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Auktionsstopp im Rechte-PokerDFL drohen nach DAZN-Beschwerde große finanzielle Probleme

Lesezeit 3 Minuten
Ein Kameramann filmt vor dem Spiel das Aufwärmen auf dem Spielfeld.

Die DFL hat die Auktion zum Verkauf der Bundesliga-TV-Rechte gestoppt.

Die DFL und der Streaming-Anbieter DAZN machen sich gegenseitig schwere Vorwürfe. Die Auktion um die TV-Rechte liegt vorerst auf Eis.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steht nach dem vom Streamingdienst DAZN ausgelösten Auktionsstopp bei der Vergabe der TV-Rechte vor der größten Finanzkrise in ihrer Geschichte. Wann und wie der Milliardenpoker weitergeht, ist derzeit völlig offen. Eine schnelle Einigung der Streitparteien erscheint unwahrscheinlich.

Streit um TV-Rechte: DFL weist DAZN-Vorwürfe zurück

Nachdem sich DFL und DAZN in Briefen an die 36 Profivereine gegenseitig schwere Vorwürfe gemacht hatten, hielten sich die streitenden Parteien am Donnerstag öffentlich zurück. „Die DFL hat keinen Formfehler im laufenden Auktionsverfahren gemacht“, hieß es in einem Statement der Liga.

„Die Vorwürfe von DAZN sind unzutreffend und werden von der DFL zurückgewiesen. Zu weiteren Details des Verfahrens wird die DFL mit Rücksicht auf die von allen Seiten – auch DAZN – vereinbarten und bindenden Verschwiegenheitsregeln derzeit keine Stellung nehmen.“ Zum weiteren Vorgehen und zum möglichen Neustart der Auktion wollte sich die DFL nicht äußern.

DFL stellt DAZN eine „unmögliche Aufgabe“

Am Mittwochabend hatte der Ligaverband bestätigt, die Auktion zum Verkauf der TV-Rechte gestoppt zu haben. Hintergrund der bislang einmaligen Aktion ist laut „Bild“ und „Frankfurter Rundschau“ eine Beschwerde von DAZN. Der Bieter habe demnach einen Brief an die beiden DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel sowie die Vereine verschickt und schwere Vorwürfe erhoben. Die Geschäftsleitung wiederum informierte die Vereine über die Unterbrechung.

DAZN hatte nach eigenen Angaben beim Wettbieten um eines der Rechte-Pakete das höchste Angebot abgegeben. Das Unternehmen hatte, wie es in einem Brief an die DFL-Geschäftsleitung und die 36 Clubs schreibt, wie bei der bisher letzten Ausschreibung „eine harte Patronatserklärung abgegeben“. Diese wurde abgelehnt und seitens DFL eine konkrete Bankgarantie innerhalb von 24 Stunden gefordert. Laut DAZN-Mitteilung eine „unmögliche Aufgabe“.

Nach dem krachend gescheiterten Investoren-Deal sorgt die DFL weiter für negative Schlagzeilen. Neben dem jetzt schon entstandenen Imageschaden drohen langwierige juristische Auseinandersetzungen. Das Bundeskartellamt, das die Ausschreibung genehmigt hat und auch überwacht, wurde von DAZN bereits eingeschaltet.

Bundesliga-Rechte: „No-Single-Buyer-Rule“ aufgehoben

Konkret geht es bei den Streitigkeiten um das Paket B mit den Spielen am Samstag um 15.30 Uhr und am Freitagabend sowie den Relegations-Partien. Dieses Paket ist mit insgesamt 196 Live-Spielen das größte und wohl beliebteste Rechtepaket der Ausschreibung.

Seit 2016 garantierte die sogenannte „No-Single-Buyer-Rule“ eine Verteilung der Bundesliga-Rechte an mindestens zwei Anbieter. Diese Regelung wurde zur diesjährigen Auktion aufgehoben. So könnte in der Theorie ein einzelner Sender alle Pay-TV-Rechte für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 erwerben und eine Monopol-Stellung in der Bundesliga-Übertragung einnehmen.

In der Praxis gilt ein solches Szenario allerdings als unwahrscheinlich. Falls DAZN nach dem Ärger komplett aus dem Wettbieten aussteigt, drohen der DFL sogar Schwierigkeiten. Ohne die Beteiligung von DAZN, fehlt der neben Sky wohl zahlungskräftigste und wichtigste Wettbewerber für die übrigen Pay-TV-Pakete.

Bundesliga: DAZN als wichtiger Geldgeber

Die Bundesliga steht jetzt unter enormen Zeitdruck, denn die noch gültigen Verträge laufen am Ende der kommenden Saison aus. Derzeit nimmt die Liga durchschnittlich rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison ein. Mehr als ein Viertel davon kommt von DAZN, das auch in der kommenden Saison die Freitags- und die Sonntagsspiele live übertragen darf.

Doch auch die Clubs müssen für ihre Planungen und vor allem für die langfristige Verpflichtung neuer Spieler möglichst bald wissen, wie viel Geld ihnen künftig aus den Einnahmen der TV-Rechte zur Verfügung steht. (nis mit dpa/sid)