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FC-Präsident war Mit-InitiatorWarum die Bundesliga seit 60 Jahren ein Erfolgsmodell ist

Lesezeit 4 Minuten
Spieler des 1. FC Köln feiern mit Fans ihren Sieg: Sie wurden 1964 in der ersten Saison der Bundesliga Deutscher Meister. Von links: Torwart Fritz Ewert, Wolfgang Weber mit der Schale, Heinz Hornig, Wolfgang Overath, Anton Regh.

Spieler des 1. FC Köln feiern mit Fans ihren Sieg: Sie wurden 1964 in der ersten Saison der Bundesliga Deutscher Meister. Von links: Torwart Fritz Ewert, Wolfgang Weber mit der Schale, Heinz Hornig, Wolfgang Overath, Anton Regh.

Die Bundesliga berührt und begeistert die Massen schon seit sechs Dekaden. Das hat sich auch wenig verändert – obwohl der FC Bayern dominiert.

Schwarz-weiß sind die Bilder, die den Blick in den Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle am 28. Juli 1962 öffnen. Sie zeigen eine ganze Menge Delegierter, die an mit weißen Tischendecken verzierten Tischen sitzen. Der Raum ist mit Fahnen geschmückt.

Nach neun Stunden Kontroverse wird um 17.45 Uhr dann ein Ergebnis im Goldsaal verkündet. Es lautet: 103 Ja-Stimmen, 26 Nein-Voten. Damit war der Antrag durch – und die Fußball-Bundesliga gegründet. Umzusetzen war das Ganze in der folgenden Saison 1963/1964 mit zunächst – für zwei Jahre – 16 Teams.

Das Resultat war ein Schlusspunkt nach sechs Jahren der Auseinandersetzungen. Die schob hauptsächlich Franz Kremer, damaliger Präsident des 1. FC Köln, immer wieder an. Dem progressiven Kaufmann erschien die Struktur mit den fünf regionalen Oberligen allzu gestrig.

Erst recht im Vergleich mit der Situation im Ausland: England (seit 1888), Spanien und Italien (jeweils seit 1929), auch Frankreich (1932) hatten schon längst eine nationale Struktur in Form einer Liga. Und so konnte Kremer nach geglückter Abstimmung in Dortmund sagen: „Wir haben die Bundesliga fünf Minuten nach zwölf eingeführt. Aber es ist noch nicht zu spät.“

Bundesliga: Eine Schale für die Vitrine – zuerst für den 1. FC Köln

Schwarz-weiß sind auch die Bilder, die den Blick öffnen auf den ersten Bundesliga-Spieltag am 23. August vor 60 Jahren. Gar nicht fotografisch oder filmisch erhalten ist allerdings der Moment des ersten Tors, das Timo Konietzka von Borussia Dortmund erzielte, und zwar schon nach 58 Sekunden im Spiel bei Werder Bremen. Die Fotografen waren noch nicht bereit, eine TV-Kamera noch nicht installiert. Erhalten jedoch, in Schwarz-Weiß, ist das Ende jener Saison, die für Kremers 1. FC Köln mit einem Triumph endete. Der Gründervater erhielt tatsächlich die erste Meisterschale der Liga für die Vereinsvitrine.

Farbig sind inzwischen die Bilder des längst etablierten Geburtstagskindes, das nun, mit 60 Jahren, weiterhin die Zuschauer anlockt. Und zwar in Massen. Ein Wettbewerb, der seit Anbeginn nach demselben Prinzip ausgetragen wird und der dennoch ein Erfolgsmodell ist: Jeder gegen jeden, Hin- und Rückspiel, wechselnde Tabellenkonstellation, Angst vor dem Abstieg unten, Hoffen auf die Meisterschaft oben. Das alles produziert Spektakel, Trauer oder Jubel. Überdies steht die Gegenwart dabei stets auf dem Fundament der Vergangenheit, erst im Vergleich mit dem Gestern verklärt sich das Ereignis in der Jetztzeit und gibt ihm eine Wirkung auf dem Zeitstrahl der Bundesliga.

Abwechslung in der Bundesliga: Zu Beginn dominierte nicht nur der FC Bayern

Dieses schöne Prinzip gilt in der Theorie, und es galt auch in der Praxis der ersten sieben Jahre, die ständig wechselnde Meister hervorbrachte. Von Köln über Werder Bremen, 1860 München, Eintracht Braunschweig oder den 1. FC Nürnberg, dann schon den FC Bayern und Borussia Mönchengladbach.

Es sind jene Bayern, die den aktuellen Wettbewerb arg strapazieren, zuletzt gewannen sie elf Meistertitel in Folge. In einer wegen der Münchner Dominanz auf andere, sekundäre Faktoren reduzierten Liga – wer erreicht die Champions League? Wer steigt ab? – ist es tatsächlich fragwürdig, woher der Faktor Spannung sich in Bezug auf eine ganze Saison speisen soll.

Doch die Liga reagiert tatsächlich immer wieder mit Spektakel, selbst ewig siegende Bayern sind ein Thema, und zwar immer dann, wenn sie entweder berauschend spielen oder es nicht tun und sich mit famosen Zwistigkeiten schwächen.

Bundesliga: Trotz Bayern-Dominanz sind Fußball-Fans offenbar nicht gelangweilt

Ein Wandel der Verhältnisse ist in der Theorie natürlich möglich. Praktisch jedoch sind es nur die Bayern, die einen Weltstar wie Harry Kane in die Bundesliga locken können. Wobei auch sie nicht verhindern können, dass ihnen Top-Personal wie David Alaba oder Robert Lewandowski von ausländischen Klubs abgezogen wird.

Andererseits sind es die Bayern, die in der Champions League in der Regel im Vergleich mit der nationalen Konkurrenz am längsten im Wettbewerb verbleiben. Was ihre Sonderstellung weiter anhebt, vor allem in finanzieller Hinsicht.

Die Gunst des Augenblicks und eine kluge Kaderplanung kann Mannschaften wie Borussia Dortmund, Bayer 04 Leverkusen oder RB Leipzig zu einem Coup verhelfen. Wie dem VfL Wolfsburg bei seinem Titelgewinn 2009. Doch die ewige Konstante in allen Auseinandersetzungen wird gewiss der FC Bayern bleiben.

Ist das langweilig? Das Publikum sieht es offenbar anders, es strömt weiter in die Stadien. Es hockt vor dem Fernseher oder den Streams. Es ist dabei. Und betont zunehmend, wie in Köln, regionale Besonderheiten. Wie die Feier einer fabelhaften Vereinshymne vor dem Spiel als tragendes Element der Kultur eines Vereins. Dessen Fans mit ihrer Elf eben „wenn et sin muss durch et Füer“ gehen.