Köln – Mit seinem Interview-Abbruch nach dem gewonnenen Champions-League-Finale hat Toni Kroos für Wirbel gesorgt. Der siegreiche Kroos fand nur wenig Gefallen am Gespräch mit ZDF-Reporter Nils Kaben. „Scheißfragen“ habe Kaben ihm gestellt, erklärte Kroos wütend und brach das Interview kurzerhand ab. Zurückblieb ein verdutzter ZDF-Reporter. In der langen Geschichte von Fußballer-Interviews ist Kroos mit seinem Affront allerdings keineswegs allein. Wie ein Blick in die Historie zeigt, hat es bereits einige hitzige Interviews mit Fußballspielern gegeben. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat die zehn denkwürdigsten zusammengetragen.
Janusz Gora (SSV Ulm 1846)
Man kann es eigentlich kaum Interview nennen, was Janusz Gora vor ziemlich genau 20 Jahren nach einem Bundesliga-Spiel zwischen dem SSV Ulm 1846 und dem F.C. Hansa Rostock ablieferte – doch das Ein-Wort-Gespräch hat mittlerweile absoluten Kultstatus im deutschen Fußball erlangt. Nachdem der SSV in Rostock gleich viermal die Rote Karte gesehen hatte und damit bis heute einen Rekord hält, wollte ein Reporter von Gora einen Kommentar zum Spiel – und bekam ihn auch. „Skandal!“ brüllte der Spieler ins Mikro und dampfte dann wutentbrannt in Richtung Kabine ab.
Lothar Matthäus (FC Bayern München)
Auch einer der ganz großen deutschen Fußballer findet sich in dieser Liste wieder: Lothar Matthäus! Die Bayern-Legende hatte nach einem Auswärtsspiel des FC Bayern beim Karlsruher SC zwar kein direktes Problem mit Reporter Babak Milani, nutzte das Interview jedoch dennoch, um kräftig auszuteilen – und zwar gegen den Schiedsrichter. „Das ist doch eine Frechheit, was der pfeift. Nur für eine Richtung, gelbe Karte für uns, rote Karte für uns – der pfeift doch alles gegen uns“, legte Matthäus wutentbrannt los, dampfte dann fast schon ab, kam aber doch noch einmal zurück und legte nach: „Das ist Arbeit, wo man leistet… Samstagnachmittag.
Und ein Mann im Stadion bringt die Spieler um ihre Leistung, um ihre Prämie und alles. Und das ist eine absolute Frechheit“, polterte der Bayern-Star weiter. „Wenn da der DFB nicht langsam einschreitet gegen sowas, dann verstehe ich das nicht mehr. Das muss mal gesagt werden!“ Die Nachfrage, ob denn nur der Schiedsrichter Schuld gewesen sei, ließ Matthäus nicht gelten – und stapfte davon.
Kevin Kuranyi (VfB Stuttgart)
Mit „Scheißfragen“ kennt sich auch Kevin Kuryani aus, der einst wenig Lust hatte, über seine persönliche Zukunft direkt nach dem Abpfiff zu sprechen. Premiere-Reporter Jan Henkel wollte von Kuranyi jedoch unbedingt eine Antwort auf seine Frage. „Wollen sie mich verarschen oder wie?“ fragte der Stürmer zurück. „Ich antworte nicht auf so eine Scheissfrage, ehrlich gesagt.“ Henkel bohrte weiter, Kuranyi stellte klar: „Ich habe schon gesagt, auf eine andere Frage antworte ich gerne, aber nicht auf so eine Scheißfrage.“ Damit endete das wenig erfolgreiche Interview dann auch.
Jan Löhmannsröben (1. FC Kaiserslautern)
Ein weniger bekannter Name ist ebenfalls in dieser Liste mit dabei: Jan Löhmannsröben. Nach einem 1:1-Remis seines 1. FC Kaiserslautern beim SSV Zwickau zeigte sich der Lauterer im Gespräch mit „Telekom Sport“ nach Abpfiff nur wenig einverstanden mit der Schiedsrichterleistung. „Wenn das kein Foulspiel ist, ja leck mich am Arsch, Alter. Da fehlen mir die Worte. Wenn das ein Schiri ist, weiß ich nicht Digger, soll er Cornflakes zählen gehen. Da platzt mir die Krawatte. Da spielst du hier ein super Spiel… keine Ahnung, was der Schiedsrichter sich gedacht hat, ich hoffe, der kann eine Woche nicht pennen. Der soll erstmal Kreisliga pfeifen und die Augen aufmachen.“ Immerhin: Die Telekom-Reporterin kam ungeschoren davon.
Cristiano Ronaldo (portugiesische Nationalmannschaft)
Den wortlosesten „Interview“-Ausraster in dieser Liste hat sich unterdessen einer der Superstars des Sports geleistet. Tatsächlich kann man es kaum Interview nennen, denn das „Gespräch“ endete bereits bevor es beginnen konnte. Während Cristiano Ronaldo sich vor dem letzten wichtigen Gruppenspiel der Europameisterschaft 2016 die Beine vertreten wollte, wurde der Portugiese von Reportern belagert. Einer wagte sich mit seinem Mikrofon zu nah an „CR7“, der sich kurzerhand das Mikrofon schnappte und es in einen Teich vor dem Teamhotel warf. Geschadet hat der Wutausbruch nicht: Ronaldo schnappte sich mit Portugal schließlich den Titel als Europameister.
Per Mertesacker (deutsche Nationalmannschaft)
Kultstatus hat unterdessen auch ein Interview von Per Mertesacker erlangt. Nach einem harterkämpften 2:1-Sieg des DFB-Teams bei der Weltmeisterschaft 2014 gegen Algerien konnte der Nationalspieler mit den Reporter-Fragen nur wenig anfangen. „Ist mir völlig wurscht“, entgegnete „Merte“ auf die Frage, warum sich die Mannschaft so schwer getan habe. „Was wollen sie jetzt von mir so kurz nach dem Spiel, kann ich nicht verstehen. Glauben sie unter den letzten 16 ist eine Karnevalstruppe?“, führte Mertesacker aus.
„Ich leg mich erstmal drei Tage in die Eistonne und dann analysieren wir das Spiel.“ Doch ZDF-Reporter Boris Büchler ließ nicht locker und frage noch einmal, ob der spielerische Anspruch nicht höher sein müsste. „Wat wollen sie? Wollen sie eine erfolgreiche WM oder sollen wir wieder ausscheiden und haben schön gespielt? Ich versteh die ganze Fragerei nicht.“ Abgebrochen hat Mertesacker das Interview übrigens trotzdem nicht – lang ging es allerdings auch nicht mehr. Eine erfolgreiche WM wurde es derweil tatsächlich: Das DFB-Team wurde 2014 Weltmeister.
Jonas Hector (1. FC Köln)
Der Kapitän des 1. FC Köln rastet in Interviews zwar nicht aus, kann sein Unverständnis über so manche Frage jedoch auch nur schlecht verbergen. So passierte es auch nach dem Relegations-Hinspiel gegen Holstein Kiel in der Saison 2020/21. Das Gespräch mit dem DAZN-Reporter Sebastian Benesch stand nach der 0:1-Niederlage der Kölner von Beginn an unter keinem guten Stern. Benesch forderte Hector auf „Dampf abzulassen“ – was der Kölner so gar nicht nachvollziehen konnte. „Was soll ich denn jetzt hier Dampf ablassen?“ fragte Hector mit entgeistertem Blick zurück. Kurz sah es dann nach einem normalen Interviewverlauf aus, dann wollte Benesch allerdings noch wissen, wie „leer“ Hector sich nun fühle – offensichtlich ein Fehler.
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„Immer diese Scheißfragen… Das ist ja ihr Job. Dumme Fragen zu stellen, das machen sie gut. Das Ding ist, ich bin nicht leer, ich bin enttäuscht, dass wir das Spiel verloren haben.“ Benesch probiert es noch einmal – wie schwer denn nun die mentale Arbeit bis zum Rückspiel sei, wollte der DAZN-Reporter wissen und erntete erneut einen entgeisterten Blick Hectors. „Also darauf habe ich jetzt wirklich keine Antwort“, erklärte der Kölner konsterniert. Damit endete das Gespräch.
Zlatan Ibrahimovic (Paris St. Germain)
Nachdem der schwedische Superstar mit Paris St. Germain ein Spiel in der französischen Ligue 1 gewonnen hatte, konnte Ibrahimovic nur wenig mit den Fragen eines Reporters anfangen. „Sie scheinen es besser zu wissen als ich, sie schreiben ja auch drüber“, entgegnete „Ibra“ auf die Fragen des Reporters, ohne sich die inhaltlich überhaupt wirklich anzuhören. „Kennen sie Fußball besser als ich? Warum reden sie dann?“ Der Reporter verneinte und versuchte es erneut. Doch Ibrahimovic blieb bei seinem Interview-Boykott. „Sind sie ein Journalist oder ein Kameramann? Warum halten sie die Kamera? Sie sollten einen Kameramann haben. Das ist doch Low-Budget.“ Eine Antwort zum Spiel gab es vom Superstar passend zum Interviewverlauf nicht mehr – der „Kameramann“ ging leer aus.
Matthias Sammer (Borussia Dortmund)
Für ein weiteres hitziges Kult-Interview hat derweil Matthias Sammer bereits im Jahr 1994 gesorgt. Nach einem 3:3-Remis trotz zwischenzeitlicher 3:1-Führung mit Borussia Dortmund wurde Sammer, der sich im Laufe seiner Karriere den Spitznamen „Motzki“ einhandelte, zum Gespräch gebeten. Mit blutigem Auge und mit viel Dampf auf dem Kessel ging Sammer ins Interview. "Ich habe doch gesagt, wir sind selbstkritisch", zeigte der Dortmunder sich zunächst patzig. Erst bei der erneuten Nachfrage des Reporters verlor Sammer etwas die Fassung. "Wir haben uns doch nicht zurückgezogen, da muss ich ein völlig anderes Spiel gesehen haben", entgegnete Sammer und benannte den späten Gegentreffer als maßgeblichen Grund für den Punktverlust. Das wollte der Reporter jedoch so nicht gelten lassen, was Sammer vollends auf die Palme brachte. Mit glühenden Augen entgegnete der Dortmunder: "Ich hab doch gesagt, dass unser Torhüter vielleicht rauskommen muss und dass es kein Freistoß war – spreche ich Spanisch?" Und damit endete das Gespräch dann auch.
Thomas Müller (FC Bayern München)
Ebenfalls nicht zum Lachen zu Mute war Bayern-Star Thomas Müller nachdem überraschenden Pokal-Aus des Rekordmeisters gegen Holstein Kiel im Jahr 2021. Als ARD-Reporterin Valeska Homburg nach der Stimmung in der Kabine fragte, setzte Müller zur Antwort an und murmelte „Ja, was denken sie...“ Homburg entfuhr daraufhin ein Lacher, was den Bayern-Star nur noch mehr reizte. „Ja, sie lachen jetzt hier“, entgegnete Müller. Homburg bestritt das und versuchte sich in Schadensbegrenzung. „Natürlich haben sie gelacht!“ stellte der wenig amüsierte Müller jedoch fest – brachte das Interview dann aber doch noch zu Ende.