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Haie-Trainer Stewart im Interview„Für Spieler ist es Pflicht, in Topform zu sein“

Lesezeit 5 Minuten
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Der neue Haie-Chefcoach Mike Stewart

  1. In einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger erzählt der neue Haie-Trainer Mike Stewart von seiner Vergangenheit als Profi-Sportler, in der er auch „Iron Mike” genannt wurde.
  2. Seine große Karriere in der NHL musste er wegen mehrerer schwerer Verletzungen beenden.
  3. Der 47-Jährige erklärt in dem Interview auch, was er sich für die kommende Saison erhofft und warum er verlangt, dass die Haie-Profis Deutsch sprechen.

KölnHerr Stewart, Sie sind 1990 im NHL-Draft in der ersten Runde von den New York Rangers gezogen worden. An 13. Position. Warum haben Sie trotzdem nie in der NHL gespielt?

Ich hatte drei große Verletzungen nacheinander, in fast zwei Jahren habe ich damals nur acht Spiele gemacht. Ich habe jetzt fast keinen Meniskus mehr in meinem linken Knie. Und ich habe eine Stange in meinem linken Fuß für den Rest meines Lebens, mit 19 wurde sie eingesetzt Es war aber nicht nur das. Die New York Rangers haben damals, 1994, den Stanley Cup mehr oder weniger gekauft. Wir junge Spieler waren im Farmteam in der AHL, und wir haben zum Beispiel gelesen: Kevin Lowe, Neuverpflichtung der New York Rangers. Ein erfahrener Verteidiger mit 1100 NHL-Partien. Drei Wochen später: Doug Lidster kommt, ein erfahrener Verteidiger mit 800 NHL-Spielen.

Und die jungen Spieler bekamen keine Chance?

Richtig. Es gab wenig Bewegung damals im System der New York Rangers. Dann bin ich zu den Hartford Whalers getradet worden. Und ich dachte: Das ist meine Chance. Ich war im Trainingscamp und hatte im letzten Testspiel einen Assist im Powerplay und einen Fight. Es läuft gut für mich, dachte ich. Am nächsten Tag eröffnete man mir, dass man mich wieder runter in die AHL schickte. Ich will sagen: Es gibt ein Fenster von Gelegenheiten, und ich habe meins verpasst. Ich habe acht Jahre in der AHL gespielt und dann gemerkt, dass ich nicht mehr in die NHL komme, deshalb habe ich die nächste Phase gestartet und bin nach Europa gegangen.

Sie haben heute als Trainer also bestimmt ein Herz für junge Spieler?

Ja, das kann man sagen. Es begann, als mein Sohn in Villach Eishockey gespielt hat. Ich war damals noch Spieler. Er hat am Ende der Saison, wenn wir schon fertig waren, immer noch Turniere gespielt. Und ich bin als Gasttrainer dabei gewesen. Das war der Punkt, wo ich gemerkt habe, dass es Spaß macht, zu coachen. Du kannst die Entwicklung steuern, alles was wichtig ist: Skills, Taktik, Eislaufen et cetera. Dann bin ich Assistant Coach in Villach geworden. Ein Teil meines Jobs war, das Nachwuchsprogramm im Auge zu haben. Österreich hat eine nationale U-20-Liga, die jede Topnation im Eishockey hat.

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Mike Stewart vor der Trainingshalle der Haie

In Deutschland gibt es sie seit letztem Jahr auch...

Endlich! Aber das ist eine andere Geschichte. Damals in Villach war ich mit allen U-Mannschaften, von der U 20 bis zur U 12, einmal pro Woche mit auf dem Eis als Trainer. Der Nachwuchs ist in jedem Verein die Zukunft. Die Haie-Fans identifizieren sich mit einem Mick Köhler oder einem Lucas Dumont, also mit den Homeboys. Es werden hoffentlich einmal große Spieler, also Captains und Führungsspieler. Das Trainerbusiness ist knallhart. Aber wenn ich einen Verein verlasse, möchte ich, dass er besser ist als beim Start meiner Arbeit.

In Ihrer Spielerkarriere fällt außerdem auf, dass Sie in Österreich einige Male der Profi waren, der die meisten Strafen bekam. Man nannte Sie angeblich sogar Iron Mike?

Ja, in Villach hat man mich so genannt. Aber es gibt natürlich nur einen Iron Mike: Mike Tyson. Ich war ein Spieler, der fighten konnte, aber kein Fighter, der ein bisschen Eishockey spielen konnte. Ich habe zwei Jahre lang als Amateurboxer trainiert. Eine coole Geschichte: Ich war an der Universität in East Lancing in Michigan, das ist eine Unistadt. Aber Lancing Michigan schaut anders aus, und dort war der Boxing Club. Ich war dort der einzige weiße Junge, und sie nannten mich „the great white hope“. Ich habe morgens Eishockey trainiert und nachmittags im Boxing Club. Die Jungs sind unglaublich fit. Das Training war anstrengender als das, was wir damals im Eishockey gemacht haben. Es war gut für meine Entwicklung, ich wollte topfit sein und ein paar Tricks lernen. Es hat sich gelohnt.

Kamen alle Haie-Profis fit aus dem Sommer?

Ja, unsere Fitness Coaches haben einen super Job mit unseren Jungs gemacht. Von den Werten her sind sie topfit. Der fitteste Hai war Kevin Gagné, dann Jason Bast und Freddie Tiffels. Es war beeindruckend. Ein Spieler darf aber nicht glauben, dass etwas Besonderes ist, wenn er in super Shape ist. Das ist Standard und Pflicht heutzutage. Du verkürzt deine Karriere, wenn du vielleicht hochtalentiert, aber unfit bist.

Wo sehen Sie Ihre Mannschaft nach der Saisonvorbereitung?

Ich bin happy mit der Vorbereitung. Wir haben anständig gespielt, die Ergebnisse waren in Ordnung. Aber jetzt ist die Vorbereitung vorbei, und die echte Saison beginnt. Unsere Moral muss in Ordnung sein, egal, gegen wen wir spielen. Wir müssen unser Spiel durchsetzen, der Prozess ist lang, der Weg oft steinig. Keine Mannschaft geht in unserem Business ohne schlechte Phase durch die Saison. Es ist bei uns nie langweilig.

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Man sagt, Ihr Stil als Trainer sei eher autoritär. Stimmt das?

Es ist ein feiner Grat für mich. Ich will unbedingt ein Arbeitsumfeld kreieren, in dem es Struktur und Disziplin gibt. Auf der anderen Seite sind unsere Eishockeyspieler kreativ. Man muss den Jungs auch Freiräume geben, ich möchte eine Mischung, eine perfekte Linie haben. Wir haben intelligente Eishockeyspieler, und die müssen schon gewisse Freiheiten bekommen. Es mein Job als Trainer, die Balance zu finden.

Sie sprechen gut Deutsch und verlangen von den ausländischen Profis, dass sie es auch lernen?

Ja, wir haben eine Tafel mit Basics: Guten Morgen, guten Tag oder Abend. Wie bestellt man ein Schnitzel? Die Zahlen von eins bis zehn. Ich frage es auch ab. Wenn sie morgens reinkommen, gehen sie an meiner Tür vorbei. Ich sage dann auf Deutsch: Guten Morgen, wie geht es dir? Und sie müssen auf Deutsch antworten.

Und was ist in dieser Saison sportlich drin für die Haie?

Für uns ist viel drin. Unser Job als Trainer ist es, zu identifizieren, wo unsere Schwächen und Stärken sind. Und wie wir den nächsten Schritt machen können. Es gibt so viele kleine Faktoren, die für den Erfolg entscheidend sind. Ich bin ein Perfektionist. Aber ich muss sagen: Es läuft, es sind gute Jungs.