Der 29-jährige Coach spricht über die Saison der B-Junioren-Fußballer in der Bundesliga West.
Leverkusens U-17-Trainer Sergi Runge im Interview„Ich bin kein Mensch für Träumereien“
Herr Runge, als Sie im Sommer zum Chefcoach der Leverkusener B-Junioren-Fußballer wurden, haben Sie betont, sich in Deutschland sehr wohl zu fühlen, dort jedoch noch keinen Winter erlebt zu haben. Wie sind Sie angesichts Ihrer spanischen Herkunft bislang mit der dunklen und zeitweise kalten Jahreszeit zurechtgekommen?
Bisher hatte ich gar kein Problem damit. Aber ich hatte ja auch Glück, dass es bis auf ein, zwei Wochen im Dezember noch nicht so kalt war. Klar, es wird etwas früher dunkel als in meiner spanischen Heimat, aber das bekomme ich kaum mit, denn nachmittags stehe ich ja meistens auf dem Trainingsplatz und bin auf die Arbeit fokussiert. Ich habe andererseits auch schöne Eindrücke im deutschen Winter gesammelt. Die Weihnachtsmärkte haben mir gut gefallen. In Spanien gibt es zwar ähnliche Veranstaltungen, doch dort dreht sich alles um Angebote für Kinder. Hier kann man auch als Erwachsener Spaß haben und viele leckere Sachen essen.
Weihnachten und den Jahreswechsel haben Sie dann aber doch lieber in Ihrer spanischen Heimat verbracht.
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Weihnachten schon. Da war ich in meiner Heimatstadt Barcelona und habe meine Familie und Freunde gesehen. Über Silvester war ich dann aber mit Bekannten in London. Wir haben uns an drei Tagen drei Premier-League-Spiele angeschaut. Das hatte ich schon lange vor und es war wirklich schön.
Träumen Sie davon, einmal in der Premier League als Trainer zu arbeiten?
Dort wird auf einem Super-Niveau gespielt, keine Frage. Aber ich würde nicht sagen, dass es mein großer Traum ist, in England zu arbeiten. Zum einen gibt es noch viele andere tolle Ligen. Darüber hinaus denke ich eher kurzfristig und nicht allzu viel darüber nach, was in ferner Zukunft passieren könnte. Ich lebe in der Gegenwart. Alles, was irgendwann kommt, kann ich heute doch kaum beeinflussen.
Nach dem Urlaub dürfte der Akku wieder voll sein und Sie können die Vorbereitung auf den Wiedereinstieg in die B-Junioren-Bundesliga-Meisterschaft voller Elan angehen. Was versprechen Sie sich von den kommenden Wochen?
Ich konnte es kaum erwarten und freue mich sehr, wieder mit den Jungs auf dem Platz zu stehen. Vor uns liegen nun einige Wochen mit Trainingseinheiten und Testspielen. Diese Zeit wollen wir nutzen. Wir dürfen dabei nicht zu sehr an die B-Junioren-Bundesliga denken, sondern immer an das nächste Spiel, an die nächste Einheit. Das müssen wir sehr ernst nehmen, wenn wir uns weiterentwickeln wollen.
Was ist sportlich in dieser Spielzeit noch möglich?
Ich sage es einmal so: Träumen ist erlaubt. Wir sind Vierter, rein rechnerisch können wir noch Platz eins oder zwei erreichen und in die Endrunde der Meisterschaft einziehen. Aber dafür müssen auch die anderen Mannschaften mitspielen, vor allem die, die sich schon etwas abgesetzt haben. Am ersten Spieltag des Jahres treffen mit Arminia Bielefeld und dem FC Schalke 04 gleich der Zweite und der Spitzenreiter aufeinander. Mal sehen, wie es ausgeht. In erster Linie müssen wir aber auf uns selbst schauen und unsere Aufgaben erledigen. Dann kann alles passieren.
In den zurückliegenden Monaten hat mit Stürmer Ken Izekor vor allem einer Ihrer Spieler mit tollen Leistungen für Aufmerksamkeit gesorgt und häufig für die U 19 gespielt. Hat Sie seine Entwicklung beeindruckt?
Er hat seine Chancen bekommen und es gut gemacht. Ich würde allerdings sagen, dass sich alle Jungs richtig gut entwickelt haben. Um in der Youth League oder der Nachwuchsnationalmannschaft eingesetzt zu werden, braucht es auch immer etwas Glück. Für Ken Izekor war es ein glücklicher Umstand, dass zum für ihn richtigen Zeitpunkt ein Stürmer gebraucht wurde.
Mit Zaid Tchibara hat ein anderer Offensivakteur ein erstaunliches Comeback nach langer Verletzungspause gefeiert und zehn Treffer in der Meisterschaft erzielt.
Ja, das stimmt, und seine Rückkehr war für das ganze Team sehr wichtig. Mit ihm haben wir in den ersten sechs Spielen auf unseren Kapitän verzichten müssen. Das ist nie gut für eine Mannschaft. Zaid ist ein Spieler, der konzentriert ist und hart an sich arbeitet. Das ist nach seinem Comeback belohnt worden.
Hoffen Sie, dass in der neuen Saison wieder eine komplette Runde mit Hin- und Rückspielen absolviert wird?
Ja, ganz klar. Aufgrund der einfachen Runde müssen wir viele Wochen mit Testspielen zurechtkommen. Das ist nie dasselbe wie ein Pflichtspiel. Es fehlen einfach die Emotionen und es ist dadurch schwieriger, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Aber wir machen das Beste aus der Situation.
Welche Ziele verfolgen Sie noch in Ihrer Trainerkarriere?
Wie gesagt, ich bin kein Mensch für langfristige Ziele und Träumereien. Ich habe noch ein weiteres Jahr Vertrag in Leverkusen und fühle mich bei Bayer 04 sehr wohl. Das ist es, was zurzeit zählt. Irgendwann wäre ich sicherlich gerne mal Erstliga-Trainer. Aber ich bin jung und geduldig und bereit, hart dafür zu arbeiten. Das könnte also auch erst in 15, 20 Jahren passieren. Die Jugend-Arbeit macht mir unglaublich viel Spaß. Und wenn ich mir jetzt schon zu viel vornehme, besteht das Risiko, unglücklich zu werden, wenn es nicht wie geplant funktioniert.