Nach dem letzten Spiel in MüngersdorfKölns EM-Botschafter Toni Schumacher zieht Bilanz und blickt auf den Viertelfinal-Hit

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Kölns EM-Botschafter Toni Schumacher wartet im Stadion auf den Beginn des Vorrunden-Spiels zwischen Schottland und der Schweiz.

Kölns EM-Botschafter Toni Schumacher im Stadion während des stimmungsvollen Vorrunden-Spiels zwischen Schottland und der Schweiz

Die Kölner Fußball-Legende Toni Schumacher ist seit anderthalb Jahren für die Stadt als EM-Botschafter im Einsatz.

Seit anderthalb Jahren ist er für die Euro 2024 mit Verve im Einsatz: Toni Schumacher (70) ist der EM-Botschafter der Stadt Köln. Der ehemalige Weltklassetorwart des 1. FC Köln nahm in dieser Zeit ungemein viele Termine rund um das Turnier wahr und war nicht nur in den vergangenen zwei Wochen, in denen in Müngersdorf gespielt wurde, sehr präsent.

Nach fünf Turnierspielen hat sich am Sonntagabend die EM aus Köln verabschiedet, das äußerst unterhaltsame Achtelfinale zwischen Spanien und Georgien (4:1) war jedenfalls die letzte EM-Partie im Rhein-Energie-Stadion. Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zieht die Kölner Fußball-Legende Bilanz, sagt, was ihm sehr gut oder weniger gut gefallen hat. Zudem blickt der Europameister von 1980 auch auf das mit Spannung erwartete Viertelfinal-Duell am Freitag (18 Uhr, Stuttgart) zwischen Gastgeber Deutschland und den starken Spaniern voraus.

Herr Schumacher, nach dem fünften Spiel hat sich die Euro 2024 aus Köln verabschiedet. Wie fällt Ihr Fazit als Fazit als EM-Botschafter der Stadt aus?

Toni Schumacher: Es war wunderschön. Die vergangenen zwei Wochen waren für mich gelebtes Europa, so, wie es sein soll. Es schwappte eine Welle der Begeisterung und Freude durch unsere Stadt. Wir haben nahezu ausnahmslos friedlich feiernde Fans aus vielen Ländern Europas in Köln begrüßen dürfen und auch sehr unterhaltsame, spannende Spiele im Stadion gesehen. Das letzte Spiel zwischen den Spaniern und Georgien war ein würdiger Abschluss und teilweise sogar richtig spektakulär, aber auch die Partien zwischen der Schweiz und Ungarn sowie Belgien gegen Rumänien waren fußballerisch sehr ansprechend. Wir waren stolze Gastgeber, ich bin überzeugt, dass sich die vielen Fans bei uns wohlgefühlt haben. Und mir persönlich war es eine große Ehre, in den vergangenen anderthalb Jahren neben meiner Rolle als Sportbotschafter der Stadt auch Kölns EM-Botschafter zu sein. Ich habe ungemein viele Termine wahrgenommen, alleine für die Euro waren es zwischen 50 und 60, die mir viel Freude bereitet haben und noch einmal eine Bereicherung für mich waren.  Geholfen hat mir dabei stets ein tolles, ungemein motiviertes Team der Stadt Köln. Ein ganz besonderer Dank geht an die vielen Volunteers, die so viel Zeit investiert und Leidenschaft gezeigt haben. Ohne sie wäre alles nicht so möglich gewesen.

Hatten Sie Lieblings-Gäste?

Die Antwort wird Sie nicht überraschen: die Schotten. Was Stimmung und Atmosphäre angeht, waren sie das Highlight. Da gab es teilweise richtige Verbrüderung zwischen den Schotten und den Kölnern. Ich denke, beide ticken auch ähnlich, sind sehr offen, können auch mal über sich selbst lachen oder nehmen sich sogar selbst auf die Schippe. Dass fußballerisch nicht immer alles nach Plan läuft und es Defizite gibt, das kennen wir auch aus Köln (lacht). Dennoch tut das der Stimmung und der Lebensfreude keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Wir wollten am Ende die Schotten gar nicht mehr gehen lassen, und sie wären sicherlich sehr gerne noch länger in Köln geblieben und zum Achtelfinale zurückgekehrt – leider sollte es nicht sein. Und da ich ja selbst dort noch gespielt habe, liegen mir auch die Türkei und ihre Fans sehr am Herzen. Es war Wahnsinn, wie sie nach ihren Siegen in der Stadt gefeiert haben. Gestört hat mich allerdings, dass viele türkischen Fans in den Stadien die Nationalhymne des Gegners ausgebuht haben. Da hätte ich mir mehr Respekt gewünscht.

Gab es Ereignisse, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Die Host City Köln hatte beispielsweise allen Fans mit einer Sehbehinderung im Rahmen des Public Viewings am Tanzbrunnen eine Blindenreportage angeboten. Es war faszinierend selbst zu erleben, wie die Blindenreporter das Geschehen beschrieben und die Fans es dann erlebten.

Gibt es auch etwas, was Sie gestört hat?

Ich hätte gerne noch ein, zwei EM-Spiele in Köln mehr gehabt. Diese hätten wir erneut so super organisiert, da bin ich mir sicher. Unsere „geliebten“ Nachbarn aus Düsseldorf dürfen ja diesmal im Gegensatz zu uns ein Viertelfinale austragen. Aber sie waren bei der WM 2006 ja auch gänzlich leer ausgegangen. Vielleicht bekam Düsseldorf das Viertelfinale auch nur, weil die Arena dort ein verschließbares Dach hat (lacht). Man hat ja gesehen, dass das bei unserem unbeständigen Wetter derzeit ein Nachteil sein kann. Und leider ist ja auch der kölsch-schottische Mitsingabend am Tanzbrunnen dem Unwetter zum Opfer gefallen. Auf den hatte ich mich besonders gefreut.

Es ist schön zu sehen, dass unsere Fans wieder wie eine Eins hinter unserer Mannschaft stehen. Wir werden am Freitag einen echten Heimvorteil haben.
Toni Schumacher über die Stimmung rund um das DFB-Team

Sie wurden 1980 Europameister. Kann Deutschland das erneut schaffen oder befürchten Sie, dass bereits nach dem Viertelfinale gegen Spanien Endstation ist?

Die Spanier sind die wohl härteste Nuss für uns, die es in dem Turnier gibt. Wer das Spiel gewinnt, ist Favorit für den EM-Titel. In dem Spiel muss wirklich alles für uns passen. Spanien hat mich bisher beeindruckt, es macht große Freude, der jungen Flügelzange Williams/Yamal zuzusehen, ihr Mittelfeld eine perfekt geölte Passmaschine. Gegen Georgien haben sich die Spanier auch vom unglücklichen Rückstand nicht beirren lassen und eine unglaubliche Dominanz ausgestrahlt. Dennoch rechne ich mit einem packenden Fight, in dem wir nicht chancenlos sein werden. Es ist schön zu sehen, dass unsere Fans wieder wie eine Eins hinter unserer Mannschaft stehen. Wir werden am Freitag einen echten Heimvorteil haben. Und in der Innverteidigung und auf der Torwartposition sind die Spanier nicht ganz so gut besetzt. Dort könnten wir mit unseren wendigen, schnellen Spielern ihnen ebenfalls wehtun. Ihr Keeper steht zudem meistens recht weit vor dem Tor – das sollte man ausnutzen.

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