Meist wegen umgestürzter Bäume rückten die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis aus. Auch am Dienstag gibt es weiter Einsätze wegen des Sturms.
Mehr als 200 UnwettereinsätzePassagiere sitzen in Windeck fast drei Stunden in S-Bahn fest
Kurz, aber heftig war das Sturmtief, das am späten Montagnachmittag, 15. April, über den Rhein-Sieg-Kreis hinweg gezogen war. Auch am Dienstagmorgen stürmt es weiter. Antonius Nolden, Pressesprecher des Rhein-Sieg-Kreises, mussten die Feuerwehren zu mehr als 200 Einsätzen ausrücken.
Drei Viertel davon entfielen auf den rechtsrheinischen Teil des Kreises. Die meisten Einsätze hatten Königswinter (35) und Hennef (33), gefolgt von Windeck (27). Das Sturmtief ließ am Montag ab 17 Uhr nicht nur die Temperaturen purzeln, sondern auch zahlreiche Bäume. In Siegburg versperrte in Höhe des Bootshauses ein besonders dickes Exemplar die Wahnbachtalstraße. Feuerwehrleute rückten an und zersägten den Baum. Mit einem Radlader räumten sie die Stücke beiseite.
Troisdorfer Feuerwehr beseitigt heruntergefallene Dachziegel
Allein 22 Einsätze beschäftigten mehrere Löschgruppen in Troisdorf, die am Montagabend mit 65 Kräften im Einsatz waren; hauptsächlich ging es um die Beseitigung von Ast- und Baumbruch von Straßen und Wegen. Auch ein Gerüst musste gesichert und heruntergefallene Dachziegel beseitigt werden, teilte Pressesprecher Peter Kern mit. In Sankt Augustin seien es 13 Einsätze gewesen, sagte der stellvertretende Pressesprecher Daniel Schriek. In Hennef-Allner, an der Kreuzung Siegburger Straße/Schloßstraße, flogen Dachziegel von einem Haus herunter. Das Ordnungsamt und die Polizei sperrten die Straße, bis die Unwetterlage beendet war.
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Alle rechtsrheinischen Kommunen außer Lohmar richteten Führungsstellen auf ihren Feuerwachen ein. Die Feuerwehren koordinieren ihre Einsätze so lange wie nötig selbst, um die Leitstelle zu entlasten. In Lohmar war ein Baum auf die Autobahn 3 Richtung Köln gekippt, berichtete der stellvertretende Pressesprecher Julian Lindenberg, der von insgesamt sechs Einsätzen sprach. Die Ehrenamtlichen zersägten den Baum, da er eine Gefahr für den Verkehr darstellte.
Baum stürzt in Windeck auf Oberleitung – Zugstrecke blockiert
In Windeck fielen am frühen Abend Bäume auf die Strommasten der Siegtalstrecke, zunächst gegen 17.45 Uhr bei Opperzau. Ein Regionalzug strandete direkt davor. Der Zug wurde nicht getroffen, Fahrgäste wurden nicht verletzt. Nur ging es für die rund 200 Passagiere vorerst nicht weiter. Ein Notfallmanager der Bahn beurteilte die Situation und entschied, dass der Zug nicht geräumt werden müsse. Er rollte langsam zurück in Richtung Rheinland-Pfalz.
Die Strecke blieb indes gesperrt. Denn auch bei Röcklingen strandeten gegen 18.25 Uhr zwei Züge, darunter ebenfalls ein RE9 und eine S-Bahn. Die Feuerwehr evakuierte 18 Fahrgäste aus dem Zug und brachte sie mit ihren Fahrzeugen zum Herchener Bahnhof, wo sie das Deutsche Rote Kreuz mit Getränken versorgte.
Der Baum ragte etwa hundert Meter nördlich des Bahnübergangs in Röcklingen in die Strecke hinein. Er wurde von der S-Bahn erfasst und zerriss die Oberleitung. Der Strom fiel aus, der Baum begann zu brennen. Etwa 100 Passagiere in einem RE Richtung Siegen und 18 Fahrgäste in der S-Bahn Richtung Hennef saßen fest. Christian Hecker (67) fuhr als Zugbegleiter in der S-Bahn mit und berichtete von einem Chaos bei der Bewältigung der Situation.
Regionalexpress konnte rückwärts in den Bahnhof Herchen zurückrollen
„Nachdem der Lokführer die Fahrdienstleitung darüber informiert hat, dass der Zug nicht mehr fahren kann und der Baum brennt, hätte eigentlich die Feuerwehr informiert werden müssen. Aber bis von denen einer vor Ort war, hat es zwei Stunden gedauert“, sagte er. Um 19.15 Uhr habe er den Notfallmanager der Bahn und einige Arbeiter auf den gesperrten Gleisen entdeckt. Die Feuerwehr sei erst eine Stunde später gekommen.
„Wir wurden erst um kurz nach 20 Uhr über die beiden gestrandeten Züge informiert – aber nicht durch die Bahn, sondern durch Anwohner“, sagte Guido Henrichs, Löschzugführer in Herchen. Seine Einheit war gerade dabei, Sturmschäden zu beseitigen. Der Regionalexpress habe rückwärts in den Bahnhof nach Herchen zurückrollen können. „Da hat die Deutsche Bahn dann irgendwann einen Schienenersatzverkehr organisiert, damit die Leute Richtung Siegen weiterfahren konnten. Aber um die Fahrgäste der S-Bahn hat sich niemand gekümmert“, so Henrichs.
Feuerwehr fuhr Passagiere zum nächsten Bahnhof in Windeck
„Wir haben die Menschen, es waren 18 Personen, dann aus der Bahn geholt. Nirgends gab es Busse oder Taxen, die hätten wohl aus Köln kommen müssen. Also haben wir uns entschieden, die Leute mit unseren Mannschaftstransportern nach Herchen zu fahren.“ Da war es schon 21.30 Uhr. „Wir haben fast drei Stunden in dem Zug festgesessen. Glücklicherweise waren keine sehr alten Menschen und kleine Kinder drin. Der Lokführer und ich haben uns um die Fahrgäste gekümmert“, schilderte Hecker.
Zwischenzeitlich hatte Löschzugführer Henrichs die Verpflegungseinheit des DRK Windeck alarmieren lassen. „Es war kalt, die Leute sollten nach der langen Zeit wenigstens etwas zu trinken bekommen“, sagte er. Am Bahnhof in Herchen nahmen die Ehrenamtlichen die Fahrgäste in Empfang. Alle seien ruhig gewesen, sagte Christian Heckers. „Die Feuerwehr und die Bahn haben einen tollen Job gemacht“, lobte er. Vom Bahnhof aus fuhren die Fahrgäste mit Taxen weiter nach Siegburg oder Köln.
Die Bahn bestätigt auf Anfrage den unfreiwilligen Stopp der beiden Züge. Da die Passagiere nicht in Gefahr waren, habe man darauf verzichtet, die Feuerwehr zu alarmieren, teilte ein Bahnsprecher mit. Zu dem brennenden Baum sagte er auch auf genauere Nachfrage nichts. Ebenso wich er der Frage aus, wieso die Bahn die Feuerwehr nicht selbstständig informierte und keine Busse oder Taxen entsandte. „Mitarbeitende der Bahn haben die Oberleitung noch in der Nacht repariert, gegen 1.45 Uhr war die Strecke wieder ohne Einschränkungen befahrbar.