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Handelskrieg mit ChinaWie Apple um 200 Milliarden Dollar erleichtert wurde

Lesezeit 4 Minuten
Das Apple-Logo auf einem Geschäft in München

Das Apple-Logo auf einem Geschäft in München

Chinas Führung will Staatsbediensteten offenbar die Nutzung des iPhones verbieten. Zudem hat Huawei ein attraktives Konkurrenzprodukt zum Smartphone von Apple präsentiert.

Am Freitag erholte sich die Apple-Aktie zunächst einigermaßen. Doch dann rutschte das Papier schon wieder in den roten Bereich. Der Wert des Unternehmens ist innerhalb weniger Tage um rund 200 Milliarden Dollar geschrumpft. Verantwortlich ist dafür letztlich die chinesische Regierung, die offenbar Staatsbediensteten die Nutzung von iPhones am Arbeitsplatz verbieten will.

Das Timing dürfte kein Zufall sein: Die Meldungen aus China wurden nur wenige Tage vor der Präsentation des neuen iPhones 15 lanciert. Am Dienstag soll das Gerät in einer weltweiten Internet-Liveübertragung vorgestellt werden und wenige Wochen später in die Geschäfte kommen. Das neue Handy ist für das Management ein Hoffnungsträger. Es soll die zuletzt deutlich zurückgegangenen Verkäufe wieder in Schwung bringen.

Und jetzt das: Zunächst berichtete das Wall Street Journal, dass chinesischen Regierungsbeamten verboten wurde, ihre iPhones am Arbeitsplatz zu nutzen. Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg publizierte Ähnliches. Staatliche Stellen und auch Unternehmen, die eng mit dem Staat verknüpft sind, hätten ihre Mitarbeiter angewiesen, privat genutzte Geräte nicht mehr während der Arbeitszeit einzuschalten. Einige Millionen Apple-Kunden dürften betroffen sein.

Das ist eine weitere Eskalation: Schon Ende 2022 wurden Regierungsbehörden angewiesen bis 2024, Computer ausländischer Hersteller durch heimische Rechner auszutauschen. Experten wie Amit Daryanani vom Beratungsunternehmen Evercore ISI vermuten, dass dahinter eine großangelegte Kampagne der kommunistischen Partei zugunsten heimischer Produkte stecken könnte. Solche Aktionen gab es bereits einige. Es ging immer wieder vor allem um Autos und Hightech.

Wobei das Geschäft mit Smartphones und Mobilfunktechnik eine spezielle Rolle spielt. Ex-US-Präsident Donald Trump setzte 2019 ein Verbot von Handys der chinesischen Marke Huawei unter anderem für Soldaten und Regierungsmitglieder durch. Der Verdacht: In den Geräten soll Spionage-Software versteckt sein - Huawei gilt als ein Unternehmen, das eng mit der kommunistischen Partei verknüpft ist.

Schon damals gab es Vergeltungsaktionen, die auch Apple hart trafen. Die Umsätze in China brachen für zwei Jahre deutlich ein. Viele Beobachter vermuten, dass nun Vergleichbares oder noch Schlimmeres drohen könnte, da die nationalistische Wirtschafts- und Industriepolitik offenbar mit verschärften Maßnahmen ein Comeback erlebe.

Zu all dem passt, dass Huawei gerade ein neues Smartphone (Mate 60) präsentiert hat, das über ein größeres Display, einen leistungsstärkeren Akku und bessere Kameras als das iPhone 15 verfügen soll und das von Handytestern in höchsten Tönen gelobt wird.

Diese Art von kaltem Handelskrieg hat Investoren äußerst nervös gemacht. Deshalb die massiven Verluste der Apple-Aktie. Die 200 Milliarden Dollar entsprechen in etwa dem gesamten Börsenwert von Volkswagen, Mercedes, BMW und Continental. Apple ist trotz der Verluste immer noch fast 2800 Milliarden Dollar schwer.

Womöglich geht davon aber noch einiges verloren. Denn die Manager haben noch mit anderen Problemen zu kämpfen. Zum Beispiel mit den hohen Zinsen. Hightech-Unternehmen benötigten die inzwischen teuren Kredite in beachtlichem Umfang, um ihre Innovationen und ihr Marketing zu finanzieren.

Hinzukommt die Krise am Smartphone-Markt. Im zweiten Quartal ist der globale Gesamtmarkt dem Beratungsunternehmen Gartner zufolge im Vergleich zum Vorjahr um knapp 12 Prozent eingebrochen. Die Branche leidet derzeit unter Kaufzurückhaltung, vor allem wegen der Inflation. Mit einem Absatzminus von 6,7 Prozent kam Apple zwar noch einigermaßen glimpflich davon.

Das iPhone 15 soll nun aber insbesondere auf dem enorm wichtigen chinesischen Markt die Einnahmen pushen. Floppt das Gerät in der Volksrepublik - auch wegen der Konkurrenz durch das Mate 60, das erheblich billiger ist -, könnten auch die Gesamtumsätze des Konzerns in den nächsten Monaten schrumpfen und Erlös-Einbußen in vier Vierteljahresabschnitten in Folge zusammenkommen. Das hat es bei Apple seit zwei Jahrzehnten nicht mehr gegeben.

Allerdings fragen sich Analysten aber auch, wie weit die in China Regierenden gehen werden. Schließlich ist das iPhone bei Millionen von Nutzern beliebt. Zudem sind mit dem US-Konzern auch Millionen von Arbeitsplätze verbunden. Ein erheblicher Teil aller Apple-Produkte wird in China hergestellt. Das größte Werk für die Produktion von iPhones wird vom taiwanischen Auftragsfertiger Foxconn in der Metropole Zhengzhou betrieben.