AboAbonnieren

KommentarDer sechste Bayern-Titel bedeutet nichts für den deutschen Fußball

Lesezeit 2 Minuten
Bayerndoha

Die Mannschaft des FC Bayern München bei der Siegerehrung in Doha

Es ist nicht möglich, die Mannschaft des FC Bayern München inklusive ihres ganzen Stabes aus Trainern, Betreuern und Helfern dafür zu kritisieren, dass sie in Doha das Endspiel der so genannten Klub-WM gewonnen hat. Es war der Endpunkt einer phänomenalen Reise, die mit dem Amtsantritt von Hansi Flick als Trainer im November 2019 begonnen hatte. Seitdem hat der Rekordmeister sechs Titel gewonnen, die alle zu einer Saison gehören. Das war zuvor nur dem FC Barcelona unter Pep Guardiola gelungen, der vermutlich besten Mannschaft, die jemals Fußball gespielt hat.

Nötig gewesen wäre der mit Gewalt durchgezogene Trip nach Katar aber nicht. Die Saison 2019/2020 stand bereits als Einmaligkeit des deutschen Fußballs in den Rekordbüchern. Jetzt kommt halt der Titel des Interkontinentalmeisters hinzu, den sich die Münchner mit zwei Anstrengungen zwischen zwei Bundesliga-Spielen an einem unmöglichen Ort gesichert haben. Der Preis dafür war allerdings zu hoch.

Die Staatsaffäre des Berlin-Flugs

Die Bayern-Führung in Person von Karl-Heinz Rummenigge war willig der Gefahr der Überhöhung ihrer Mission und ihrer eigenen Bedeutung erlegen und hatte aus dem Nachtflugverbot von Berlin eine Staatsaffäre gemacht, die es nicht gab. Die Bayern wurden zur geeigneten Zielscheibe für Kritiker des globalen Kommerzsportes in Pandemiezeiten, zumal sie einen sehr prominenten Covid-Fall – Thomas Müller – nicht vermeiden konnten. Es besteht keine Chance, dass sie für diesen jüngsten Titel gefeiert werden. Im Gegenteil hätte man Häme über sie ausgegossen, wenn das Endspiel gegen die Tigres aus Mexiko verloren gegangen wäre.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch irrt Klubchef Rummenigge, wie in allem, was er zuletzt geäußert hat, in der Behauptung, der Klub-WM-Titel habe eine große Bedeutung für den deutschen Fußball. Für alle außer dem FC Bayern München, umso mehr für alle Vereine, die in der Corona-Zeit um ihr Überleben kämpfen und dennoch im Sport eine prominente Stellung einnehmen, weil sie das überhaupt tun können, bedeutet dieser Titel nichts.

Den Profis des FC Bayern und ihrem Trainer Hansi Flick, der als einziger im Führungsstab dieses Klubs zuletzt nicht durch die Verbreitung von Unsinn auffällig wurde, ist das alles jedoch nicht zum Vorwurf zu machen. Sie haben die Nerven bewahrt und diese zwei Spiele gewonnen. Das war schwerer, als es aussah.