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Emotionen bei Ehrung für MichaelCorinna Schumachers Kampf mit den Tränen

Lesezeit 4 Minuten
Schumi Corinna Gina

Tränen der Rührung bei Corinna Schumacher, daneben Tochter Gina und Jean Todt, langjähriger Freund der Familie

Köln – Gina Schumacher schluckt ihre Emotionen herunter. Als sich aber immer mehr Menschen applaudierend erheben, brechen die Gefühle aus ihrer Mutter Corinna heraus. Der sonst stets beherrschten Ehefrau von Rennfahrer-Ikone Michael Schumacher kommen die Tränen, als sie am Mittwochmittag den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen zusammen mit ihrer Tochter Gina stellvertretend für Michael Schumacher aus den Händen von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) entgegennimmt und den Politiker überraschend fest umarmt.

Der Formel-1-Rekordweltmeister wurde für „seine herausragenden internationalen sportlichen Leistungen“ und in „Anerkennung seines vorbildlichen sozialen Engagements und für seine Verdienste um sein Heimatland Nordrhein-Westfalen“ mit der höchsten Auszeichnung des Landes geehrt. Während ein Jazz-Quartett „My Way“ von Frank Sinatra spielt, wischt sich Corinna Schumacher die Tränen aus dem Gesicht – die Wertschätzung für ihren abwesenden Ehemann rührt sie tief. Michael Schumacher ist seit seinem schweren Skiunfall Ende 2013 komplett aus der Öffentlichkeit verschwunden. Aktuelle Aussagen zu seinem Gesundheitsstatus gibt es nicht.

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Veranstaltungsort der Ehrung ist die Kölner Motorworld, die Eventhalle mit einer Michael-Schumacher-Dauerausstellung seiner vielen erfolgreichen Rennwagen auf dem Gelände des historischen Flughafens am Butzweilerhof. Luftlinie sind es rund 13 Kilometer zu Schumachers Heimatort Kerpen.

Mick Schumacher sagt Teilnahme kurzfristig ab

Zwischen alten Ferrari-Boliden, vielen Oldtimern und anderen Sportwagen hält Michael Schumachers langjähriger Weggefährte Jean Todt vor Vertretern aus Politik und Wirtschaft die Laudatio auf den Ausnahme-Rennfahrer. Ehefrau Corinna und Tochter Gina meiden die große Bühne in der Regel. Sohn Mick Schumacher, nach Platz acht in Silverstone und Rang sechs in Spielberg endlich in der Formel 1 angekommen, ist sie mittlerweile gewohnt. Doch er musste seine Teilnahme an der Ehrung krankheitsbedingt kurzfristig absagen und war in der Schweizer Wahlheimat geblieben. Am Sonntag soll Mick Schumacher in seinem Haas beim Großen Preis von Frankreich starten und als Träger des überlebensgroßen Rennfahrer-Namens erneut für Furore sorgen.

Schumi Poster

Jean Todt hält die Laudatio auf Michael Schumacher.

Todt, früher Ferrari-Teamchef und Präsident des Weltverbandes Fia, schwärmt von seinem „Freund Michael“, den Namen spricht er in seiner englischen Form aus. „Eine Führungsfigur mit einer natürlichen Autorität. Ein leidenschaftlicher Kämpfer, ein unerbittlicher Gegner, ein nimmermüder Arbeiter, ein detailversessener Antreiber“, beschreibt der 76-Jährige den siebenmaligen Weltmeister. Todt berichtet im formvollendeten französischen Akzent vom ersten Treffen mit Schumacher in einem Hotel in Monaco, damals sei der heute 53-Jährige noch „ein bisschen grün hinter den Ohren gewesen“, sagt Todt mit einem Lächeln. Der Franzose hebt hervor, wie stolz er auf sein Vertrauensverhältnis und die Freundschaft zu den Schumachers ist. Den Kindern, Gina und Mick, hätten die Eltern „Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Respekt, Loyalität, aber auch Zielstrebigkeit und Verlässlichkeit“ mit auf den Weg gegeben.

„Ich bin nur jemand, der zufällig gut Auto fahren kann“

Hinter dem Podium hängt ein großes Plakat mit Michael Schumacher – so wie man ihn kennt. Er sitzt in seinem Ferrari, mit Helm und offenem Visier. Der Blick sprüht vor Tatendrang. Alles in der Motorworld erinnert an den grandiosen Athleten, der die Formel 1 in Deutschland binnen kurzer Zeit zum Volksport machte und fast zwei Jahrzehnte prägte – mit den WM-Titeln 1994, 1995 (beide Benetton), 2000, 2001, 2002, 2003 und 2004 (alle Ferrari) als Höhepunkte. Durch seine Siege sei er vom Jungen aus Kerpen zu einem Weltenbürger aufgestiegen, sagt Todt. „Aber er vergaß nie, wo seine Wurzeln lagen und hat die Bodenhaftung nie verloren. ‚Ich bin nur jemand, der zufällig gut Auto fahren kann‘, hat er früher oft gesagt, und seine Demut und Bescheidenheit standen ihm immer gut“, so der frühere Ferrari-Chef. Kurz zuvor hatte das Jazz-Quartett den Brings-Hit „Kölsche Jung“ gespielt.

Schumi Wüst Corinna

Ministerpräsident Hendrik Wüst neben Corinna Schumacher, Tochter Gina und dem früheren Ferrari-Boss Jean Todt

„Wir würdigen heute vor allem den Michael Schumacher jenseits des Rennsports und des grellen Scheinwerferlichts: einen Menschen, der ein großes Herz hat und dem es von jeher wichtig war, an andere zu denken“, sagt Ministerpräsident Wüst: „Michael Schumacher hat auch diejenigen im Blick, denen es nicht gut geht. Ihnen hat er mit äußerst großzügigen Spenden geholfen, meist ganz im Stillen. Seine Familie führt das karitative Engagement fort.“ Zuletzt hatten die Schumachers auch die Opfer der Flutkatastrophe des vergangenen Jahres in NRW und Rheinland-Pfalz unterstützt. Schumacher leistete auch einen Beitrag für den Aufbau eines großen Zentrums für Hirn- und Rückenmarksgeschädigte in Paris.

Hendrik Wüst stand nachts für Schumacher auf

Schumacher habe „Millionen Menschen fasziniert – weil er für Leidenschaft steht, für Teamgeist, für Höchstleistung im Zusammenspiel von Mensch und Technik. Und weil er als Mensch, als Persönlichkeit überzeugt hat. Weil man sich mit ihm identifizieren kann“, sagt Wüst, selbsterklärter Schumacher-Fan. Er selbst habe gebannt auf dem Sofa gesessen und die Rennen verfolgt, sei nachts aufgestanden, um Schumacher bei einem Grand Prix am anderen Ende der Welt zuzusehen.

„Leider kann Michael Schumacher aus bekannten Gründen nicht hier sein“, sagt Wüst. Todt erklärt: „Natürlich würden wir uns wünschen, dass er seine Auszeichnung persönlich hätte entgegennehmen können. Er fehlt uns sehr.“