Bundespräsident Steinmeier besichtigte am Dienstag ein Stahlwerk in Duisburg, wo dafür bald eine Anlage errichtet wird.
EnergiewendeSteinmeier sieht bei „grünem Stahl“ Vorreiterrolle in Deutschland
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht Deutschland in einer Vorreiterrolle auf dem Weg zu einer klimaneutralen Stahlerzeugung. „In Deutschland wollen wir, vielleicht müssen wir den Beweis erbringen, dass klimafreundliche, klimagerechte Stahlerzeugung in dieser Welt möglich ist und dass der auf diese Weise erzeugte Stahl auch am Markt absetzbar ist“, sagte das Staatsoberhaupt am Dienstag nach einer Besichtigung des Thyssenkrupp-Stahlwerks in Duisburg.
Steinmeier hatte sich zuvor über den von Thyssenkrupp geplanten Bau einer neuen, über zwei Milliarden Euro teuren Anlage informiert, die klimafreundlicheren Stahl herstellen soll. In der Anlage kann klimaneutral hergestellter Wasserstoff die in klassischen Hochöfen verwendete Kohle und Koks ersetzen, um dem Eisenerz Sauerstoff zu entziehen. Die sogenannte Direktreduktionsanlage (DRI) soll zunächst mit Erdgas, später mit klimaneutral hergestelltem Wasserstoff betrieben werden und damit „grünen“ Stahl ermöglichen.
Thyssenkrupp will im Gegenzug Hochofen stilllegen
Der Baubeginn ist für Anfang 2024 geplant. Der erste Stahl soll Ende 2026 produziert werden. Im Gegenzug will Thyssenkrupp einen von vier Hochöfen stilllegen. Viele schauten mit Skepsis und Sorgen auf die Zukunft einer veränderten Technologie der Stahlerzeugung, sagte der Bundespräsident. Deutschland könne sich jedoch nicht ausnehmen von dem Versuch, bei der Stahlerzeugung CO2 einzusparen im Kampf gegen den Klimawandel.
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Dies sei eine „riesige Aufgabe“, und er habe großen Respekt vor denjenigen, die sich dieser Aufgabe widmeten und die auch Risiken in Kauf nähmen, sagte Steinmeier: „Deutschland hat gute Gründe sich zu erinnern, dass Stahl wichtig ist für die gesamte Wertschöpfungskette der deutschen Wirtschaft.“
Wüst: „Industrie ist die Grundlage für gut bezahlte Arbeitsplätze“
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte, NRW solle ein Industrieland bleiben. „Wir wissen, Industrie ist die Grundlage für gut bezahlte Arbeitsplätze, für soziale Sicherheit, auch für stabile Demokratie, das darf man nicht unterschätzen.“ Es sei daher wichtig, dass man die Transformation hin zur klimaneutralen Industrie jetzt angehe.
Beim Industriegase-Unternehmen Air Liquide in Oberhausen informierte Steinmeier sich über eine in Bau befindliche Anlage zur Herstellung von Wasserstoff, einen sogenannten Elektrolyseur. Die zusammen mit Siemens Energy konzipierte Anlage ist bereits in Bau und soll im September in Betrieb genommen werden.
Pro Jahr soll sie unter Einsatz von klimaneutral erzeugtem Strom aus Wasser 2900 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren. Für die in Duisburg geplante DRI-Anlage reicht diese Menge nicht. Allein in dieser Anlage sollen pro Jahr bis zu 130.000 Tonnen Wasserstoff eingesetzt werden.
SPD wertet Steinmeier-Besuch als „starkes Zeichen“
Thyssenkrupp will später noch weitere DRI-Anlagen in Duisburg errichten. Die Anlage soll an eine bestehende Wasserstoff-Pipeline von Air Liquide angeschlossen werden. Air Liquide betreibt an Rhein und Ruhr ein etwa 220 Kilometer langes Wasserstoff-Fernleitungsnetz. Davon ausgehend war Ende vergangenen Jahres bereits eine Anschluss-Pipeline zu Thyssenkrupp nach Duisburg fertiggestellt worden.
Die oppositionelle SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag wertete den Besuch des Bundespräsidenten als „starkes Zeichen der Wertschätzung für die Beschäftigten bei Thyssenkrupp“. Der Besuch unterstreiche, dass Thyssenkrupp Chancen auf eine große Zukunft habe, erklärte die Parlamentarische Geschäftsführerin Sarah Philipp laut einer Mitteilung.
„Das Unternehmen hat das Zeug, europäischer Champion zu werden, der den Kontinent und die Welt mit klimaneutralem Stahl versorgen kann.“ Für die Transformation der gesamten nordrhein-westfälischen Stahlindustrie forderte die Fraktion einen Transformationsfonds mit einem Volumen von 30 Milliarden Euro. „Mit diesem sollen Unternehmen die klimafreundliche Umstellung ihrer Geschäftsmodelle und Prozesse anschieben können.“ (dpa)