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ChancengleichheitIntegrierende Kraft der Musik

Lesezeit 3 Minuten
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Musik verbindet.

Wie leidenschaftlich Rana und Malac im offenen Geigenraum der Vogelsanger Gemeinschaftsgrundschule (GGS) „Kunterbunt“ die „Sternennacht“ interpretieren, geht tief unter die Haut. Auch die Geigenversion von „Hit the road jack“, die Shaleen, Enes und Nicola mit Verve präsentieren, berührt – umso mehr, wenn man weiß, dass es für die meisten der neun jungen Violinkünstler nicht selbstverständlich ist, ein Instrument zu spielen.

Leichtigkeit erfahren in sorgenvollem Alltag

Fluchterfahrungen, Heimaufenthalte oder arbeitslose Eltern – „Das Leben vieler unserer Schüler ist sorgenvoll. Durch die Musik aber erfahren sie eine Leichtigkeit, die der Alltag nur selten für sie bereithält“, sagt Schulleiterin Uschi Brockerhoff.

Serie Chancengleichheit

Doch Musik hat mehr als Leichtigkeit und Gänsehaut zu bieten. Sie fördert die Intelligenz von Kindern – und ihre soziale Kompetenz, das hat die vielzitierte „Bastian“-Langzeitstudie eindrücklich gezeigt: In Klassen, in denen musikalische Förderung groß geschrieben wird, nimmt die Zahl ausgegrenzter Kinder ab– die Intelligenz der beteiligten Jungen und Mädchen indes nimmt zu.

Musik schafft Gemeinschaft, Musik verbindet. Diese Erkenntnis macht sich auch die „Offene Jazz Haus Schule Köln“ seit ihrer Gründung im Jahr 1980 zu eigen – was sie wieder einmal mit ihrem „Musikförderfonds“ beweist. Hinter dem neuen Projekt verbergen sich Stipendien, die Kindern und Jugendlichen aus finanziell schwächer gestellten Familien den Zugang zu Angeboten der freien Musikschule eröffnen – von Instrumental- und Ensembleunterricht bis hin zu Workshops und Bands.

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Im offenen Geigenraum der Gemeinschaftsgrundschule "Kunterbunt".

Jedem Kind ein Instrument(alunterricht)

Projektleiter Thomas Gläßer freut sich, dass es „endlich eine Brücke zwischen unseren sozial orientierten und geförderten Musikprojekten an Schulen und Jugendeinrichtungen und unseren kostenpflichtigen Musikschulangeboten gibt.“ Die Crux: „Viele der durch schulische Musikprojekte geförderten Schüler können wir, nachdem sie uns verlassen, um eine weiterführende Schule zu besuchen, nicht mehr erreichen. Was für sie in den meisten Fällen das Aus eines Instrumentalunterrichts bedeutet, weil sich die Eltern das nicht leisten können“, sagt Brockerhoff.

Eben diese Kinder hat der, um sozialen Ausgleich bemühte, Musikförderfonds im Visier. Derzeit werden bis zu 20 Kinder und Jugendlichen unterstützt – darunter auch ein afrikanisches Flüchtlingsmädchen, dessen Talent bei einem Projekt der „Offenen Jazz Haus Schule“ in der GGS Manderscheider Platz entdeckt wurde, und das dank des Stipendiums nun an einem Bandprojekt teilnimmt.

Angebote gehen in die Breite nicht in die Tiefe

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Damit alle Kinder eine Chance haben.

Eine Studie des Verbands deutscher Musikschulen ergab: Die musikalische Früherziehung erreicht überwiegend deutsche Familien mit hohen Berufsabschlüssen. Bei knapp sechs Prozent der Kinder ist die Muttersprache der Eltern nicht Deutsch, während in der Bevölkerung etwa ein Drittel der Kinder einen Migrationshintergrund hat. Das heißt: Jungen und Mädchen aus weniger begünstigten Umfeldern haben kaum Chancen, ein musikalisches Angebot wahrzunehmen. Es sei denn: Es findet in der Schule statt. „Das Problem dabei ist, dass diese niederschwelligen, subventionierten Angebote zwar in die Breite gehen, aber selten in die Tiefe, und kaum Kontinuität, geschweige denn individuelle Förderung oder gar Einzelunterricht bieten“, sagt der Leiter der Offenen Jazz Haus Schule Rainer Linke.

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"wir helfen"-Vorsitzende Hedwig Neven DuMont zu Besuch bei dem von ihrem Verein geförderten Musikprojekt.

Weitere Spender und Sponsoren dringend gesucht

Dem will der Musikförderfonds entgegenwirken. Damit künftig jedoch mehr als 20 Kinder von dem sozialen Musikprojekt profitieren können, ist die Musikschule auf weitere Spender und Sponsoren angewiesen.

Die bisherigen Förderer

Der Musikförderfonds der „Offenen Jazz Haus Schule“ wird durch „wir helfen“ und eine „Pfandraising“-Aktion ermöglicht, die Rotaract ( Jugendorganisation des Rotary-Clubs) und „Penny“ im Rahmen des Musikfestivals „Parookaville“ im Sommer 2018 initiierten.

Dabei sammelten 50 „Rotaract“-Helfer 54 000 Pfanddosen, die Penny in für das Festival eingerichteten Supermärkten zur Verfügung stellte.

12 000 Euro kamen dabei zusammen, die für drei soziale Musikprojekte bestimmt sind – Neben dem Musikförderfonds auch für das Leverkusener Haus der Jugend und die Musikschule Gaesdonck in Goch .

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