Der WDR reagiert auf Kritik an einer Umfrage zur Doku „Einigkeit und Recht und Vielfalt“. Die Doku soll dennoch in der ARD ausgestrahlt werden.
Heim-EM 2024WDR verteidigt umstrittene Umfrage – Nagelsmann: „rassistisch“
Der WDR hat eine umstrittene Umfrage zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft trotz scharfer Kritik von Spielern und aus der Gesellschaft verteidigt. „Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind, wie sie sind, aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland“, sagte WDR-Sportchef Karl Valks.
In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap hatten 21 Prozent der Befragten angegeben, sich mehr Nationalspieler mit weißer Hautfarbe zu wünschen. Außerdem finden es 17 Prozent der Befragten schade, dass Kapitän İlkay Gündoğan türkische Wurzeln hat.
Heim-Europameisterschaft: WDR reagiert auf Kritik zu Umfrage über „weiße“ Nationalspieler
WDR und ARD hatten nach Veröffentlichung der Studienergebnisse scharfe Kritik einstecken müssen. Die Umfrage wurde im Rahmen der Recherchen zur Doku „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ erstellt, die seit Samstag in der ARD-Mediathek abrufbar ist und am Mittwoch (5. Juni) im Ersten ausgestrahlt werden soll.
Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte bei einer Pressekonferenz im Trainingslager in Herzogenaurach deutliche Worte gefunden. „Ich hoffe, nie wieder so was von so einer Scheißumfrage lesen zu müssen“, sagte der Nationaltrainer am Sonntag. Er sei schockiert gewesen, dass solche Fragen gestellt würden. „Ich sehe es auch so, dass das rassistisch ist“, so Nagelsmann weiter.
Julian Nagelsmann nennt WDR-Umfrage „rassistisch“ – umstrittene Doku soll in der ARD laufen
Bereits zuvor hatte Nationalspieler Joshua Kimmich die Umfrage als „absolut kontraproduktiv“ und „rassistisch“ bezeichnet. „Gerade wer im Fußball aufgewachsen ist, weiß, dass das absoluter Quatsch ist“, erklärte der Mittelfeldspieler des FC Bayern München weiter.
Kritik hatte es auch daran gegeben, dass der WDR bei den Ergebnissen die Minderheit in den Vordergrund stellen würde, statt die 79 Prozent hervorzuheben, die mit der Hautfarbe der Nationalspieler kein Problem haben. In den sozialen Medien hagelte es Kritik, der Sender beharrt allerdings auf der Notwendigkeit der Umfrage.
Scharfe Kritik an WDR-Umfrage zur deutschen Nationalmannschaft – Sender reagiert
„Unser Reporter Philipp Awounou wurde in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation ‚Einigkeit und Recht und Vielfalt‘ mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenige ‚echte‘, hellhäutige Deutsche auf dem Fußballplatz stehen. Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen“ begründet WDR-Sportchef Valks die Entscheidung zur Umfrage.
Im Rahmen der Befragung wurden 1304 Menschen Anfang April telefonisch oder online zum Thema interviewt. Dabei kam auch heraus, dass fast zwei Drittel der Befragten es gut finden, dass viele Spieler mit Migrationshintergrund in der Nationalmannschaft spielen.