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Kölns Keeperin Aurora Mikalsen„Ich bin wütend, wenn ich ein Tor kassiere“

Lesezeit 4 Minuten
Google Pixel Frauen-Bundesliga, 1. FC Köln - VfL Wolfsburg 07.02.2025 Aurora Mikalsen 1. FC Köln, 23 jubelt Google Pixel Frauen-Bundesliga, 1. FC Köln - VfL Wolfsburg, Köln, Franz-Kremer-Stadion am 07.02.2025 DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO. *** Google Pixel Frauen Bundesliga, 1 FC Köln VfL Wolfsburg 07 02 2025 Aurora Mikalsen 1 FC Köln, 23 cheers Google Pixel Frauen Bundesliga, 1 FC Köln VfL Wolfsburg, Köln, Franz Kremer Stadion am 07 02 2025 DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND OR QUASI VIDEO Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/Wunderlx

Aurora Mikalsen hat beim 1. FC Köln einen Vertrag bis 2026 unterschrieben. 

Die 28-Jährige spricht im Interview über ihren Umgang mit Fehlern, die ersten Eindrücke von Köln und ihre Ziele.

Aurora Mikalsen ist die neue Nummer eins im Tor der Bundesliga-Fußballerinnen des 1. FC Köln. Im Interview spricht die 28-jährige Norwegerin über ihren Einstand gegen den VfL Wolfsburg, das Highlight-Spiel gegen Bayern München und ihre Erlebnisse im Karneval.

Frau Mikalsen, wie haben Sie das Highlight-Spiel im Rhein-Energie-Stadion gegen Bayern München erlebt?

Ich war ziemlich angespannt vor dem Spiel. Meine Teamkolleginnen sprachen vorher viel über diese Spiele, die dort stattgefunden haben. Ich war eine solche Kulisse nicht gewohnt. Aber ich finde es cool, dass es am Ende 35.711 Zuschauer waren. Das ist wirklich besonders. Leider konnten wir den Fans nicht das Spiel liefern, das wir ihnen geben wollten. Aber das ist schwierig, wenn man gegen Bayern München spielt. Trotzdem war die Atmosphäre sehr cool. Ich war sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit hatte, dieses Spiel zu absolvieren.

Es war Ihr erstes Spiel vor so einer Kulisse?

Ich habe die Weltmeisterschaft mit Norwegen in Neuseeland gespielt. Da kamen auch viele Zuschauer in die Stadien. Trotzdem war die Atmosphäre am Sonntag in Köln sehr beeindruckend.

Beschäftigt Sie das erste Gegentor von Carolin Simon noch, bei dem Sie keine glückliche Figur machten?

Ich bin immer wütend, wenn ich ein Tor kassiere. Ich hatte mich im Vorfeld viel mit dieser Spielerin beschäftigt und sie schießt normalerweise nie aus dieser Distanz, sondern flankt den Ball ins Zentrum. Deswegen bin ich wegen den kopfballstarken Stürmerinnen einen Schritt nach vorne gegangen, um den Ball zu holen. Ich war dann sehr wütend, weil ich so früh natürlich kein Gegentor kassieren wollte, um meine Mannschaft in einer besseren Position zu halten.

Wie verarbeiten Sie einen solchen Moment während des Spiels?

In dem Moment versuche ich meine Erfahrung zu nutzen. Es wäre der einfachere Weg gewesen, sich vor 35.000 Zuschauern mit sich selbst zu beschäftigen und den Rest des Spiels Angst zu haben. Ich war wirklich sehr enttäuscht und es fühlte sich schrecklich an. Aber ich habe den Kopf hochgenommen und die Verantwortung übernommen. Ich konnte es in dem Moment nicht mehr ändern und musste nach vorne schauen, wie ich dem Team helfen kann, um besser zu performen. Ich glaube, das ist mir auch mit guten Paraden gelungen.

Ich habe viele positive Dinge über diesen Verein und diese Stadt gehört. Der 1. FC Köln hat international auch einen guten Ruf im Frauenfußball
Aurora Mikalsen über ihren neuen Klub

Nehmen Sie solche Momente nach dem Spiel trotzdem mit nach Hause und denken noch lange darüber nach?

Ich habe danach sehr schlecht geschlafen. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich das Gegentor und habe mich gefragt, was ich anders hätte machen können. Aber es ist wie immer im Leben: Es ist immer einfacher zu wissen, was du gemacht haben könntest oder solltest, nachdem etwas geschehen ist. Ich versuche in der Gegenwart zu leben und mich weiterzuentwickeln, anstatt in Was-wäre-wenn-Szenarien zu denken. Es hilft niemandem, wenn ich in der Vergangenheit lebe. Und das ist eigentlich das Schwierigste für einen Torhüter. Fehler passieren, und wenn du als Torhüter einen machst, ist es offensichtlich und jeder sieht es. Entscheidend ist, wie schnell du zurückkommst. Ich habe versucht daraus zu lernen, habe die Situation am nächsten Morgen mit unserem Torwart-Trainer analysiert. Jetzt ist es Vergangenheit.

Sie feierten ihren Einstand für den 1. FC Köln gegen Wolfsburg mit starken Leistungen. Wie haben Sie das Spiel wahrgenommen?

Ich war glücklich, dass wir mit einem wirklich guten Spiel einen Punkt geholt hatten. Ich war zuvor noch etwas gefrustet, weil das Essen-Spiel davor abgesagt wurde. Aber rückblickend war es das perfekte Spiel für meinen Einstand. Es war zu Hause und ich konnte die Fans direkt kennenlernen. Es war aber nicht nur ich, die stark gespielt hat, sondern das gesamte Team. Natürlich bin ich froh, dass ich dem Team mit einigen Paraden helfen konnte, einen Punkt zu ergattern.

Wer oder was hat Sie von einem Wechsel nach Köln überzeugt?

Britta (Carlson, die Trainerin, Anmerkung der Redaktion). Nachdem ich mit ihr gesprochen hatte, war meine Entscheidung gefallen. Ich habe viele positive Dinge über diesen Verein und diese Stadt gehört. Der 1. FC Köln hat international auch einen guten Ruf im Frauenfußball.

Was sind Ihre ersten Eindrücke vom FC?

Er ist sehr einzigartig. In anderen Vereinen sind die Frauen nicht wichtig, genießen keine Priorität. Das ist hier anders. Jeder wird respektiert. Auch die Fans, die zu den Spielen reisen, machen es zu etwas Besonderem.

Und dann stand kurz nach Ihrer Ankunft der Straßenkarneval an. Wie haben Sie den erlebt?

Ich hatte davon gehört, aber ich wusste nicht, dass es so speziell ist. Hier gibt es Leute, die dann eine Woche betrunken sind und dann verbrennst du deine Sünden am Ende. Das ist herrlich verrückt. (lacht)

Sie haben beim FC einen Vertrag bis Sommer 2026 unterschrieben. Was sind Ihre Ziele in dieser Zeit?

Ich möchte auf meinem besten Niveau spielen und mit der Mannschaft das Bestmögliche erreichen. Ich fokussiere mich auf meine Entwicklung. Wenn ich mich jeden Tag weiterentwickele, kann ich dem Team am besten helfen. Natürlich bin ich kein Roboter. Manche Spiele werden schlecht sein, die meisten werden hoffentlich gut. Aber ich möchte immer dem Team helfen, sich weiterzuentwickeln.

Sie haben bereits eine Menge Erfahrung in Ihrer Karriere sammeln können. Gibt es noch etwas, das Sie gerne erreichen möchten?

Ich möchte die WM 2027 in Brasilien spielen. Das ist mein nächstes großes Ziel. Um das zu erreichen, muss ich gut im Verein arbeiten. Und ich muss in der Bundesliga spielen, die eine der besten Ligen der Welt ist.