Statt Schließung des WarenhauskonzernsGläubiger nehmen Insolvenzplan von Galeria an
Köln/Essen – Für den insolventen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof gibt es nun doch die Chance auf eine Zukunft. Der Gläubigerausschuss hat dem Insolvenzplan am Dienstagnachmittag mit großer Mehrheit zugestimmt. Rund 300 Gläubiger hatten sich in der Messe Essen eingefunden, um über einen Teil-Verzicht ihrer Forderungen abzustimmen, darunter Immobilienfonds, Lieferanten wie etwa das Modeunternehmen Hugo Boss sowie Vertreter der Arbeitnehmer. Auf rund zwei Milliarden Euro werden sie zusammen entsprechend der von der Unternehmensführung ausgearbeiteten Pläne sitzenbleiben, hieß es aus Teilnehmerkreisen.
Mitarbeiter fordern Übernahme
Um 10 Uhr morgens begann die Versammlung. Vor den Eingängen der Essener Messehallen demonstrierten zahlreiche Mitarbeiter der Warenhauskette für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Auf Transparenten forderten sie „Übernahme der verbleibenden Mitarbeiter aus den Schließungsfilialen“. Die Gewerkschaft Verdi hatte im Vorfeld zu den Demonstrationen aufgerufen und die Gläubiger aufgefordert, dem Insolvenzplan zuzustimmen.
Bei einem Nein der Gläubiger hätte dies das Aus für den traditionsreichen Warenhauskonzern mit 28 000 Mitarbeitern bedeutet. Das unrealistische Szenario eines Verkaufs von Galeria wurde bereits im Vorfeld ausgeschlossen. Die Annahme des Insolvenzplans ist nun die Grundlage für die Fortführung des Unternehmens. Nun ist ein Neuanfang in schwierigem Umfeld möglich.
Seit Jahren befindet sich der Warenhauskonzern im Krisenmodus. Durch die coronabedingte Schließung hatte sich die Lage deutlich verschlechtert, so dass Galeria Karstadt Kaufhof Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen und schließlich Insolvenz anmelden musste. Das Unternehmen erwartet allein in diesem Jahr durch Corona einen Umsatzverlust von einer Milliarde Euro.
Abrupter Abgang des GKK-Chefs
Sachverwalter Frank Kebekus und der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz übernahmen die Führung in der Essener Konzernzentrale. Nach dem abrupten Abgang des GKK-Chefs Stephan Fanderl, saß das bisherige Vorstandsmitglied Miguel Müllenbach in den Verhandlungen auf dem Chefsessel.Das Ergebnis: 46 der insgesamt 170 Filialen werden geschlossen. Rund 5000 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs, darunter auch die Verkäufer des Kaufhofs im Rheincenter in Köln-Weiden. Von den 30 Niederlassungen von Karstadt Sports werden 19 geschlossen. Für das Haus in Köln auf der Schildergasse gab es von Beginn an wenig Hoffnung, Ende Oktober wird es dichtgemacht.
Bislang unklar bleibt, wie es mit der ehemaligen Kaufhof-Hauptverwaltung in der Leonhard-Tietz-Straße weitergeht. Hier sitzen nur noch wenige Mitarbeiter nach der Zusammenlegung der Zentralen in Essen. Der Mietvertrag des Schweizer Versicherungskonzerns Swiss Life mit Kaufhof läuft noch mehrere Jahre. Bei der Suche nach einem Untermieter tut man sich bei GKK offenbar schwer.
Die Logistik trifft es hart
Auch die Logistik des Konzerns trifft es hart. Von bisher sieben Distributionscentern sollen dem Vernehmen nach möglicherweise nur zwei übrig bleiben. Die Standorte Dietzenbach, Erfurt, Frechen und Neuss-Norf sollen danach schon zum Ende September 2020 gekündigt werden. Wie es am Standort in Köln-Porz weitergeht, bleibt ebenfalls ungewiss. Hier soll profitables Drittgeschäft entstehen, sprich andere Unternehmen das Logistikzentrum nutzen. Wenn das nicht gelingt, sind die Aussichten schlecht für Porz.
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Nach der Zustimmung der Gläubiger schrieb GKK-Chef Miguel Müllenbach in einem Brief an die Mitarbeiter: „Der heutige Tag ist der Startschuss für einen Neuanfang, denn unser Unternehmen hat jetzt wieder eine gesunde Basis und die Aussicht auf eine sichere Zukunft.“
Das Insolvenzfahren soll nach den Plänen der Unternehmensführung noch in diesem Monat abgeschlossen werden. Der Warenhausriese könne sich dann voraussichtlich schon im Oktober wieder ohne insolvenzrechtliche Einschränkungen und schuldenfrei dem Wettbewerb um die Kunden stellen, betonte Müllenbach. (mit dpa)