Köln – Andreas Rettig ist zurück bei Viktoria Köln. Der 58-Jährige wird vom 1. Juni an Vorsitzender der Geschäftsführung des Fußball-Drittligisten, dessen Trikot er in den 1980er-Jahren trug. Der Vertrag ist für vier Jahre geschlossen.
Für Rettig ist es eine Rückkehr nach einer langen Reise. Zwischen 1989 und 1998 arbeitete er in unterschiedlichen Positionen bei Bayer 04 Leverkusen. Später leitete er den SC Freiburg, war dann Geschäftsführer des 1. FC Köln, den er im Dezember 2005 nach einem missglückten Saisonstart verließ. Später leistete Rettig Aufbauarbeit beim FC Augsburg, ehe er zwischen 2013 und 2015 Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL) war. Zuletzt arbeitete Rettig als kaufmännischer Geschäftsleiter beim FC St. Pauli, seine Position bei den Hamburgern gab er jedoch im September 2019 auf, um ins Rheinland zurückzukehren.
Wernzes Bemühen
Schon damals bemühte sich Franz-Josef Wernze, der mit seiner Firma ETL Hauptsponsor der Viktoria ist, um Rettigs Dienste. Nun fühlt sich Rettig bereit, ein neues Kapitel seiner Karriere aufzuschlagen. „Ich habe das Gefühl, dass unsere Wertvorstellungen übereinstimmen. Und auch bei der Ausrichtung des Klubs sprechen wir eine gemeinsame Sprache. Natürlich wollen wir den sportlichen Erfolg – aber nicht um jeden Preis. Denn hier haben die wirtschaftliche Vernunft und vor allen Dingen das klare Bekenntnis zur regionalen gesellschaftlichen Verantwortung, der wir als Fußballverein gerecht werden wollen, Priorität.“
Nachhaltiger Ansatz
Rettig plant, die Rechtsrheinischen als nachhaltigen Profiklub zu positionieren. Der gebürtige Leverkusener gilt seit langem als Kritiker der Über-Kommerzialisierung im Fußball und will dafür einstehen, den Sport wieder näher an die Mitte der Gesellschaft zu führen. Bereits am kommenden Mittwoch im Spiel gegen den KFC Uerdingen wird die ETL-Gruppe zum Beispiel auf ihren Platz als Trikotsponsor verzichten, stattdessen wollen die Kölner für die „Aktion Mensch“ werben – der 5. Mai ist der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung gewidmet. Inklusion soll eines der Themen sein, mit denen sich die Viktoria künftig befassen wird.
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Günter Pütz ist glücklich über den prominenten Zugang in der Klubspitze. „Seine Kompetenz im Fußball ist unbestritten. Seine Erfahrungen und seine Expertise werden uns sehr helfen. Er ist für die Viktoria ein riesiger Gewinn“, sagt der Viktoria-Präsident.
Zwar hatte Rettig auch Angebote aus der ersten und zweiten Bundesliga. Doch hatte er sich und seiner Frau das Versprechen gegeben, nicht wieder umzuziehen, „außerdem möchte ich im letzten Drittel meines beruflichen Wirkens keine Kompromisse mehr eingehen. Ich will mich mit Menschen umgeben, mit denen ich vertrauensvoll und mit Freude zusammenarbeite. Und dieses Gefühl habe ich hier“, sagt Rettig, der seit 2012 Ehrenmitglied der Viktoria ist und in den Achtzigern noch mit Sportvorstand Franz Wunderlich gemeinsam in Höhenberg spielte.