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Gefahr bei KartenzahlungAngst vor Russland – Die Schweden sollen wieder Bargeld nutzen

Lesezeit 3 Minuten
Swedish Crown in the counting machine, Swedish money - Crown in the counting machine, Swedish money - Crown in the counting machine, 24.11.2024,

Schwedische Kronen: In dem skandinavischen Land soll wieder mehr mit Bargeld gezahlt werden.

In kaum einem Land der Welt hat sich bargeldloses Zahlen so durchgesetzt wie in Schweden. Nun rudert man in Teilen zurück.

Wenn man sich in den vergangenen Jahren über die scheinbare Rückständigkeit der Deutschen beim Zahlverhalten aufgeregt hat, so wurde oft Schweden als positives Gegenbeispiel herangezogen. Während sich hierzulande viele Menschen ans Bargeld klammern und Kartenzahlung sich noch nicht in allen Geschäften komplett durchgesetzt hat, kann man in dem skandinavischen Land selbst an den entlegensten Orten und den kleinsten Büdchen mit Karte zahlen.

2018 hieß es laut einem Bericht des „Guardian“ bei der schwedischen Nationalbank sogar, das Land wolle bis 2025 bargeldlos sein. In der Folge stellten immer mehr Kreditinstitute den Bargelddienst in ihren Filialen ein und setzen stattdessen voll auf Kreditkarten, die sämtliche Transaktionen lückenlos nachvollziehbar machen. In einer Umfrage aus dem Jahr 2022 gaben nur acht Prozent der Schweden an, dass sie ihren letzten Einkauf im Geschäft bar bezahlt haben.

Die Vorhersagen für 2025 sind allerdings nicht vollständig eingetreten – im Gegenteil, inzwischen macht das Land eine Rolle rückwärts. Es wurde immer deutlicher, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen von vielen Bereichen ausgeschlossen wurden. Ältere Menschen tun sich generell schwerer mit bargeldlosem Zahlungsverkehr. Auch Menschen mit sehr geringem Einkommen oder Obdachlose, die kein Konto besitzen, haben so große Nachteile. 

Angst vor russischen Cyberangriffen in Skandinavien

Vor allem aber sind es inzwischen Sicherheitsaspekte, wegen derer in Schweden der Bargeld-Anteil wieder erhöht werden soll. Die Weltlage hat sich seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine dramatisch verändert, und die schwedischen Behörden warnen vor Cyberangriffen aus Russland gegen die westliche Welt. Zudem wird auch die Lage in Europa seit Donald Trumps Amtsantritt als zunehmend instabil angesehen. Aus Gründen des Zivilschutzes sei es daher sinnvoll, wieder mehr Bargeld zu nutzen, heißt es in Schweden.

„Verwenden Sie mehr Bargeld und haben Sie zwei Kreditkarten“, riet Erik Thedéen, Präsident der Schwedischen Nationalbank, seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern am 9. März im schwedischen Rundfunk. Das schwedische Zahlungssystem müsse gestärkt werden, damit die Wirtschaft Cyberangriffen und anderen IT-Störungen standhalten könne, heißt es auch im neuen Zahlungsbericht der Bank. Die Experten empfehlen zudem, immer eine Bargeld-Reserve zuhause zu haben, falls die elektronischen Zahlungssysteme einmal ausfallen. Genannt wird der Betrag in etwa für Einkäufe für eine Woche. Zudem sei es sinnvoll, zwei Kreditkarten zu besitzen, um nicht von einem Anbieter abhängig zu sein.

Mehr Bargeld in Schweden für Krisen- oder Kriegsfall

Im Dezember hatte die Regierung laut „Guardian“ die Ergebnisse einer Untersuchung veröffentlicht, in der vorgeschlagen wurde, dass einige öffentliche und private Akteure wieder zur Annahme von Bargeld verpflichtet werden sollten. Auch Nationalbank-Chef Thedéen bekräftigte dies im März: Kreditkartenunternehmen, Banken und Geschäfte müssten es ihren Kunden künftig einfacher machen, offline zu agieren, sagte Thedéen. Man müsse besser für den Krisen- oder Kriegsfall gerüstet sein.

Auch andere skandinavische Länder haben ihre Strategie mittlerweile geändert. Der „Guardian“ zitiert die ehemalige norwegische Katastrophenschutzministerin Emilie Mehl: „Wenn niemand mehr mit Bargeld bezahlt und niemand mehr Bargeld akzeptiert, wird Bargeld keine echte Notlösung mehr sein, sobald die Krise erst einmal da ist“, so Mehl.