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Bayer-Star in der KriseMoussa Diaby muss spielen, obwohl er völlig außer Form ist

Lesezeit 3 Minuten
Diaby außer Form

Moussa Diaby

Leverkusen – Torhüter Lukas Hradecky ist in Leverkusen der Mann für das offene Wort. Mit Diplomatie oder subtiler Rhetorik hält sich der Finne slowakischen Ursprungs nicht lange auf. Und so sagte der Kapitän nach einem Spiel, das der Kollege Moussa Diaby mit Toren und Vorlagen entschieden hatte: „Bei ihm ist es wie mit der berühmten Ketchupflasche. Entweder es kommt alles oder gar nichts.“

Diese in der Emotion geäußerte Populärmetapher kommt einer wissenschaftlichen Leistungsanalyse des Franzosen allerdings sehr nahe. In den ersten vier Spielen der Saison brachte es der französische Nationalspieler auf vier Torbeteiligungen, in den folgenden sieben nur auf zwei, in den nächsten elf auf 13. Diesem stabilen Hoch folgte aber das aktuelle Tief. Diaby hat in den letzten sieben Spielen kein Tor erzielt und nur gegen Hertha BSC zwei vorbereitet. Sechsmal blieb er ganz ohne eine statistische Beteiligung.

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Trainer Gerardo Seoane, der die Vorbereiter- und Vollstreckerqualitäten des 22-Jährigen in den letzten drei Spielen der Saison ganz besonders benötigt, kann diese krassen Schwankungen analytisch herleiten. Vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt (Montag, 20.30 Uhr, Bay-Arena), sagt der Schweizer: „Ein Faktor ist, dass unser Spiel in der Offensiv-Abteilung nach den Verletzungen von nicht mehr so intensiv ist. Je mehr zu angreifst, desto mehr Aktionen haben die Offensivspieler.“

Das erklärt vor allem die Flaute seit den Verletzungen von Florian Wirtz und Jeremie Frimpong, mit denen der Franzose von der Mitte bis rechts ein magisches Dreieck bildete. Die grundsätzlichen Schwankungen auf dem noch nicht vollständig abgeschlossenen Weg des einstigen Talentes zum internationalen Top-Spieler begründet Seoane so: „Jeder Gegner hat inzwischen genügend Erkenntnisse, um sich auf den Spieler Diaby vorzubereiten. Man kennt ihn jetzt, man weiß um seine Stärken und man versucht, das jetzt auszubremsen.“

Junge Spieler, so Seoane, stünden permanent vor der Aufgabe, diesen steigenden Widerstand zu überwinden: „Du kommst, man kennt dich nicht. Dann haben sie dich auf dem Radar. Dann bist du eine Stufe höher. Dann weiß man: Den muss man doppeln, den muss enger nehmen. Es ist immer wieder eine Herausforderung, neue Lösungen zu suchen, wie man sich durchsetzen kann.“

Zu allem kommt der körperliche Verschleiß während einer Saison, die sich dem Ende zuneigt. In 29 von 31 möglichen Liga-Spielen (zweimal war Diaby gesperrt) stand der Franzose rund 90 Prozent der Spielzeit auf dem Platz, insgesamt 2506 von 2610 möglichen Minuten. Auch das ist für den Cheftrainer ein Aspekt. „Moussa war in der Vorbereitung von Tag eins an da. Er hat alle Testspiele gemacht und abgesehen von Sperren alle Spiele in der Bundesliga. Wir wollten oft nicht auf ihn verzichten, deshalb fällt es ihm jetzt vielleicht ein bisschen schwerer.“

Trotz allem, was den pfeilschnellen, wendigen und dribbelstarken Franzosen gerade von seiner Top-Form trennt, ist eines ausgeschlossen: Eine Schonung in den letzten drei Spielen der Saison, die über den Einzug in die Champions League entscheiden, über potenziell 25 Millionen Euro gesicherte Einnahmen und weltweite Aufmerksamkeit für die Marke Bayer 04. Wenn nichts Außergewöhnliches geschieht, wird Diaby fast alle der jetzt noch möglichen 270 Spielminuten absolvieren, denn es gibt keine schlüssigen Alternativen mehr.

Es gibt keinen Konkurrenzkampf mehr

„Ein Punkt, der jetzt nicht da ist, ist der Konkurrenzkampf“, sagt Gerardo Seoane, „wir haben Paulinho und Moussa als natürliche Außenspieler, alle anderen Möglichkeiten wären keine 1a-Lösungen. Das Argument: ,Einer spielt im Moment nicht so gut, also muss ein anderer spielen’, das funktioniert im Moment nicht. Also muss ich andere Wege suchen und versuchen, den Spieler noch mehr zu überzeugen und noch mehr zu unterstützen, damit er eine bessere Leistung abliefert."

Bei Diaby genügt manchmal ein einziges Tor oder eine Vorlage. Und die Ketchup-Flasche geht wieder auf.