40.000 Besucher werden bei der Kölner Digitalmarketing-Messe Dmexco erwartet. Chefberater Dominik Matyka spricht im Interview über den Start und Künstliche Intelligenz.
Interview zur Kölner Digitalmesse Dmexco„Kein Unternehmen kommt mehr an Künstlicher Intelligenz vorbei“
Herr Matyka, die Digitalmarketing-Messe Dmexco beginnt am Mittwoch, und Künstliche Intelligenz ist das bestimmende Thema. Haben die Unternehmen, mit denen Sie sprechen, schon klare Strategien und Eurozeichen in den Augen – oder herrscht noch Unsicherheit über den Umgang?
Dominik Matyka: Klar ist: Kein Unternehmen kommt mehr an Künstlicher Intelligenz vorbei. Ich stehe KI positiv gegenüber, habe selbst in deutsche KI-Unternehmen wie Aleph Alpha investiert und will deshalb nicht sagen: Da wird eine Sau durch das Dorf getrieben. Jetzt hält das Thema aber Einzug in jede Anwendung, und obwohl viele unserer Aussteller schon vorher Komponenten der Künstlichen Intelligenz im Einsatz hatten, ist KI jetzt erst durch die sogenannten Großen Sprachmodelle – das bekannteste ist ChatGPT – zum Massenphänomen geworden. Künstliche Intelligenz ist gerade erst der breiten Bevölkerung zugänglich geworden und verspricht auch vielen Unternehmen Zeitgewinn und Optimierung. Das übersetzt sich in höhere Erträge, und danach streben alle.
Wie geht die Dmexco mit dem Thema um?
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Wir haben im Konferenzprogramm 80 Vorträge und Gesprächsrunden, die sich mit Künstlicher Intelligenz befassen. Wir verfolgen den Anspruch, die wichtigsten Trends und Entwicklungen im digitalen Marketing aus strategischer und operativer Sicht zu betrachten. Nirgendwo sonst in Europa gibt es diese Fülle an Wissen und Trends. Es gibt viele andere Events, bei denen es lediglich um Inspiration geht. Bei uns geht es um die Business-Perspektive. Und praktische Anwendungsfälle gibt es fast an jedem Stand, so zum Beispiel bei make-c aus Köln: Sie erstellen mithilfe Künstlicher Intelligenz Avatare, haben mich zum Beispiel in einem Green Room gefilmt – und jetzt kann mein Avatar dank KI-Sprachmodellen Ausstellern aus der ganzen Welt jede Frage zur Messe in der jeweiligen Landessprache beantworten, ohne dass ich wirklich mit ihm spreche. Man kann sich vorstellen, wie groß der Effizienzgewinn ist.
Vor Corona waren 1000 Aussteller auf der Dmexco, vergangenes Jahr 560. Wie viele werden es 2023?
Wir haben 650 Aussteller und Partner bei der Dmexco, hinzu kommen 800 Speakerinnen und Speaker und 40.000 Besucher. Bis zu einem gewissen Punkt ist unsere Größe auch unheimlich wichtig. Eine Industrie versammelt sich, und nur wenn du das Gros der Industrie zusammenbringst, erreichst du die Effekte, die wir und die Besucher benötigen: dass sie voneinander lernen, wichtige Ergebnisse mit nach Hause nehmen können und wenige Tage später konkrete Anwendungsfälle für sich adaptieren können. Wir haben vor Corona mit der Zahl der Aussteller kokettiert, aber der Markt hat sich stark konsolidiert. Es sind heute vielleicht noch maximal 700 relevante Player möglich, Start-ups außen vor. Zumindest auf rein europäischer Ebene.
Wer sind Ihre Besucher?
Wir fokussieren uns weiter auf Entscheider. 2022 hatten 77 Prozent unserer Besucher Budget-Verantwortung. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, das wir halten und ausbauen wollen. Ich könnte den Rapper Snoop Dogg, der am Donnerstag in Köln spielt, für die Dmexco gewinnen, dann hätte ich 20.000 Menschen mehr in der Halle. Aber das hat für unsere Besucher keine Relevanz, gibt Geschäftsterminen keinen zusätzlichen Impuls.
Sie kooperieren mit der Digital X, der Digitalinitiative der Telekom, die zeitgleich in Köln groß auffährt. Können die beiden Veranstaltungen nicht mehr für sich alleine stehen?
Das können sie, beide Events sind unabhängig voneinander stark. Es gibt auch große Unterschiede: Digitale Transformation vs. digitales Marketing. Technologie und Digitalisierung als verbindendes Element. Innenstadt vs. Messegelände. Aber gemeinsam schaffen wir es, Köln zum europäischen Hotspot für die Digitalbranche zu machen. Ein gemeinsames Ticket war jetzt nur der erste Schritt, da ist künftig noch mehr drin. Ein CEO hat mir mal gesagt, dass er nicht mehr als zwei, maximal drei Messen im Jahr besuchen kann. Die CES in Las Vegas ist für viele im Marketing noch ein Muss, dazu kommt die Cannes Lions. Unser Ziel ist es, gemeinsam in Köln ein starkes Angebot zu schaffen, auf das die Entscheider bei ihrer Planung nicht verzichten möchten.
Die Dmexco ist nach Veranstalterangaben Europas führendes Event für Digitalmarketing. Am 20. und 21. September versammelt sie rund 40.000 Besucher in den Deutzer Messehallen, das Konferenzprogramm umfasst rund 800 Vortragende. Tickets kosten 199 Euro für beide Tage, Unter-26-Jährige zahlen 49, Studierende 29 Euro. Sie sind auch für die Veranstaltungen der Digital X gültig. Das Programm und alle Informationen zur Dmexco gibt es unter dmexco.com.