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Moderne TherapienGelenkersatz am Hüft- und Kniegelenk

Lesezeit 6 Minuten

Die Ärzte erläutern alle Schritte des Behandlungskonzeptes.

Gelenkprobleme haben sich zu einer wahren Volkskrankheit entwickelt. Das Team des Endoprothetik-Zentrums schafft mit modernster Technik Abhilfe.

Erst sind es nur leichte Schmerzen. Innerhalb weniger Jahre können die Beschwerden an der Hüfte oder dem Knie jedoch so stark werden, dass jeder Schritt zur Qual wird. Ein künstliches Gelenk kann dann Abhilfe schaffen. Prof. Holger Bäthis und Dr. Murat Ates vom Endoprothetik-Zentrum der Kliniken der Stadt Köln erklären im Interview, wie der ein Eingriff abläuft und warum Sie dabei auf computerunterstützte Operationstechnik und einen „AktivPlan“ in der Vor- und Nachbehandlung setzen.

Schmerzen an Hüfte und Knie gehören zu den häufigsten Beschwerden in einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft. Welche Probleme treten besonders häufig auf und was können Betroffene tun?

Etwa ein Viertel der über 65-jährigen in Deutschland leidet unter Arthrose (Gelenkverschleiß) an Hüfte oder Knie. Damit ist dies die häufigste Gelenkerkrankung. Sie beschreibt den Zustand nach Zerstörung der Knorpelschicht eines Gelenks und damit einhergehende Knochenveränderung. Das Gelenk entzündet sich und der Patient verliert die Fähigkeit, sich frei zu bewegen. In den meisten Fällen sind Knie und Hüften betroffen, aber auch jedes andere Gelenk kann erkranken.

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Die Ursachen dafür sind vielfältig. Neben dem altersbedingten Verschleiß gehören Überbelastung durch körperliche Arbeit oder Übergewicht sowie Sportverletzungen an Gelenken oder Bändern zu den Risikofaktoren. Der beste Schutz vor Arthrose sind ein normales Gewicht sowie regelmäßige Bewegung durch gelenkschonende Sportarten.

Das Team nimmt sich für alle Patientinnen und Patienten viel Zeit.

Gibt es Möglichkeiten, die Arthrose zu heilen? In welchen Fällen empfehlen Sie den Einsatz von Endoprothesen – also künstlichen Gelenken?

Arthrose ist eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist. Leider kann ein bereits eingetretener Gelenkverschleiß nicht rückgängig gemacht werden. Die gute Nachricht: Gerade, wenn die Krankheit früh erkannt wird, kann sie gut behandelt werden. Betroffene können einem Fortschreiten oder einer Verschlechterung zudem selbst mit Stärkung der Muskulatur durch Sport – Radfahren und Schwimmen sind empfehlenswert – oder gezielte Physiotherapie entgegenwirken.

Bei stärkeren Schmerzen helfen vielen Patientinnen und Patienten Medikamente, die schmerzlindernd und zugleich entzündungshemmend wirken. Wenn die Lebensqualität zunehmend schlechter wird, kommen als weitere Möglichkeiten Operationen wie eine Gelenkspiegelung oder aber ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk in Frage. Der Gelenkersatz an Hüfte und Kniegelenk zählt zu den erfolgreichsten Operationen der Medizin: Für die meisten Patientinnen und Patienten kann eine dauerhafte Schmerzlinderung und eine gute Gelenkfunktion erreicht werden. Vor einer Operation sollten aber konservative Maßnahmen ausgeschöpft sein.

Auszeichnung für die Qualität

Wie erfahren ist das Behandlungsteam an der Klinik in Köln-Merheim?

Am Klinikum Köln-Merheim werden Gelenkersatzoperationen an Hüft- und Kniegelenk seit mehr als 20 Jahren in großer Zahl durchgeführt. Mit modernsten medizinischen Verfahren führen wir jährlich mehr als 900 Gelenkersatz-Operationen durch. Auch von Krankenkassen erhalten wir große Bestätigung unserer Behandlungsqualität: So zeichnet AOK die Ergebnisse nach Knie- und Hüft-Operationen mit der besten Bewertung (3 Bäume) aus. Sowohl Prof. Bertil Bouillon, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sport-traumatologie, als auch Prof. Holger Bäthis, Leiter des Bereiches Endoprothetik, zählen laut FOCUS Ärzteliste zu den Top-Medizinern Deutschlands.

Jährlich werden wir zudem durch durch EndoCert als Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung zertifiziert. Dieses weltweit erste Zertifizierungssystem für Endoprothetik ist als Orientierungshilfe für Patient*innen gedacht. Diese können daran erkennen, dass sich eine Einrichtung intensiv mit dem Thema des künstlichen Gelenkersatzes auseinandergesetzt hat und die durch die Fachgesellschaft aufgestellten Qualitätsanforderungen erfüllt.

Mit modernsten medizinischen Verfahren führen die Experten jährlich mehr als 900 Gelenkersatz-Operationen durch.

Wie läuft die Operation ab? Welche Methoden wenden Sie an?

Wir operieren nach modernsten medizinischen Verfahren. Sowohl beim Gelenkersatz der Hüfte als auch des Kniegelenks stehen uns heute eine Auswahl verschiedener Möglichkeiten zur Verfügung. Hierbei versuchen wir individuell die optimale Lösung für die Patient*in zu erreichen. Dies kann beispielsweise ein Teilgelenkersatz oder eine Kurzschaftprothese sein, um nur einige Beispiele zu nennen. Unabhängig vom gewählten Operationsverfahren versuchen wir den Eingriff möglichst schonend, mit kleinen Schnitten, durchzuführen.

So nutzen wir etwa bei allen Knieprothesenoperationen computerunterstützte Navigationstechnik. Dadurch haben wir eine optimale Qualitätskontrolle bereits während der Operation. Darüber hinaus werden modernste intraoperative bildgebende Verfahren angewendet. Besondere Hygienemaßnahmen rund um die Operation gewährleisten die größtmögliche Sicherheit für unsere Patient*innen.

Das Ziel des Behandlungskonzeptes

Wie läuft der Genesungsprozess ab und welche Rehabilitations-Möglichkeiten gibt es?

Wir führen bei uns die Vor- und Nachbehandlung in einem sogenannten AktivPlan-Konzept durch. Dieses basiert auf international anerkannten und erprobten Behandlungskonzepten wie „Fast-Track“ oder „Enhanced Recovery“, die in Kliniken in Deutschland und weltweit bereits angewendet werden. Ziel des Behandlungskonzeptes ist es dabei, das körperliche Gleichgewicht der Patient*innen durch die Operation so wenig wie möglich zu stören, die Erholung zu beschleunigen und die Selbstständigkeit während des Behandlungsverlaufs bestmöglich zu erhalten oder schnell wiederherzustellen.

Der gesamte Behandlungsablauf beinhaltet viele unterstützende Maßnahmen, die zu einer guten Erholung und frühen Eigenständigkeit führen sollen. Damit ermöglichen wir unseren Patient*innen eine sichere und gut verträgliche Entlassung nach Hause. Nachfolgende Rehabilitationsangebote werden natürlich durch uns im Vorfeld organisiert.

Im Rahmen unserer Informationsveranstaltung am 5. November 2024 können sich Betroffene und Interessierte ein Bild über den Behandlungsablauf und unsere Operationsmethoden machen. Gerne stehen wir im Anschluss auch für Fragen zur Verfügung.

Wie funktioniert das AktivPlan-Konzept?

Das Programm beginnt bereits vor dem stationären Aufenthalt mit einer Information und vorbereitenden Schulung für die Patient*innen. Die stationäre Aufnahme erfolgt kurz vor der Operation, wobei unsere Patient*innen möglichst lange trinken und essen dürfen. Während der Operation wird versucht, den Stress für den Körper durch schonende Operations- und Narkosetechniken so gering wie möglich zu halten. Hier werden spezielle Schmerztherapiekonzepte eingesetzt. Direkt nach der OP ermöglicht eine frühzeitige Nahrungsaufnahme sowie eine optimale Schmerztherapie die rasche Mobilisierung durch die Physiotherapie. Dazu bestehen enge Kooperationen mit ambulanten und stationären Rehabilitationseinrichtungen. Die Qualitätssicherung wird durch standardisierte Nachuntersuchungen ergänzt.

Das Team des Endoprothetik-Zentrums: Prof. Holger Bäthis, Dr. Murat Ates und Prof. Bertil Bouillon (v.l.)

Was hat sich in den letzten Jahren im Bereich der Endoprothetik verändert und welche Fortschiritte und Innovationen erwarten Sie in den kommenden Jahren?

Die Implantate haben bereits lange eine sehr hohe Sicherheit und optimale Funktion erreicht. Die vielleicht größten Fortschritte wurden eher in der Art der Eingriffe umgesetzt. Die Operationen sind heute deutlich schonender als vor Jahren und vor allem wird sehr viel Aufwand für eine bestmögliche Schmerztherapie geleistet. Dadurch kann heute in der Rehabilitation deutlich früher eine sehr gute Funktion und Belastbarkeit erzielt werden. Gerade hier sehe ich großes Potential für die Zukunft.

Am 5. November laden Sie zu einer Informationsveranstaltung ein. Worauf können sich die Teilnehmenden freuen? An wen richtet sich die Veranstaltung?

Unsere Veranstaltung richtet sich an Betroffene und alle Interessierten. Wir stellen zunächst in Kurzvorträgen den Behandlungsablauf in unserem Zentrum für Endoprothetik vor, erklären unsere Operationsmethoden und die Implantate. Zudem erläutern wir unser Behandlungskonzept ausführlich, wie auch spezielle Hygienemaßnahmen. Anschließend bleibt genug Zeit für die Teilenehmenden auch Fragen zu stellen. Die Veranstaltung im VHS-Forum am Neumarkt ist kostenfrei.

Einladung zur Informationsveranstaltung

Dienstag, 5.11.2024, 17.00 Uhr FORUM VHS im Museum am Neumarkt, Eingang im Rautenstrauch-Joest-Museum

Cäcilienstraße 29–33, 50667 Köln

Gelenkersatz bei Arthrose an Hüfte und Knie – optimale Behandlungskonzepte

  1. Arthrosebehandlung heute
  2. Moderne Operationsmethoden und Implantate
  3. Behandlungsablauf - AktivPlan

Experten: Prof. Dr. H. Bäthis, Dr. M. Ates, Prof. Dr. B. Bouillon, Dr. R. Otchwemah

Endoprothetik-Zentrum Köln-Merheim, der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sport

Organisation und Information: orthopaedie@kliniken-koeln.de oder Tel.: 0221/8907-18627