Ex-Saturn-Profi Gnad im Interview„Köln ist eine Basketball-Hochburg“
Lesezeit 5 Minuten
Köln – Herr Gnad, was hat sich seit Ihrer aktiven Zeit im Basketball verändert?
Sehr viel. Das wird schon alleine dann deutlich, wenn man sich den Basketball in Deutschland anschaut, speziell die Nachwuchsförderung. Es wird viel professioneller in der Jugend gearbeitet. Das lässt sich an den Ergebnissen unserer Jugendmannschaften auf der großen Bühne erkennen. Wir spielen regelmäßig oben mit, was vor einigen Jahren nicht der Fall war.
In Ihrem Whatsapp-Status steht „Harte Arbeit zahlt sich immer aus“. Hat sich das Motto durch Ihre Laufbahn gezogen?
Ich denke schon, obwohl da natürlich meine Trainer die besseren Ansprechpartner wären. Da ich aber so spät mit Basketball angefangen habe, musste ich gucken, dass ich durch Training und Leidenschaft das aufhole, was die anderen mir an Können und Erfahrung voraus hatten.
Waren die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona der Höhepunkt Ihrer Karriere?
Die Olympischen Spiele waren nicht nur aus sportlicher Sicht ein Höhepunkt. Ich habe in Barcelona meine Frau Silke, die damals Handball-Nationalspielerin war, kennengelernt. Das Turnier hat sich für mich also doppelt gelohnt (lacht). Das Erlebnis gegen die besten Basketballer der Welt, gegen das Dream Team, gespielt zu haben, kann dir keiner mehr nehmen. Das haben nicht viele erleben dürfen. Der Gewinn der Europameisterschaft 1993 ist natürlich ein weiterer Höhepunkt.
Zur Person
Hansi Gnad, geboren am 4. Juni 1963 in Darmstadt. Als Basketballer nahm er an den Olympischen Spielen 1992 teil und wurde 1993 Europameister. Im NBA-Draft 1987 wurde er von den Philadelphia 76ers an 56. Position gepickt. Im selben Jahr begann Gnad seine Profikarriere beim BSC Saturn Köln und wurde direkt Meister. Aktuell trainiert er den Nachwuchs der Bayer Giants Leverkusen.
Warum hat es damals mit dem Traum von der NBA nicht geklappt?
Ich hätte bei den Philadelphia 76ers einen Vertrag unterschreiben können, hatte aber keine Arbeitserlaubnis, weil mein Agent gepennt hatte. Im nächsten Jahr habe ich bei den Miami Heat unterschrieben. Dann gab es Ärger mit dem Verein. Die haben mich beschissen. Ich hatte mich verletzt und die haben mich zu meinem Verein in Deutschland geschickt, um wieder fit zu werden. Dann haben sie mich aber suspendiert, weil ich angeblich ohne ihre Erlaubnis abgereist bin. Dann hatte sich das für mich erledigt.
Verfolgen Sie die NBA dennoch?
Ja, natürlich. Allein schon, weil wir junge deutsche Spieler haben, die dort spielen – und, weil die Jungs wie Moritz Wagner oder Dennis Schröder in den Nachwuchsligen auch gegen meine Spieler auf dem Feld gestanden haben. Daran sieht man, dass die Nachwuchs- und Jugend-Basketball-Bundesliga für die Talente eine Plattform geworden ist.
Haben Sie in der NBA ein Lieblingsteam oder vielleicht sogar eins, das Sie gar nicht mögen?
Letzteres gibt es ganz sicher, aber das verrate ich nicht. Ich bin jemand, der den europäischen Basketball mag. Deshalb finde ich das, was Gregg Popovich als Trainer der San Antonio Spurs veranstaltet richtig gut. Auch, weil er seit Jahren europäische Spieler einbaut und auf das Kollektiv setzt. Diese ganze Show der Superstars ist mir manchmal zuwider.
Wem trauen Sie es am ehesten zu, die von Dirk Nowitzki hinterlassene Lücke zu schließen?
Dennis Schröder ist ein ganz anderer Spielertyp als Dirk und spielt zudem auf einer anderen Position. Für ihn als Aufbauspieler ist es noch schwieriger, sich da drüben durchzusetzen. Wir haben viele große Talente – im wahrsten Sinne. Auf der Center-Position hapert es in Deutschland überhaupt nicht. Es hapert auf der Aufbauposition. Nach Dennis haben wir vom Talent her eine Lücke.
Und was halten Sie von den ganzen Wechseln im Sommer?
Die Free-Agency (vertragslose Spieler können sich ihren neuen Verein aussuchen, Anm. d. R.) ist immer unterhaltsam. Das ist mehr oder weniger eine Showbühne geworden, auf der es nicht immer um Basketball geht, sondern eher darum, welcher Spieler für X-Millionen einen Werbevertrag unterschreibt. Das ist für den Sport nicht immer förderlich.
Sie sind mit dem BSC Saturn Köln zweimal Deutscher Meister geworden. Würden Sie sich wünschen, dass in Köln wieder Profi-Basketball gespielt wird?
Ich würde mir wünschen, wenn im Umland nicht nur in Bonn Bundesliga gespielt wird. Köln ist eine Basketball-Hochburg. Dass ein Verein wie die Rheinstars leider in die Regionalliga absteigen muss, weil gewisse Rahmenbedingungen nicht passen, ist sehr ernüchternd. In Leverkusen sind wir sportlich auf einem ganz ordentlichen Weg, aber es scheitert am Geld. Wir sind froh, dass wir so unterstützt werden, wie wir unterstütz werden. Dass hier höher als 2. Bundesliga gespielt wird, kann ich mir in den nächsten zwei, drei Jahren aber nicht vorstellen. Auch wenn wir Voraussetzungen haben, die die Kölner aktuell nicht haben: Wir haben eine Halle. In Köln sind vielleicht Sponsoren da, die Geld investieren möchten, aber ohne Halle wird Bundesliga dort einfach nicht möglich sein.
Haben Sie Talente im Kader, die noch Luft nach oben haben, die vielleicht den Sprung in die Bundesliga schaffen können?
Ja, auf jeden Fall. Zum einem den 18-jährigen Kölner Thomas Fankhauser, der von den Rheinstars zu uns gewechselt ist, zum anderen den gleichaltrigen Lennard Winter.