Simon Rolfes, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen, möchte das Transferfenster im Fußball früher schließen und verlangt ein gemeinsames Vorgehen der Top-5-Ligen.
Neue Deadline im SommerSo sieht der Rolfes-Plan fürs Transferfenster aus
Der September ist aus privater Sicht der Lieblingsmonat von Simon Rolfes. „Im Sommer hast du auch ein paar Tage mal Ruhe“, sagt der Sportgeschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen. „Aber du stehst trotzdem immer unter Strom. Jetzt, im September, ist die einzige Phase, wo man mal richtig zur Ruhe kommt.“ Der 42-Jährige hat beim Doublesieger bis zur Schließung des Transferfensters am vergangenen Samstag an einem Kader gebastelt, der an den Höhenflug in Bundesliga und DFB-Pokal der vergangenen Saison anknüpfen und in der Champions League konkurrenzfähig sein soll.
Besonders die Transferposse um Jonathan Tah, der sich einen Wechsel zum FC Bayern München gewünscht hatte, dessen Wunsch letztlich aber nicht in Erfüllung ging, zerrte an den Nerven der Leverkusener Verantwortlichen. Nachdem nun erst einmal Ruhe auf dem Transfermarkt einkehrt, blickt Rolfes auf das große Ganze und bringt dabei ein jährlich wiederkehrendes Thema auf den Tisch. Der gebürtige Westfale spricht sich für eine Veränderung der Regularien im Transfersommer aus. Dabei geht es um den Zeitpunkt, zu dem das Fenster für Wechsel schließt.
„Diese Hektik der letzten zwei Wochen, diese Unruhe, die es dann auch immer in einer Mannschaft gibt oder bei Spielern, da fände ich es gut, wenn die früher vorbei ist. Dass früher, vor dem ersten Spieltag klar ist, das ist die Mannschaft, mit der gehen wir in die Saison“, sagte Rolfes im Podcast „Spielmacher – Fußball von allen Seiten“ von 360Media mit Sebastian Hellmann. „Die Transfers, die passieren genauso, wenn die Transferphase zwei Wochen kürzer ist. Dann gibt es die letzten zwei Wochen ein bisschen früher. Aber die Transfers scheitern nicht daran, wenn man die Transferperiode verkürzt, sondern die gehen einfach schneller vonstatten. Das wäre ein Segen für alle.“
Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ präzisiert der ehemalige Nationalspieler seine Vorstellungen. Für ihn gehe es nicht darum, dass die Europäische Fußballunion (Uefa) andere Vorgaben mache, oder sich alle Mitgliedsländer auf einen gemeinsamen letzten Transfertag einigen würden. „Die Top-5-Ligen müssen sich zusammenschließen“, betont er vielmehr. „Du wirst nicht erleben, dass es zwei oder drei Länder machen. Wenn man als einziges Land vorprescht, tut man sich keinen Gefallen. Das muss eine Entscheidung aller Top-5-Ligen sein, sie müssen einen gemeinsamen Nenner finden. Wir müssen daran arbeiten, das weiter nach vorne zu bekommen.“
Problem internationale Play-offs
Rolfes und Bayer 04 engagieren sich aktiv, schieben diese Thematik immer wieder in der Kommission Fußball bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) an. In der Hoffnung, dass die Verbände aus England, Spanien, Italien und Frankreich mitziehen. Zuletzt waren es vor allem die Franzosen, die diesen Prozess verschleppten. Eines der großen Argumente der Gegner einer Vorverlegung der Transferdeadline sind die Champions League Play-offs, die erst nach dem Start in die nationale Saison ausgetragen werden. Einige Vereine wissen somit zum Ligastart nicht, wie viele Einnahmen sie im internationalen Wettbewerb generieren werden. Der Unterschied zwischen einer Teilnahme an der Champions oder der Europa League ist immer noch enorm – vor allem für vermeintlich kleinere Teams. „Das ist der Punkt, der es immer ein bisschen behindert hat“, sagt Rolfes, blickt aber positiv in die Zukunft.
Frankreich soll mittlerweile eine weniger ablehnende Haltung einnehmen. Deutschland und England sind ohnehin Antreiber einer neuen Regelung. In Italien und Spanien wäre wohl auch noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Für Rolfes ist auch das Thema fairer Wettkampf ein wichtiges Argument. „Wenn Klubs nach dem ersten Spieltag noch zwei bis drei Spieler verpflichten, kann es manchmal eine völlig andere Mannschaft sein. Das betrifft dann den Punkt Wettbewerbsintegrität“, sagt der Baumeister der Leverkusener Doublemannschaft. „Deswegen macht es Sinn, zu versuchen, dass alle mit dem gleichen Kader gegeneinander spielen.“
Ralph Hasenhüttl stößt ins selbe Horn
In den vergangenen Jahren hatten sich immer wieder Protagonisten aus dem Profifußball für einen früheren Transferstopp im Sommer ausgesprochen. „Ich finde, es würde nichts verändern, wenn wir die ganze Story einen Monat früher beenden würden“, hatte beispielsweise Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl zuletzt gesagt: „Dann hättest du vielleicht mal ein paar Wochen, in denen du mit deiner Mannschaft arbeiten kannst und dann am ersten Spieltag weißt: Das ist deine Truppe.“ Einen fixen Zeitpunkt, wann das Transferfenster in Zukunft schließen soll, hat Rolfes nicht im Kopf. „Ich habe keinen Wunschtermin, ob es nun der 1. August oder der 15. August wird“, sagt er. „Grundsätzlich, sollte es vor dem 1. Spieltag in den großen Ligen gelöst sein, das würde allen helfen. Die letzten zwei Wochen sind immer hektisch. Ob die Ende Juli, Anfang August oder Ende August hektisch sind, ist egal. Die ganzen Transfers passieren alle genauso. Man hat dann aber die Situation, dass zu Saisonbeginn mehr Klarheit herrscht.“
Während der laufenden Spielzeit werden die Daten des Transferfensters im Sommer 2025 festgelegt. Rolfes gibt die Hoffnung nicht auf, dass es dann eine Regelung für eine frühere Deadline geben wird: „Wir werden daran arbeiten, das weiter nach vorne zu bekommen. Auch im Austausch mit den anderen Ligen.“