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Störungen im BusverkehrAuch in Wipperfürth kommt es zu kurzfristigen Ausfällen

Lesezeit 4 Minuten
Der Busbahnhof Wipperfürth: Ein Bus steht mit der Rückseite neben einer Fahrgastanzeige.

Die elektronische Fahrgastanzeige zeigt kurzfristige Ausfälle – weil sich zum Beispiel ein Fahrer krank meldet – oft nicht an.

In Köln fallen seit Wochen Busse und Straßenbahnen aus, weil viele Fahrer erkrankt sind. Im kleineren Maßstab passiert so etwas auch im Bergischen Land.

Das ist geschehen: Jonas Blechmann aus Wipperfürth fährt regelmäßig mit den Bussen der Ovag. Mitte Dezember hat ihn das Unternehmen gleich zweimal versetzt – der Bus, auf den Blechmann wartete, kam nicht. Der Wipperfürther schildert den Fall: „Konkret geht es um den Bus 333 am 14. Dezember, Abfahrt Busbahnhof Wipperfürth um 21.35 Uhr nach Lindlar. Ich war ab 21.29 Uhr vor Ort bei minus 8 Grad Celsius Außentemperatur. Die Straßen waren frei von Eis oder Schnee. Die digitale Anzeige zeigte den Bus an, aber er kam nie an. Bis 22 Uhr ist kein Bus gekommen und es handelte sich um den letzten Bus des Tages. Um nicht zu erfrieren, habe ich mich abholen lassen. Der zweite Fall war am 22. Dezember um 19.13 in Wipperfürth-Vordermühle. Dieser Bus kam auch nicht, so musste ich auf mein Auto ausweichen.“

Der neue Fahrplan, der seit dem 11. Dezember gilt, bringe viel positives, lobt Blechmann. „Auf der Linie 333 fahren so viele Busse wie noch nie. Man kann in der Woche im Stunden-Takt fahren und sogar um 21.35 Uhr noch von Wipperfürth abfahren. Schade nur, wenn man sich nicht darauf verlassen kann.“ Im digitalen Zeitalter müsse es möglich sein, ausgefallene Verbindungen in Fahrplan-Apps und auf der Abfahrt-Anzeige auf dem Busbahnhof korrekt anzuzeigen. Auch solle geregelt sein, dass in solchen Taxis die Fahrgäste kostenlos ohne Vorleistung befördern, so Blechmann.

Das sagt der Kundenservice: Jonas Blechmann schilderte der Ovag das Geschehen, Anfang Januar kam die Antwort. „Beide genannten Fahrten, am 14. und am 21. Dezember, mussten betriebsbedingt storniert werden“, heißt es in dem Schreiben. Ein kurzfristiger Personalausfall sei verantwortlich. Eine der beiden Fahrten sei storniert worden, in diesem Fall hätte der Bus nicht mehr angezeigt werden dürfen. „Die zweite Fahrt wurde nicht storniert, was zur Folge hatte, dass die Fahrt bis zur letzten Minute noch in der Anzeige am Busbahnhof angegeben wurde.“ Die Ovag hat sich bei Jonas Blechmann entschuldigt und ihn auf die Mobilitätsgarantie NRW hingewiesen (siehe letzter Absatz).

Das sagt die Ovag-Geschäftsführerin: Auf Anfrage nimmt Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner Stellung, zumal es auch über ausgefallene Busse in Gummersbach-Steinenbrück Beschwerden gibt. „Verspätungen und Ausfälle sind im täglichen Betrieb nicht gänzlich vermeidbar“, so Güllner. Es gebe externe Störungen wie Streckensperrungen, Stau oder Unwetter, und interne Störungen wie kurzfristige Krankmeldungen.

Bei der OVAG sei es bisher gelungen, personalbedingte Ausfälle weitestgehend zu vermeiden, vor allem dank des außergewöhnlichen Engagements der Beschäftigten: „Angefangen bei Disponenten und Leitstelle, die alles dran setzen, für eine Krankmeldung kurzfristigen Ersatz zu finden, über unser Fahrerinnen und Fahrer, die derzeit in großem Stil Überstunden leisten, bis hin zu Verwaltungsmitarbeitern, die sich regelmäßig hinters Bus-Steuer setzen. Auch auf private Busunternehmen – soweit diese nicht selber unter dem Fahrermangel leiden und gar keine zusätzlichen Aufträge mehr annehmen können – wird zurückgegriffen“, erklärt Güllner.

Von Zuständen wie etwa in Köln sei man sehr weit entfernt. „Ausfälle sind bei der OVAG tatsächlich nach wie vor eine Ausnahme“, versichert die Ovag-Chefin. Aktuell gebe es beim Fahrpersonal der Ovag keinen erhöhten Krankenstand, wohl aber in der Verwaltung. Wie dies bei den Auftragsunternehmen aussieht, die rund 30 Prozent der Leistungen im Oberbergischen erbringen, wisse man noch nicht, teilte Güllner vergangene Woche mit.

Schwachstelle Fahrgastinformation: Die elektronische Fahrgastinformation über Ausfälle bleibt ein Schwachstelle, wie auch die Ovag-Geschäftsführerin einräumt. Inzwischen würden zumindest Technik und Schnittstellen funktionieren. Wenn eine Fahrt ausfalle, könne man diese manuell im System stornieren. Die Fahrt werde dann entweder als Ausfall gekennzeichnet (z.B. DB Navigator) oder werde nicht mehr angezeigt (z.B. VRS-App). Die konkrete Darstellung eines Ausfalls hängt von der Philosophie des App-Betreibers ab. Darauf habe die Ovag keinen Einfluss.

„In der Praxis ist es aber gerade in einer hektischen Situation häufig nicht möglich, diese Stornierung rechtzeitig vorzunehmen“ sagt Güllner. Besonders bei großflächigen Ereignissen wie Sturm und Schnee mit starken Einschränkungen sei dies so gut wie gar nicht möglich. Mithilfe des Bundesprogramms „Modellprojekte ÖPNV“ (wir berichteten) wolle man die Fahrgastauskunft bei Störungen deutlich weiterentwickeln und die Leitstellenmitarbeiter stärker unterstützen. Im Förderprojekt seien auch Maßnahmen zur Verstärkung von Personalrekrutierung, -ausbildung und -bindung enthalten.

So funktioniert die Mobilitätsgarantie: Die Bedingungen für die Mobilitätsgarantie, die NRW-weit gilt und ab einer Verspätung von 20 Minuten Verspätung greift, sehen wie folgt aus: Landesweit werden die Kosten für ein Taxi (und andere für Oberberg nicht relevanten Alternativen wie den DB-Fernverkehr) pro Person tagsüber bis zu 30 Euro und nachts (20 bis 5 Uhr) bis zu 60 Euro erstattet. Für VRS-Abokunden gibt es tagsüber bis 35 Euro.