Kommentar zu Stürzen bei der TourHöhere Gewalt trifft auf Ehrgeiz
- Stürze gehören im Radsport dazu. Allerdings ist auffällig, wie viele es in den letzten Wochen bei verschiedenen Rennen gegeben hat.
- Ein Grund dafür sind die Strecken, die teils löchrigen Asphalt aufgeboten haben. Doch das ist nicht die einzige Ursache.
- Auch das Coronavirus hat einen Einfluss auf die Herangehensweise der Fahrer, kommentiert unser Autor.
Köln – Das Phänomen der vielen Stürze ist vor allem seit dem Neustart der Radsportsaison im August verstärkt zu beobachten. Eine große Rolle spielt dabei der extreme Wagemut der Akteure, die die Zeit der Rennausfälle wegen der Corona-Krise am liebsten sofort vergessen lassen wollen, um sich mit Siegen zu versorgen, weil ja niemand weiß, ob die Saison nicht doch noch abgebrochen wird. Hinzu kamen bisweilen absurd-lächerliche Strecken mit löchrigem Asphalt.
Was aber am Samstag bei der Tour de France passierte, ist in dieser gesehenen Häufung höhere Wetter-Gewalt. Gemischt gleichwohl auch mit dem Risiko, das das Rennen in den ersten Tagen nach dem Start klassischer Weise auszeichnet. Jedes Team strebt nach einem Etappensieg, um seine Sponsoren zufriedenzustellen, das ist insbesondere bei einer Frankreich-Rundfahrt der vielen Fragezeichen so.
Tour kann jeden Tag beendet sein
Das Rennen, ein Mythos zwischen Rouen und Nizza, kann aufgrund der steigenden Corona-Fallzahlen trotz all seiner kulturell-gesellschaftlichen Bedeutung in Frankreich jeden Tag abgebrochen werden. Vor diesem Hintergrund ist es für Mannschaften essenziell, sich in einer womöglich kurzen Zeitspanne im Fernsehen präsentiert zu haben.
Deutlich wurde abermals, wie gefährlich der Radsport ist, dessen Fahrer sich bisweilen mit dem Tempo von Motorrädern fortbewegen, geschützt nur von einem Helm. Das Risiko, dass sie gehen ist hoch, mit der Härte, die das erfordert, kokettieren sie – sie ist Geschäftsgrundlage.
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Es ist schwer zu verstehen, aber Rundfahrten gehen gnadenlos weiter, während andere Sportarten gewiss um Abbruch bitten würden angesichts der vielen Schwerverletzten. Das Argument: Jede Mannschaft hat ja noch genug Fahrer dabei. Diese archaische Logik wird weiter gelten. Sie gehört zum ungeschriebenen Regelwerk dieses Sports.