Im sozialen Netzwerk X verbreitete sich die Einschätzung von Florian Wirtz natürlich schnell. Prompt folgten Reaktionen von Kölner Anhängern noch am Tag der Veröffentlichung der Sport-Dokumentation. Während einige erklären, von Verunglimpfungen in Richtung Wirtz nichts mitbekommen zu haben, sind auch erneut Beschimpfungen in Richtung des Spielers zu lesen.

Nicht wenige nehmen Wirtz den Wechsel nach Leverkusen offenbar immer noch übel, verwechseln dabei allerdings mangelnde Dankbarkeit eines Fußball-Talents mit dessen sportlichen Abwägungen: „Ach krass, scheinbar ist zwischen der schönen Zeit in der Jugend und seinem Kreuzbandriss nichts vorgefallen“, kommentiert ein User etwa unter einem Zitat-Post und erhält dafür Zuspruch.

Das einzige, was allerdings tatsächlich in der Zwischenzeit vorgefallen ist: Florian Wirtz wechselte den Fußballverein auf Grundlage einer sportlich nachvollziehbaren Entscheidung. Seitdem entwickelte sich der Profi in der Werkself rasend schnell zum Leistungsträger, gewann zuletzt Meisterschaft und Pokal und steht vor seiner ersten Teilnahme in der Champions League. (oke)