Die Szene vor dem ersten deutschen Tor erzürnte viele Ungarn. Niclas Füllkrug reagiert auf eine Frage schlagfertig und liefert Bildmaterial.
„Ich zeig dir mal was“Niclas Füllkrug zückt nach Frage plötzlich sein Handy und zeigt Beweismaterial
Niclas Füllkrug ist nicht auf den Mund gefallen. Das ist bereits bekannt. Ein ungarischer Journalist lernte den Angreifer von Borussia Dortmund nach dem 2:0 der Fußball-Nationalmannschaft gegen die Magyaren aber von der besonders schlagfertigen Seite kennen. Foul oder nicht Foul vor dem deutschen 1:0? Das war die Frage des Reporters in der Mixed Zone. Und Füllkrug war vorbereitet. „Ich zeig dir mal was“, so die deutsche Nummer 9.
Geschwind zückte der 31-Jährige sein Handy und zeigte ein Foto in die Runde, auf dem er offensichtlich von Willi Orban beim Kopfball geschubst wird.
Niclas Füllkrug zückt nach Reporterfrage überraschend sein Handy
„Ist das dann auch ein Foul? Da schubst er auch nur, aber das ist kein Foul. Es war ein korrektes Tor keine Diskussion. Illy ist nicht der größte und stärkste Spieler, aber er war stark und nutzt seinen Körper. Aber es war kein Foul.“
Regulärer Körperkontakt also, so bewerteten es auch die Schiedsrichter – vor und nach Sichtung der Videobilder. Sowohl bei dem von Füllkrug gezeigten Vorfall, als auch bei der Kollision von Ilkay Gündogan mit Ungarns Willy Orban vor dem Tor von Jamal Musiala ließen die Unparteiischen laufen. Der Reporter hatte keine Folgefrage und Niclas Füllkrug die Lacher mal wieder auf seiner Seite.
Ilkay Gündogan kann Diskussion um Foul nicht verstehen: „Da hätten sie sich kaputtgelacht“
Zu einer ähnlichen Einschätzung kam Vorlagengeber Ilkay Gündogan. Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft zeigte sich verwundert darüber, dass das erste deutsche Tor beim EM-Sieg gegen Ungarn vom Video-Assistenten auf ein Foulspiel von ihm überprüft wurde und zu einigen Protesten beim Gegner führte. Für ihn war der energische Zweikampf mit dem Leipziger Willi Orbán völlig normal und auch regelkonform. „Ich war ein bisschen überrascht, dass er (Orbán) oder die ungarischen Spieler sich beschwert haben“, sagte Gündogan nach dem 2:0 der Fußball-Nationalmannschaft am Mittwochabend in Stuttgart zur Szene vor dem 1:0.
Zwischen Gündogan und Orban kam es in der 22. Minute im Strafraum im Kampf um den Ball zu einem beiderseits heftigen Körperkontakt. Der Leipziger fiel hin, Gündogan spielte den Ball zu Jamal Musiala, der dann ins Tor traf. „Ich habe sieben Jahre in der Premier League gespielt“, sagte Gündogan in Erinnerung an seine Zeit bei Manchester City. „Da hätten sie sich kaputt gelacht, wenn das Tor nicht gegeben worden wäre.“ Es sei eine Situation gewesen, „die wir gebraucht haben“.
Ungarns Willi Orbán wegen Szene vor dem Tor sauer: „Für mich ist es ein Foul“
Ganz anders sahen das wenig überraschend die Ungarn. „Für mich ist es ein Foul“, sagte der beteiligte Orbán zur besagten Szene.„Er gibt mir einen Check in die Hüfte, meine Hüfte fliegt zur Seite und ich falle fast auf mein Gesicht. Es gibt ja keinen Grund, sich im Sechzehner so hinzulegen“, so der 31 Jahre alte Profi von Bundesligist RB Leipzig weiter.
Auch Ungarns italienischer Trainer Marco Rossi war wegen der Entscheidung der Unparteiischen sauer. „Deutschland braucht keine Hilfe vom Schiedsrichter, vor allem nicht gegen Ungarn“, wetterte der 59-Jährige. Er habe in seiner Karriere als Spieler oder Trainer „niemals nach Ausreden gesucht“, aber: „Der Schiedsrichter war heute der Schlimmste auf dem Feld.“
Eine etwas übertriebene Einschätzung, die Rossi am Abend wohl exklusiv hatte. Der DFB-Elf kann es egal sein, sie hat das Achtelfinal-Ticket mit sechs Punkten aus zwei Spielen bereits sicher. Maßgeblich dafür mitverantwortlich war Ilkay Gündogan, den Mittelfeldkollege Toni Kroos kurzerhand zum Spieler des Spiels erklärte. Der Gefeierte selbst gab sich nach dem Einzug in die K.o.-Runde optimistisch, was den weiteren Turnierverlauf betrifft. „Wir hoffen“, sagte Kapitän Gündogan, „dass wir die Euphorie weiter entfachen können, mit der Art und Weise, wie wir Fußball spielen, und die Menschen noch mehr begeistern.“ (pst mit dpa)