Nach dem 24:24 gegen Zwickau hofft das Team von Trainer Michael Biegler auf den sportlichen Klassenerhalt.
HandballHasskommentare schmälern bei Bayer Leverkusen Freude über ersten Punktgewinn

Jennifer Souza (Mitte) sicherte sich mit den Handballerinnen von Bayer 04 Leverkusen den ersten Punktgewinn der Saison.
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71 Sekunden vor Schluss sah es für die Bundesliga-Handballerinnen von Bayer 04 Leverkusen sehr gut aus. Sie führten 24:21 gegen Zwickau. Der erste Saisonsieg schien zum Greifen nah. Doch nur eine Sekunde später verkürzten die Sächsinnen und stellten in der letzten Spielminute auf offene Manndeckung um. Mit Erfolg, denn Lea-Sophie Walkowiak und Kaho Nakayama trafen noch zum Ausgleich.
Am Ende dieser dramatischen Begegnung stand mit dem 24:24 (13:12) eine Punkteteilung. Für Zwickau war es der erste Punkt in der Fremde, für Leverkusen der erste überhaupt in dieser Spielzeit. Nicht der erhoffte Befreiungsschlag, aber Annika Ingenpaß, Spielerin und Sportliche Leiterin der Leverkusenerinnen, meinte: „Wir haben über 60 Minuten gekämpft und Zwickau gezeigt, dass es schwer wird in unserer Ostermann-Arena. Ich ärgere mich ein wenig über unsere fehlende Cleverness am Ende, bin aber trotzdem unglaublich stolz auf unsere Mannschaft. Das Spiel gibt Selbstvertrauen für die Playdowns.“
Bayer Leverkusen arbeitet auf Bestform in den Playdowns hin
Denn dort wird man dem BSV Sachsen Zwickau wahrscheinlich wieder begegnen. Genau darauf richtete auch Bayer-Coach Michael Biegler den Blick: „Die Mannschaft macht einen Riesenjob schon die ganze Saison. In dreieinhalb Wochen starten die Playdowns und die Mannschaft hat gezeigt, dass sie wettbewerbsfähig ist.“
Darauf hatte Biegler von Tag eins an hingearbeitet und die gesamte Saison als Entwicklungsjahr betrachtet. Nun könnte er Recht behalten und Bayer 04 Leverkusen am Ende doch noch zum sportlichen Klassenerhalt führen. Biegler hofft, dass seine Spielerinnen eine wertvolle Erkenntnis aus dem Duell mit Zwickau ziehen: „Sie haben jetzt das Gefühl, dass es geht und das war entscheidend. Das war auch schon im Hinspiel so und das muss in die Köpfe, dass sie sowohl in Zwickau als auch hier gewinnen können.“ Im Hinspiel unterlagen die Elfen mit 26:27 (15:14). Nun fuhren sie den ersten Zähler der Saison ein.
So etwas Bodenloses wie heute kam noch nie vor. Echt traurig!“
Trotzdem war die Stimmung gedämpft. Und das lag nicht zuletzt an teils misogynen Kommentaren unter Beiträgen der von Pressesprecher Knut Kleinsorge und Spielerin Jennifer Souza verwalteten Facebook- und Instagram-Fanseiten der Elfen. Annika Ingenpaß teilte Screenshots einiger Kommentare in ihrer Story auf Instagram. Die Spielerinnen sollten „besser zurück in die Küche statt Handball zu spielen“, schrieb ein Nutzer. Ein anderer kommentierte den vergebenen Sieg wie folgt: „Ich hoffe, ihr verliert alle eure Beine und könnt nie wieder laufen …“
Auch, wenn es schwerfällt, das zu glauben: Es gab noch schlimmere Beleidigungen und sexistische Äußerungen in der Kommentarspalte, zumeist von ein und demselben Nutzer. Es habe immer mal wieder Hass- oder Häme-Kommentare in der Vergangenheit gegeben, speziell in dieser Spielzeit aufgrund der Ergebnisse, erklärte Ingenpaß, „aber so etwas Bodenloses wie heute kam noch nie vor. Echt traurig!“
Die dienstälteste Bayer-Spielerin Jennifer Souza betreut die Instagram-Seite der Elfen schon in der zweiten Saison. „Aber erst in dieser Saison gibt es so viele gemeine Kommentare“, sagt Souza. Meist online, aber in Thüringen hätte es beispielsweise auch fiese Zwischenrufe und Schmähgesänge von der Tribüne gegeben. Im Sommer wechselt Souza nach zehn Jahren bei Bayer zu Zweitligist HSV Solingen-Gräfrath. Doch mit Leverkusen verfolgt sie weiterhin das Ziel des Klassenerhalts.
Dass die Leverkusenerinnen die Kommentare einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machten, habe auch geholfen, denn „uns haben so viele nette und aufmunternde Nachrichten erreicht – auch von unbekannten Menschen. Das hat sehr geholfen“, unterstreicht Souza. Am Sonntag (16.30 Uhr) steht die nächste Partie auf dem Spielplan. Dann geht es nach Oldenburg.