- Am Samstag empfängt Viktoria Köln im Sportpark Höhenberg Preußen Münster.
- Beide Westklubs stecken tief drin im Abstiegskampf.
- Im Interview spricht Stephan Küsters, früher Sportlicher Leiter bei Viktoria und Preußen, über das Spiel und die Lage im Tabellenkeller.
Köln – Herr Küsters, Samstag treffen mit dem FC Viktoria und Münster zwei Ihrer Ex-Klubs aufeinander. Für wen schlägt Ihr Herz?
Da bin ich komplett neutral, weil ich in beiden Vereinen eine gute Zeit hatte. Definitiv haben es sowohl Viktoria als auch der SC Preußen verdient, in der Dritten Liga zu bleiben.
Sie haben acht Jahre für Münster gespielt, waren anschließend über zwei Jahre Team-Manager dort und auch Sportlicher Leiter bei der Viktoria. Wie würden Sie diese Zeit zusammenfassen?
Auf jeden Fall als eine super Erfahrung, denn ich konnte aus meinen Engagements bei den Klubs sehr viel mitnehmen und lernen. Und ich habe ja auch mit guten Trainern zusammen arbeiten dürfen: in Münster zum Beispiel mit Pavel Dotchev.
Zur Person
Stephan Küsters (48), geboren in Dinslaken, absolvierte für Bayer 05 Uerdingen neun Spiele in der Bundesliga und vier Spiele in der Zweiten Liga. Von 1998 bis 2006 stand Küsters bei Preußen Münster unter Vertrag. Für die Westfalen bestritt der Mittelfeldspieler insgesamt 206 Begegnungen. Ab 2012 arbeitete er zweieinhalb Jahre als Team-Manager für Münster; von Juli 2014 bis Januar 2018 war der einstige Profi Sportlicher Leiter beim FC Viktoria Köln in der Regionalliga. (ol)
Im Januar 2018 war Ihre Zeit bei der Viktoria plötzlich beendet. Haben Sie die Trennung inzwischen verarbeitet?
Ich habe dieses Thema komplett abgehakt, wobei ich zunächst natürlich sehr enttäuscht war über das Ende in Höhenberg. Insgesamt hatten wir aber unterschiedliche Vorstellungen. Im Nachhinein war der Abschied für beide Seiten die richtige Entscheidung – auch wenn mir dieser leidgetan hat, weil wir über die Jahre hinweg schon gemeinsam einiges angeschoben haben.
Wie eng sind Ihre Kontakte zu beiden Vereinen?
Zu den Preußen ist der Kontakt nicht mehr ganz so eng, weil die komplette Führungsriege gewechselt hat. Trotzdem habe ich noch viele Freunde dort. Zur Viktoria ist das Verhältnis immer noch intensiv, mit Sportvorstand Franz Wunderlich stehe ich ja auch regelmäßig in Kontakt. Um einen Job in Köln ging es bisher aber nicht.
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Im Mai 2019 ist dem FC Viktoria nach langem Anlauf der Sprung in die Dritte Liga gelungen, den Sie mit Marco Antwerpen und dem Team in der Relegation gegen Jena 2017 verpasst hatten. Sind Sie im Nachhinein enttäuscht?
Ganz und gar nicht. Ich möchte mir sogar das Recht heraus nehmen, dass ich einen gewissen Anteil an diesem Aufstieg habe. Wir haben einen Teil der Truppe zusammengestellt, die es zwei Jahre danach in den Profifußball geschafft hat. Aber es geht hier nicht um mich, sondern um den FC Viktoria Köln, dem ich diesen Aufstieg aufrichtig gönne.
Sowohl Münster als auch Köln stecken im Moment in Abstiegsgefahr. Was trauen Sie den Mannschaften bis Saisonende zu?
Der Viktoria traue ich auf jeden Fall den Klassenerhalt zu. Sie hat eine vernünftige Ausgangsposition und im neuen Jahr ordentlich gepunktet. Münster hat es auch gut gemacht und zuletzt erheblich aufgeholt, durch den größeren Rückstand eigentlich aber in jeder Woche ein Endspiel um den Verbleib in Liga drei.
Münster hat sich in dieser Spielzeit bereits von einem Trainer getrennt, Viktoria trotz zwölf siegloser Spiele in Folge an Pavel Dotchev festgehalten. Wie hätten Sie als Sportlicher Leiter gehandelt?
In Münster musste Sven Hübscher gehen, weil die Mannschaft nicht mehr so funktioniert hat, dass sie ohne einen Impuls von außen da unten raus gekommen wäre. Dass Viktoria Pavel Dotchev weiterhin vertraut hat, ist eine Entscheidung, vor der ich den Hut ziehe. Keiner kennt die Liga so gut wie er und wenn jemand weiß, wie man aus schwierigen Situationen heraus kommt, dann mit Sicherheit Pavel.
Demnächst ist Pavel Dotchev mit 238 Spielen an der Linie Rekord-Trainer der Dritten Liga.
Eigentlich ist es ja eine Schande, dass er nicht viel mehr Spiele in höheren Ligen coachen durfte (lacht). Für mich ist diese Zahl keine Überraschung: Pavel ist ein überragender Fachmann und dazu ein toller Mensch.
Zum Spiel
Vor dem Abstiegsduell des Fußball-Drittligisten FC Viktoria Köln am Samstag (14 Uhr, Sportpark Höhenberg) gegen Preußen Münster mussten die Höhenberger um den Einsatz von Angreifer Albert Bunjaku bangen. Doch es gab Entwarnung: Kölns bester Torschütze hat seinen Hexenschuss überstanden und ist einsatzbereit.
Viktoria-Trainer Pavel Dotchev steht gegen seinen einstigen Arbeitgeber Münster zum 237. Mal in Liga drei an der Linie und kann somit gleichziehen mit dem Rekordhalter Peter Vollmann. „Dass ich mit Peter gleichauf bin, freut mich und macht mich stolz“, so Dotchev. (ol)
Und offenbar auch der geeignete Trainer für Viktoria Köln...
Ganz genau, und ich sage Ihnen auch warum: Dotchev kann sich unheimlich gut auf Menschen einstellen, sogar damals in Münster bei den etwas knurrigen Westfalen (lacht). Abgesehen davon lacht er ja auch gerne, so wie viele Menschen in Köln.
Wie wird sich die Partie am Samstag entwickeln?
Beide Mannschaften haben natürlich Druck. Entsprechend werden die Teams das Spiel mit Bedacht angehen. Es wird eine Begegnung sein, die von Taktik geprägt ist.
Seit Ihrer Zeit beim FC Viktoria haben Sie sich ein wenig aus der Öffentlichkeit verabschiedet. Wie sieht Ihr Alltag im Moment aus?
Ich bin eh nicht der Typ, der sich in die Öffentlichkeit drängt. In Sachen Fußball bin ich aber immer viel unterwegs, pro Woche schaue ich mir mindestens drei Spiele aus der Zweiten oder Dritten Liga und der Regionalliga an.
Wann werden wir Sie im Fußball wiedersehen?
Spruchreif ist momentan tatsächlich noch nichts. Aber es ist ja auch kein Geheimnis, dass ich gerne wieder als Sportlicher Leiter oder Kaderplaner arbeiten würde. Ich bin für neue Sachen bereit, am liebsten so schnell wie möglich.