Köln – 2002 wurden die Kölner Haie deutscher Meister im Eishockey. Jörg Mayr gehörte damals zu den Stars des Teams, fiel allerdings wegen eines Kieferbruchs in den Finalspielen aus. Im Interview spricht der heute 50-Jährige über das Jubiläum des Klubs, seine Erlebnisse und Prognosen.
Herr Mayr, die Haie werden in dieser Woche 50 Jahre alt. Vor 20 Jahren gehörten Sie zu dem KEC-Team, das die letzte von acht Kölner deutschen Meisterschaften gewann. In den Playoffs waren Sie verletzt, hatten einen Kieferbruch. Als Meisterhai von 2002 fühlen Sie sich trotzdem?
Ja, ich fühle mich schon so. Ich habe zur Mannschaft gehört, trotz der Verletzung. Dave McLlwain hat damals auch kein Spiel in den Playoffs gemacht, weil er sich vorher einen Fuß gebrochen hatte. Vielleicht war es insgesamt gar nicht so schlecht. Was die Aufstellung anging, ergaben sich jedenfalls keine Reibereien.
Sie haben ab 1989 insgesamt 13 Jahre für den KEC gespielt, waren sechsmal im Finale und zweimal Meister. Hätten Sie 2002 gedacht, dass die Haie in den nächsten 20 Jahren keinen Titel mehr holen würden?
Nein, auf gar keinen Fall. In den letzten 20 Jahren gab es vier Vizemeisterschaften, man sieht also, dass einige Chancen da waren. Ich kann mich nicht an alle Finals erinnern, aber ich meine, dass man 2014 in der Serie gegen Ingolstadt den Sack schon hätte zumachen können. Das haben sie nicht gemacht, und so hat Ingolstadt damals gewonnen. Bei den vier Vizemeisterschaften in meiner Karriere bin ich der Meinung, dass wir zumindest 1993 im Finale gegen Düsseldorf die bessere Mannschaft waren. Aber danach fragt später keiner mehr.
Ihr Trikot mit der Nummer 6 hängt unter der Decke der Lanxess-Arena. Was bedeutet das für Sie?
Darüber freue ich mich natürlich, es ist schon großartig. Von den jungen Zuschauern würde mich vermutlich keiner mehr kennen, wenn mein Trikot nicht dort hinge.
In Ihrer aktiven Zeit waren die Haie ein Spitzenteam, wenn Sie nicht in die Playoffs gekommen wären, wäre das eine große Katastrophe gewesen?
Absolut, so etwas war undenkbar. Die Haie waren die Topadresse in Deutschland. Hardy Nilsson hat den KEC in den 1980er Jahren maßgeblich geprägt und praktisch jedes Jahr die talentiertesten Nachwuchsspieler nach Köln geholt. Deshalb bin ich als junger Spieler aus Füssen nach Köln gegangen, weil ich wusste, dass der Verein erfolgreich war und ich top ausgebildet werde. Natürlich habe ich auch gut verdient in Köln, bei den Verhandlungen mit anderen Vereinen habe ich mich zweimal gegen mehr Geld entschieden - aufgrund der besseren sportlichen Perspektive in Köln.
50 Jahre Kölner Haie – und ein Fest am Freitag
Die Geschichte der Kölner Haie begann am 10. August 1972, damals spaltete sich die Eishockeyabteilung vom Kölner Eislauf-Klub ab, den es bereits seit 1936 gab. Die Eishockeyspieler wünschten sich mehr Eigenständigkeit und Erfolg und schafften bereits 1973 den Aufstieg aus der Ober- in die Bundesliga. Es folgten sportlich und finanziell schwierige Jahre, bis 1976 der Unternehmer Jochem Erlemann KEC-Präsident wurde, investierte, die Verpflichtung des deutschen Stürmerstars Erich Kühnhackl möglich machte und eine Erfolgsgeschichte einleitete.
1977 gewann der KEC mit Trainer Gerhard Kießling seine erste Meisterschaft. Zwei Jahre später folgte die zweite, angeführt wurde das 79er-Team von Kühnhackl und dem Schweden Hardy Nilsson, der später als Trainer in Köln reüssieren sollte. Ihren dritten Titel gewannen die Haie 1984 mit Coach Joschi Golonka, sein Nachfolger wurde 1985 Nilsson, der die Haie zu den Meisterschaften 1986, 1987 und 1988 führte. Stars waren damals Udo Kießling, Gerd Truntschka oder Helmut Steiger. Der heutige Haie-Trainer Uwe Krupp gehörte 84 und 86 zu den siegreichen KEC-Teams. Nilsson blieb bis 1992 in Köln, den siebten Titel gewann der KEC erst 1995 im ersten DEL Jahr - mit Coach Bob Murdoch und dem russischen Starstürmer Sergej Berezin. Die achte Meisterschaft folgte 2002, Trainer war Rich Chernomaz. Danach kam der KEC viermal ins Finale (2003, 2008, 2013, 2014) und verlor jedes Mal.
Ihren Geburtstag feiern die Haie am Freitag ab 18 Uhr mit einem Fanfest im Tanzbrunnen, unter anderem mit den Bläck Fööss. Der Eintritt ist frei. (cm)
Wie sehen Sie die Haie der letzten Jahre? In diesem Frühjahr sind sie als Tabellenzehnter ins Viertelfinale gekommen und chancenlos an Berlin gescheitert.
Es spielt eine Rolle, wie hoch der Etat ist. Es gibt Mannschaften, München, Mannheim, Berlin, die deutlich mehr Geld ausgeben. Aber man muss auch sagen, dass die Haie manchmal mit dem vorhandenen Geld etwas mehr hätten erreichen können, dass sie das Geld nicht immer optimal eingesetzt haben.
Uwe Krupp hat für die DEL-Saison 2022/23 zehn neue Spieler verpflichtet, es sieht so aus, als wollten die Haie wieder oben angreifen.
Dazu kann ich noch nicht viel sagen, sie haben Nick Bailen geholt, er war bester Verteidiger in der russischen KHL, das wird man nicht einfach so. Man braucht auch ein wenig Glück, die richtigen Leute zu finden. Wir hatten 2002 zum Beispiel Alex Hicks, der war Wahnsinn. Er wollte unbedingt gewinnen, unbedingt. Auf Biegen oder Brechen. Solche Spieler braucht man, die sind nicht einfach zu finden. Aber wenn jemand gute Kontakte nach Nordamerika hat, dann wohl Uwe Krupp. Ich glaube, dass er ein sehr gutes Netzwerk hat. Lassen wir uns überraschen. Was mir ein bisschen Sorgen macht, ist, dass deutsche Spieler den Verein verlassen. So sieht es zumindest aus.
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Die Haie haben mit Moritz Müller einen Nationalspieler, aber auch ein paar junge Profis aus dem eigenen Nachwuchs wie Maximilian Glötzl oder Jan Luca Sennhenn.
Mit denen muss man Geduld haben, sie ausbilden und ihnen eine Perspektive geben, das ist wichtig, das muss das Ziel sein. Berlin, München und Mannheim haben deutsche Nationalspieler, die den Unterschied machen.
Wagen Sie einen Tipp, wann die Haie ihre nächste Meisterschaft feiern könnten?
Ja. Ich hoffe, innerhalb der nächsten drei Jahre. Ich glaube, mit Uwe Krupp geht es wieder in die richtige Richtung. Er ist Kölner, ein Fachmann und sehr ehrgeizig. Als Spieler war er überragend. Man braucht aber, wie gesagt, auch etwas Geduld und ein bisschen Glück.
Das Gespräch führte Christiane Mitatselis