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Bei Unternehmern beliebtLeverkusen ist Gewerbe-Spitzenreiter – Köln im Mittelfeld

Lesezeit 3 Minuten
Bürohaus mit Sammelbriefkasten

Leverkusen lockt Firmen mit einem niedrigen Gewerbesteuer-Hebesatz.

In Leverkusen kommen auf 10.000 Erwerbsfähige rund 250 Gewerbeneuanmeldungen. Köln schneidet mäßig ab.

Leverkusen ist aufgrund niedriger Gewerbesteuern bei Unternehmen beliebt. Nun sichert sich die Stadt erstmals die Spitzenposition im jährlichen Regionen-Ranking des Instituts für Mittelstand (IfM) aus Bonn: Auf 10.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter kommen in Leverkusen 249,8 Gewerbeanmeldungen. Damit löst Leverkusen den Landkreis München ab, der die vergangenen fünf Jahre die Spitzenposition eingenommen hatte.

Leverkusen hat äußerst niedrige Gewerbesteuern

Wie viele Firmen tatsächlich in Leverkusen Geschäfte machen, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Vor vier Jahren hat die Stadt nämlich ihren Gewerbesteuerhebesatz auf äußerst niedrige 250 Punkte gesenkt. Seitdem verlegen immer mehr Firmen ihren Sitz nach Leverkusen, aber ohne, dass die Produktion oder die Beschäftigten mit verlegt werden. Zum Vergleich: In fast allen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen liegen die Gewerbesteuerhebesätze bei mehr als 400 Prozent.

Das Statistische Landesamt IT.NRW zählte im vergangenen Jahr 2765 Gewerbeanmeldungen in Leverkusen, im Jahr zuvor waren es 2229. Im Zehnjahresvergleich haben sich die Gewerbeanmeldungen in der Stadt mehr als verdoppelt (2014: 1312 Anmeldungen).

Vor der Steueranpassung nur Platz 6

Das zeigt sich auch im Gewerbeindikator des Bonner Instituts: Im Regionen-Ranking der Jahr 2020/2021 kamen in Leverkusen auf 10.000 Erwerbsfähige rund 210 Gewerbeneuanmeldungen (Platz drei bundesweit). In der Auswertung 2018/2019, als die Hebesätze der Gewerbesteuer noch doppelt so hoch waren, landete die Stadt nur auf Platz sechs mit 196 Gründungen pro 10.000 Erwerbsfähige.

Leverkusen profitiert von der Ansiedlung möglichst vieler Gewerbe, Politiker sehen aber offenbar die Gefahr, dass in der Stadt deshalb jetzt auch Steuerhinterziehung begangen wird. Mehr und mehr Firmen verlegen zwar ihre Sitze nach Leverkusen, aber oft ohne, dass die Produktion oder ein echtes Büro in die Stadt verlegt wurde, Arbeitsplätze entstehen durch diese Fake-Firmensitze auch nicht. Häufig sind es Firmen aus Nachbarstädten mit höheren Hebesätzen, die in Leverkusen nur einen Briefkasten aufhängen. Oder sie lassen von einem Dienstleister gar nur ein Firmenschild ins Fenster hängen. Die Stadt hat ein Steuerproblem: In diesem Jahr werden nur 100 Millionen Euro Gewerbesteuer überwiesen – das ist Lichtjahre entfernt von den kalkulierten 385 Millionen.

Auch der Kreis Mettmann macht einen deutlichen Sprung: Es ging von Platz 39 auf Platz 27. Ein Grund könnte die Anziehungskraft der Stadt Monheim sein, die ähnlich wie Leverkusen als Steueroase gilt. Auch hier liegt der Gewerbesteuerhebesatz bei niedrigen 250 Prozent. In Oberhausen und Mülheim sind es hingegen 580 Prozent, in Köln 475 Prozent.

Köln hat kräftig eingebüßt

Von einer Platzierung im vorderen Feld des IfM-Rankings kann Köln derweil nur träumen. Mit Rang 188 landet die Stadt im Mittelfeld aller 400 Kreise und kreisfreien Städte. Hier kommen 133,5 Gründungen auf 10.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter. Das deckt sich ungefähr mit dem Bundesdurchschnitt: Deutschlandweit liegt der Indikator bei 131,3 und somit über dem Vorpandemie-Niveau (2019/2018: 123,9).

Im Zeitvergleich hat Köln jedoch deutlich an Boden verloren. In den Vor-Coronajahren 2018/2019 schaffte es die Stadt noch auf Rang 78 mit 144,3 Gründungen pro 10.000 Erwerbsfähige. Das war deutlich über Bundesschnitt mit 123,9 Gründungen. Das maue Ergebnis in der aktuellen Auswertung dürfte vor allem am schwachen Jahr 2022 liegen: Hier wurden in Köln nur knapp 5200 Unternehmen gegründet. 2023 waren es rund 13.800.

So sieht es in der Region aus

Die Region schneidet insgesamt gut ab im IfM-Ranking. Düsseldorf schafft es auf Platz 13 mit 180,4 Gründungen und verbessert sich um fünf Plätze. Der Rhein-Kreis Neuss auf Platz 41 (161,2, vorher Platz 66), der Rhein-Erft-Kreis auf Platz 75 (151,3, vorher Platz 83) und die Stadt Bonn auf Platz 115 (143,6, vorher Platz 318). Für das Ranking berücksichtigt das IfM Bonn nicht nur Existenzgründungen, sondern auch Betriebsgründungen, Übernahmen und Zuzüge von Gewerbebetrieben sowie Aufnahmen einer gewerblichen Nebenerwerbstätigkeit.

Von der Statistik nicht erfasst werden die freien Berufe, die nicht zum Gewerbe zählen, und damit auch keines anmelden müssen und keine Gewerbesteuer zahlen. Darunter fallen etwa Anwälte, Ärzte oder künstlerisch Selbstständige.