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Nachwuchstrainer Sven Hübscher über Bayer-Talente„Nicht jeder schafft es in die Bundesliga“

Lesezeit 4 Minuten
Sven Hübscher, Trainer von Bayer 04 Leverkusens A-Junioren

Sven Hübscher, Trainer von Bayer 04 Leverkusens A-Junioren

Bayer-U-19-Trainer Sven Hübscher spricht über den harten Weg der Talente in die Bundesliga und die vergangenen Monate in Leverkusen.

Herr Hübscher, hinter Ihrem Leverkusener A-Junioren-Team liegen anspruchsvolle Monate mit Spielen in drei Wettbewerben. Wie gut tut es, in der Winterpause für einige Tage durchatmen zu können?

Uns Trainern tut das sicherlich gut, vor allem aber den Stammspielern. Deren Belastung in den vergangenen Monaten war schon hoch. Wir haben nahezu permanent Englische Wochen absolviert. Zuletzt gab es eine Phase mit fünf Spielen in 15 Tagen. Manch externer Neuling kannte diese Belastung zuvor nicht. Also nochmal, die Pause ist wichtiger für die Jungs als für uns im Trainerteam.

In der Uefa Youth League ist Bayer 04 als einzige teilnehmende Mannschaft ohne Punktgewinn geblieben. Hat sich das Abenteuer Europapokal dennoch gelohnt?

Wir hätten sicherlich gerne ein paar Punkte geholt. Letztlich geht es aber immer darum, die Spieler zu entwickeln. Es hat offenbar etwas zu lange gebraucht, um sie in diesen Bereich zu führen. Man sollte allerdings nicht vergessen, dass die Konkurrenz teils mit deutlich älter besetzten Mannschaften an den Start gegangen ist. Wir hingegen hatten mehrere Akteure des Jahrgangs 2007 dabei. Der erst 15-jährige Ken Izekor hat in fast allen Partien gespielt. Für die Ausbildung der Jungs war diese Erfahrung vielleicht im ersten Moment ein Stück weit schmerzhaft, aber langfristig zweifellos gut.

Bundesliga-Endrunde für Bayer-Nachwuchs in weiter Ferne

Zu Beginn der Meisterschaft in der A-Junioren-Bundesliga West hat Bayer 04-Nachwuchschef Thomas Eichin noch die Teilnahme an der Endrunde als Ziel genannt. Das ist nun, vier Spieltage vor Schluss, in weite Ferne gerückt. Sorgt das Abschneiden für Enttäuschung im Klub?

Nein, ich bin davon überzeugt, dass jeder die Situation einschätzen kann. Wir mussten nicht nur den Spagat zwischen Ausbildung und Ergebnissen in drei Wettbewerben meistern, sondern auch eine Vielzahl von Ausfällen kompensieren. Im letzten Meisterschaftsspiel des Jahres beim Bonner SC haben zwölf Mann gefehlt. Wenn man sich das vergegenwärtigt, muss man Erfolg sicherlich anders definieren.

Zeitgleich zum Spiel in Bonn waren mit Zidan Sertdemir, Madi Monamay, Noah Pesch und Isaiah Okafor vier Ihrer Junioren beim Testspiel der Profis in Glasgow mit dabei. Wie dicht sind die Youngster tatsächlich am Bundesliga-Team dran?

Isaiah Okafor (oben), Nachwuchsspieler von Bayer 04 Leverkusen

Isaiah Okafor (oben), Nachwuchsspieler von Bayer 04 Leverkusen

Dass die vier Jungs dabei sein durften, war sicherlich auch der personellen Situation bei den Profis geschuldet. Das muss man realistisch sehen. Bei allem Talent werden die vier sicherlich kurzfristig keine tragende Rolle im Lizenzspielerkader spielen. Das wissen sie aber auch. Es geht um Erfahrungen. Und die Jungs nehmen einiges mit. Sie erkennen, was wirklich im Profibereich gefragt ist, dass dort vor allem ein anderes Tempo angeschlagen wird. Diese Eindrücke können sie dann auch an ihre Mitspieler im U19-Kader weitergeben.

Welcher Spieler hat Sie in den vergangenen Monaten positiv überrascht oder besonders beeindruckt?

Da kann ich nur Namen nennen, die exemplarisch für viele andere stehen. Daniel Lang hat sich beispielsweise durch stetige Arbeit in die Startelf gespielt. Er hat seine Chance bekommen und genutzt. Isaiah Okafor hat es ebenfalls sehr gut gemacht. Aber wie gesagt, viele der Jungs haben am oberen Rande ihrer Möglichkeiten gespielt. Wir sind nicht die Mannschaft mit den überragenden Spielern, haben es in der Summe aber gut gemacht. Unser Anspruch besteht darin, jeden Einzelnen für sein individuelles Niveau top auszubilden, wobei es nicht jeder in die Erste Liga schafft.

Ich zeige den Spielern auf, was für die Verwirklichung des Traums von der Erstliga-Karriere noch fehlt
Bayer-U-19-Trainer Sven Hübscher

Platzen angesichts dieser Erkenntnis nicht reihenweise Träume der Spieler?

Nein, ich sage den Jungs ja, dass grundsätzlich alles möglich ist. Aber ich gebe ihnen auch ein ehrliches Feedback und zeige auf, was für die Verwirklichung des Traums von der Erstliga-Karriere noch fehlt. Für diese Rückmeldung und Ehrlichkeit sind die Spieler dankbar.

Sven Hübscher hat Platz vier im Auge

Welche sportlichen Ziele verfolgen Sie bis zum Saisonende?

Es stehen noch vier Bundesliga-Partien und ein DFB-Nachwuchscup mit neun Spielen aus. Wir wollen bestmögliche Ergebnisse erzielen, uns gut präsentieren und die Ausbildung der Spieler voranbringen. Durch die Rückkehrer um Jardell Kanga, Ayman Aourir oder Filip Milojevic wird uns dabei eine ganz andere Truppe als zuletzt zur Verfügung stehen. Außerdem wird Matija Marsenic, der schon lange bei uns trainiert, endlich spielberechtigt sein und uns im Mittelfeld richtig gut tun. Den Blick auf die Tabelle in der A-Junioren-Bundesliga West können wir uns dennoch sparen. Die ersten drei Plätze sind weg. Unser Ziel wird es sein, den vierten Rang zu halten und das wird schwierig genug, weil wir noch auf Borussia Dortmund und den 1. FC Köln treffen.

Zur Person: Sven Hübscher (43) ist seit Anfang 2021 für die A-Junioren-Fußballer von Bayer 04 Leverkusen verantwortlich. Der gebürtige Dortmunder war zuvor in unterschiedlichen Positionen im Nachwuchs- und Profibereich tätig. Beim FC Schalke 04 war er unter anderem als Co-Trainer der U-19-Mannschaft aktiv. Im Jahr 2013 rückte er zusammen mit dem damaligen Chefcoach Jens Keller zu den Profis auf und unterstützte anschließend als Co-Trainer auch dessen Nachfolger Roberto Di Matteo und André Breitenreiter. In seiner ersten Saison in Leverkusen verpasste er die Teilnahme an der DM-Endrunde knapp und führte die U19 auf den dritten Rang.