Das Einkaufsverhalten der Deutschen hat sich spürbar verändert. Sie kaufen deutlich gezielter ein und warten Aktionen wie Black Friday ab.
„Markt teilweise gesättigt“Deutsche geben weniger Geld für Elektro-Geräte aus
Die schlechte Konjunkturstimmung macht sich auch im Technik-Handel bemerkbar. Wie der Handelsverband Technik (BVT) zusammen mit dem Marktforschungsunternehmen GfK am Mittwoch in Köln mitteilte, wird der Umsatz mit technischen Gebrauchsgütern in diesem Jahr voraussichtlich etwa bei 65 Milliarden Euro und damit vier Prozent unter dem des Vorjahres liegen.
Vor allem in den Corona-Jahren hatte der Technikmarkt geboomt, viele Haushalte deckten sich mit neuen Geräten ein. Derzeit sind die Güter nun im Schnitt etwas weniger gefragt. „Die Märkte sind teilweise gesättigt“, sagte Andreas Peplinski, GfK-Experte für technische Gebrauchsgüter bei der Vorstellung der Zahlen. Hinzu komme der durch die multiplen Krisen erzeugte private Kostendruck bei den Menschen.
GfK-Zahlen: Menschen haben ihr Einkaufsverhalten verändert
Zahlen des GfK zeigen, dass viele Menschen ihr Einkaufsverhalten verändert haben – und unterschiedliche Strategien an den Tag legen, um mit einem durch die Inflation geschrumpften Budget zurechtzukommen. So warteten 45 Prozent gezielt ab, bis Ware rabattiert sei, 40 Prozent kauften Secondhand und 27 Prozent wechselten zu weniger bekannten Marken.
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„Außerdem sehen wir wieder mehr Ersatzkäufe“, so Peplinski. Während in den vergangenen Jahren Käufe zugenommen hätten, bei denen die Konsumentinnen und Konsumenten sich ein höherwertiges Produkt anschafften, kauften sie derzeit wieder mehr, um defekte Geräte zu ersetzen. Der Trend geht also hin zu Notwendigkeitskäufen.
Lieferprobleme gibt es laut BVT keine mehr
Die gute Nachricht für Konsumentinnen und Konsumenten ist, dass zumindest die Lieferprobleme der vergangenen Jahre derzeit kein Thema sind. „Der Pfropf ist geplatzt. Es gibt genug Ware, wir sind auf den Mega-Endspurt vorbereitet“, so Steffen Kahnt, Geschäftsführer des BVT. Dafür machen den Händlern jedoch stark gestiegene Kosten zu schaffen, zum Beispiel für Personal.
Für den Technik-Einzelhandel steht die umsatzstärkste Zeit des Jahres nun direkt bevor. Dabei ist der November für die Händler mittlerweile sogar wichtiger als der Dezember – was vor allem am in den vergangenen Jahren aufgekommenen Konzept des Black Friday liegt.
Händler erwarten hohe Umsätze am Black Friday
Am Black Friday, der jedes Jahr zwischen dem 23. und 29. November stattfindet, werben Händler pünktlich zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts mit Rabatten und Sonderangeboten. Verbraucherschützer kritisieren, dass Kundinnen und Kunden dabei oftmals gar nicht wirklich sparen. Trotzdem lockt der Aktionstag viele in die Geschäfte und hat für den Handel dadurch stark an Bedeutung gewonnen.
Besonders gefragt sind in der Branche derzeit energiesparende Geräte. „Die hohen Energiekosten haben den Deutschen einen Schreck eingejagt“, so Kahnt. „Wenn es an das eigene Portmonee geht, wird der Energieverbrauch zum Zünglein an der Waage. Noch nie wurde beim Kauf von Kühlschrank, Waschmaschine und Co. so genau auf das Energielabel geschaut.“ So legten Waschmaschinen mit Energieeffizienzklasse A im Vergleich zum Vorjahr im Umsatz um 47 Prozent zu.
Fotomarkt entwickelt sich positiv
Doch auch einige andere Produkte konnten zulegen. So stieg beispielsweise der Umsatz mit Heißluftfritteusen im vergangenen Jahr um 35 Prozent. „Immer mehr Menschen begeistern sich für Heißluftfritteusen, mit denen sie fettarm und gleichzeitig platzsparend kochen können“, so Peplinski. Entgegen dem Trend entwickelte sich darüber hinaus auch der einst totgesagte Fotomarkt positiv. Urlaub sei für viele in Deutschland ein „Grundnahrungsmittel“, so Kahnt. Um Erinnerungen festzuhalten, investierten Hobbyfotografen in eine hochwertige Ausstattung.
Derweil hat der stationäre Handel in der Post-Pandemie-Zeit wieder Umsatzanteile vom Online-Handel zurückgewinnen können. Während 2021, zur Hochphase der Corona-Pandemie, nur noch 56 Prozent der Umsätze stationär erzielt wurden, stieg dieser Anteil zuletzt wieder über 61 Prozent (2022) auf nunmehr 64 Prozent. Damit liegt er aber weiterhin unter dem Niveau der Vor-Pandemie-Zeit (rund 70 Prozent).