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Nach Hradecky-SperreAndrey Lunev ist Leverkusens russische Lösung im Tor

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Andrey Lunev

Leverkusen – Als Andrey Lunev im Juli 2021 im Trainingslager von Bayer 04 Leverkusen in Kaprun seinen ersten und bislang einzigen größeren Auftritt vor deutschen Medien hatte, versprach er auf Englisch: „Leute, das nächste Interview führen wir auf Deutsch.“ Der Torhüter war mit viel Ehrgeiz und großen Ambitionen von Zenit St. Petersburg zu Bayer 04 Leverkusen gewechselt. „Ich bin nicht nach Deutschland gekommen, um die Nummer zwei zu werden. Natürlich will ich spielen“, hat er damals gesagt.

Seitdem ist ein Jahr vergangen, Lunev spielte nicht viel. Und die Welt hat sich verändert. Russische Sportler sind durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine von weiten Teilen des Weltsports ausgeschlossen worden. Sie dürfen nicht mehr bei Olympia teilnehmen und als Einzel-Athleten auch nicht in den meisten olympischen Sportarten bei Welt- und Europameisterschaften sowie in Weltcups starten. Eine Ausnahme bildet der Mannschaftssport in Profi-Teams. Unter anderem die Verbände des Fußballs, Handballs, Volleyballs und Eishockeys haben in Deutschland darauf verzichtet, russische Sportler zu sanktionieren.

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Und so geht Andrey Lunevs Wunsch nach Spielzeit wohl kurzfristig in Erfüllung. Der Kollege Lukas Hradecky wird nach seinem fahrlässigen Handspiel außerhalb des Strafraums in Dortmund für eine Partie gesperrt. Aller Voraussicht nach vertritt ihn am Samstag im Heimspiel gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr) die Nummer zwei im Bayer-Kader.

Eine Normalität wird das allerdings schon aus einem simplen Grund nicht sein: Andrey Lunev ist der einzige russische Spieler im deutschen Profi-Fußball unter dem Dach der DFL, wenn man einmal von Gael Ondoua vom Zweitligisten Hannover 96 absieht, der neben der kamerunischen noch die russische Staatsbürgerschaft besitzt. Da Ondoua aktueller Nationalspieler Kameruns ist, sind die Dinge hier allerdings fußballerisch klar definiert.

Bei Andrey Lunev sind sie es auch. Der gebürtige Moskauer hat seine gesamte Karriere vor dem Wechsel nach Deutschland im russischen Fußball verbracht, 117 Spiele im Trikot von Zenit St. Petersburg absolviert und drei nationale Titel gewonnen. Für Bayer 04 stand er nur zweimal im Tor. In der Bundesliga zum Saisonfinale am 14. Mai 2022 gegen den SC Freiburg und am 9. Dezember 2021 im letzten Europa-League-Gruppenspiel gegen Ferencvaros Budapest. Beide Partien waren sportlich weitgehend bedeutungslos geworden.

Nach dem Überfall seines Heimatlandes auf die Ukraine hatte Lunev im März auf Instagram folgenden Text mit einem Bild gepostet, das ihn im Trikot der russischen Nationalmannschaft zeigte: „Ich habe mich immer aus der Politik herausgehalten und werde diese Position auch weiterhin beibehalten. Ich möchte mich nicht zu den Geschehnissen in der Ukraine äußern. Aber ich bin in erster Linie ein Russe und ich bin stolz darauf. Ich liebe mein Heimatland.“ Danach schloss er in Ablehnung der Geschäftsbedingungen seinen Instagram-Account und ist seitdem beim russischen Messenger-Dienst Telegram angemeldet. Auf die dadurch entstandene Kritik in Fan-Kreisen antwortete Bayer 04 damals mit folgendem Statement: "Andrey hat selber Freunde und Verwandte in der Ukraine. Seit Beginn des Krieges hat er sich im Verein gegenüber den Verantwortlichen, Teamkollegen oder Staffmitgliedern stets deutlich gegen Gewalt und für friedliche Lösungen ausgesprochen."

Im Kreis seiner Kollegen ist der 31-Jährige ein kommunikativer und beliebter Kollege, über den Lukas Hradecky nach dem Spiel in Dortmund sagte: „Jetzt spielt Andrey. Alle sind wichtig im Kader, und ich freue mich, dass er auch seine Chance bekommt. Extra Unterstützung braucht er nicht. Er ist ein guter Typ und stark genug.“

Andrey Lunevs große Hoffnungen, die sich mit dem Wechsel nach Deutschland verbanden („Ich wollte immer in solch einer Power-Liga spielen“) werden sich dennoch schwer erfüllen lassen. Der Vertrag des einstigen russischen Nationaltorhüters, der im Vorjahr ablösefrei gekommen war, läuft nach dem Ende dieser Saison aus. Ebenso wie der von Lukas Hradecky, mit dem Bayer 04 ungeachtet der seit Längerem geäußerten Versicherungen, dass nur noch Kleinigkeiten fehlten, immer noch nicht verlängert hat.