IHK KölnFachkräftemangel hat „Potenzial für ein wirtschaftliches Drama“
Köln – Wie werden die Innenstädte in der Region in Zukunft aussehen, was kann gegen den gravierenden Fachkräftemangel getan werden und welche Chancen bietet der Wandel im Rheinischen Revier bei gleichzeitig sicherer Energieversorgung? Diesen drei Themenschwerpunkten will sich die Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) in diesem Jahr besonders widmen.
Auch wenn die Probleme auf diesen Feldern nicht neu seien, so habe „die Corona-Pandemie hier in vielen Bereichen wie ein Beschleuniger gewirkt“, sagte Uwe Vetterlein, seit September Hauptgeschäftsführer der Kammer.
Probleme, Stellen zu besetzen
Fehlende Fachkräfte hätten schon jetzt das Potenzial für ein wirtschaftliches Drama und könnten das Wachstum limitieren, sagte Vetterlein. Mehr als die Hälfte der Unternehmen im Kammerbezirk hätten heute schon Probleme, Stellen zu besetzen. Die Lage werde sich dramatisch verschärfen, wenn die Generation der Babyboomer demnächst in Rente gehe.
Zudem entscheiden sich immer weniger junge Menschen sich für eine duale Berufsausbildung. Gerade diese Fachkräfte würden jedoch händeringend gesucht. Das Gymnasium sei zur „Regelschule“ geworden und im Zuge dessen auch der Trend zu studieren. In diesem Jahr will die IHK deshalb ganz gezielt für eine Berufsausbildung werben. „Wir gehen auf die Schulhöfe, informieren Eltern, unsere Ausbildungsbotschafter sind in den Schulklassen, wir beraten ohne Termin und haben hoffentlich auch wieder viele Speed-Datings etc.“, kündigte Vetterlein an.
Nicht mehr zum Shoppen in die City
Mit Blick auf den Wandel in den Innenstädten und den zunehmenden Leerstand sagte der Kammerchef, dass Shopping als alleiniger Grund, in die City zu fahren, nicht mehr ziehe. „Am Beispiel Kölns sehen wir, dass wie in allen anderen Innenstädten jetzt gehandelt werden muss.“ Es brauche einen neuen Nutzungsmix, in dessen Rahmen auch Wohnen, Dienstleistungen, neue Gastrokonzepte sowie auch Gewerbe in der Innenstadt möglich werden können. Dazu will die IHK mit den Städten gemeinsam an einem Zielbild für auch in Zukunft attraktive Zentren arbeiten, so Vetterlein.
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Zentraler Punkt dabei sei aber eine gute Erreichbarkeit. „Pop-up-Radwege und Verkehrsversuche auf Kosten der Bürger sind nicht zielführend“. Ein Öffentlicher Nahverkehr, der den Ansprüchen einer Metropole genügt, sei Voraussetzung für die gewünschte Verkehrswende. Hier erkenne er aber bislang beim Ausbau zu wenig politischen Willen, sagte Vetterlein. „Die Entscheidung über die Ost-West-Achse, die für 2022 ansteht, ist für uns insofern ein Lackmustest, inwiefern es der Kölner Politik um eine ernstgemeinte Verkehrswende oder nur um ein ideologisch motiviertes Verdrängen des Autos als Verkehrsmittel geht“.
Energieversorgung sichern
Das dritte Jahresthema, das Rheinische Revier, sei eine riesige Chance für die gesamte Wirtschaftsregion. „Wie wir mit dem Revier umgehen, wie wir die Energieversorgung klimaneutral sicherstellen und welche Industrien wir hier ansiedeln, entscheidet über die Zukunft der Wirtschaft entlang der gesamten Rheinschiene“, so der Hauptgeschäftsführer.
Die Versorgungssicherheit stehe dabei an erster Stelle. „Wir alle wollen eine klimaneutrale Wirtschaft, aber wir brauchen eine sichere und bezahlbare Energieversorgung, vernünftige und schnelle Planungs- und Genehmigungsprozesse, sehr schnell neue Flächen für Industrie und kein Klein-Klein mit vielen Partikularinteressen“, appelliert der IHK-Hauptgeschäftsführer. Hierzu sei die IHK Köln mit allen Akteuren im Austausch, das Thema habe hohe Priorität.