Haie siegen gegen KrefeldKrupp holt das Beste aus seinen Spielern heraus
Köln – Nach dem kleinen rheinischen Eishockey-Derby in Krefeld hat Haie-Coach Uwe Krupp nichts zu bemängeln, verständlicherweise, denn das Ergebnis am Sonntag lautete: Köln 7, Krefeld 2. „Es war ein gutes Eishockeyspiel, beide Mannschaften haben mit offenem Visier gespielt. Wir waren effizient und haben aus unseren Chancen Kapital geschlagen“, sagte Krupp. Man konnte es auch so sehen: Die Pinguine, die noch keine Partie gewonnen haben, waren ein Gegner, der es den Haien leicht machte, da es in der Krefelder Mannschaft keine Balance gab und der Widerstand mit zunehmender Spieldauer abnahm.
Das nutzten die Kölner cool aus, so dass sie den Start in die DEL-Saison, die am 17. Dezember mit dreimonatiger Verspätung begann, inzwischen als gelungen werten dürfen: vier Spiele, neun Punkte und ein Torverhältnis von 20:14 – eine angesichts der widrigen Umstände erstaunlich gute Momentaufnahme. Man darf nicht vergessen: Die KEC-Mannschaft musste, da wegen der Corona-Krise zurzeit nur Geisterspiele erlaubt sind und die wichtigste Einnahmequelle des Vereins damit entfällt, mit einem Notbudget zusammengestellt werden. Vorbereiten konnte sich das Team nur zweieinhalb Wochen lang. Wir analysieren die Gründe für den Status quo.
Teamgeist und Spielfreude
Die Basis für die dynamischen, stürmischen Auftritte der Haie sind ihr guter Teamgeist und die Freude am Spiel. Es ist für alle eine Befreiung, wieder hinter Pucks herjagen dürfen. Zwar ohne Zuschauer, aber darüber jammert niemand. „Wir sind alle froh, dass wir endlich wieder Eishockey spielen“, sagte Stürmer Lucas Dumont am Sonntag.
Der lange Sommer der Ungewissheit hatte die Profis sehr belastet, denn monatelang war nicht klar, ob es überhaupt eine DEL-Saison geben würde. Und ob es die Haie schaffen würden, dabei zu sein. Es klappte, da viele Fans Geld spendeten und die Spieler auf bis zu 60 Prozent ihrer Gehälter verzichteten. Stürmer Mike Zalewski, der im Dezember als letzter Profi verpflichtet wurde, spielt für ein Salär, das dem deutschen Mindestlohn entspricht.
Spielerversteher Krupp
Von Krupp trainierte Mannschaften zeichneten sich schon immer durch vorbildlichen Zusammenhalt aus. Er kann Spieler offensichtlich einschätzen und weiß sie so zu behandeln, dass sie das Beste aus sich herausholen. Und das ist gerade im Umgang mit den nordamerikanischen Akteuren wichtig. In der DEL spielen nicht die Besten der Besten wie in der nordamerikanischen NHL, sondern Profis, die es nicht unter die Besten geschafft haben – und richtig angepackt werden müssen.
Ein gutes Beispiel ist der kanadische Angreifer Jason Akeson (31), der seit 2018 in Köln aktiv ist und nie effizient vor dem gegnerischen Tor war. Sein Punkteschnitt pro Spiel lag im ersten Jahr bei 0,8, danach bei 0,7. Und nun bei zwei. Mit einem Tor und sieben Vorlagen rangiert Akeson nicht nur oben im Kölner Scorer-Tableau, sondern nimmt auch seine defensiven Aufgaben ernster.
Entfesselte Stürmer
Befreit wirkt Nationalspieler Freddie Tiffels, für den fünf Tore und drei Assists zu Buche stehen, in der vergangenen Spielzeit waren es in 51 Partien insgesamt neun Treffer und 18 Vorlagen. Spaß hat auch Jon Matsumoto mit sechs Toren und einer Vorlage. 2019/20 kam der Kanadier auf 13 Tore und 16 Vorlagen in 52 Partien; Werte, mit denen er sehr unzufrieden war.
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Die vergangene Spielzeit mit Coach Mike Stewart war für die Haie-Profis überhaupt eine sehr unerfreuliche; unvergessen sind die 17 Niederlagen in Serie, die der KEC kassierte, bevor der Kanadier im Februar entlassen wurde. Stewart fand keinen Draht zu den Haien, immerhin lotste er aber noch den Kanadier Maury Edwards aus Ingolstadt nach Köln, einen starken Offensivverteidiger, der schon ein Tor geschossen und sieben vorbereitet hat. Die weiteren Transfers – Torhüter Justin Pogge, Mittelstürmer James Sheppard und Sturmtalent Marcel Barinka – veranlasste Krupp.
Herausforderung Berlin
Bei aller Freude über den guten Start wissen die Haie, dass es auch andere Phasen geben wird. „Wir werden Lehrgeld zahlen, das ist unvermeidlich“, hat Krupp schon mehrfach erklärt. Der KEC-Kader hat keine Tiefe, sobald Routiniers ausfallen, müssen unerfahrene Nachwuchsspieler einspringen. Die Hoffnung ist, dass sie alle zusammen mit ihren Aufgaben wachsen. Möglichst schon am Freitag, denn dann trifft der KEC in Berlin auf die Eisbären, das stärkste Team der Nordgruppe.