Umzug der IHK KölnDiese drei Immobilien in Mülheim und Braunsfeld sind noch im Rennen
- Die Umzugspläne der Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) nehmen konkrete Formen an.
- Die Unterlagen für die nächste Sitzung der Vollversammlung liegen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor – zur Auswahl stehen zwei Neubau-Projekte und ein Bürokomplex.
- Wir stellen die drei Alternativen vor – inklusive Fläche, Kosten, Ranking und Kritik.
Köln – Die Suche der Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) nach einem neuen Gebäude nimmt konkrete Formen an. In den Unterlagen für die nächste Sitzung der Vollversammlung, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegen, stehen zwei Neubau-Objekte in Mülheim sowie ein Bürokomplex in Braunsfeld zur Debatte.
Rückblick: Nach mehr als zehn Jahren aufwendiger Planungen hatte die IHK die Pläne für die Sanierung ihres Kammergebäudes in der Kölner Innenstadt im Juli aufgegeben. Insgesamt 40 Millionen Euro hatte die Vollversammlung für die Sanierung bewilligt, knapp 57 Millionen hätte sie gekostet. Die Geschäftsführung unter Ulf Reichardt sollte Verwendungsmöglichkeiten für das alte Gebäude prüfen und nach Standortalternativen suchen. Dabei ist man nun fündig geworden. Die in den Unterlagen präferierten Angebote liegen größtenteils weit über 40 Millionen Euro. Die Kammer wollte sich vor der Sitzung der Vollversammlung am 1. Oktober nicht zu den Vorgängen äußern. Die Alternativen im Überblick:
I/D Cologne – Lofthaus
Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Mülheim an der Schanzenstraße wächst mit dem sogenannten I/D Cologne in den kommenden Jahren ein modernes Gewerbequartier. Eigentümer und Entwickler ist das Unternehmen Art Invest.
Das Lofthaus, das 2022 bezugsfertig ist, ist eine der vorgeschlagenen Optionen für den neuen Sitz der Kammer.
Der Kauf der Immobilie mit 6700 Quadratmetern oberirdisch und 1580 Quadratmetern unterirdisch würde insgesamt 39,2 Millionen Euro kosten. Eingerechnet sind hier wie auch bei allen weiteren Kaufoptionen Erwerbsnebenkosten, ein Risikozuschlag sowie die Kosten für Ausstattung und Umzug.
Ausgewiesen wird auch eine Mietoption. Würde die Kammer die Flächen anmieten, würden jedes Jahr 1,4 Millionen Euro zu Buche schlagen. Das wären 19,80 Euro pro Quadratmeter.
I/D Cologne – Güterhaus
Eine weitere Möglichkeit auf dem I/D-Gelände ist das Güterhaus. Der Kauf von rund 13 600 Quadratmetern würde stolze 64,5 Millionen Euro kosten. Rund 1300 Quadratmeter will die IHK nach dem Kauf offenbar an externe Firmen vermieten. Die jährlichen Mieteinnahmen kalkuliert die Kammer mit 250 000 Euro.
Unter das Dach des neuen Gebäudes könnten auch das IHK-Bildungszentrum sowie die Wirtschaftsbibliothek ziehen, die derzeit in angemieteten Immobilien angesiedelt sind, für die die Kammer rund 400 000 Euro Miete pro Jahr zahlt, die künftig gespart werden könnten.
Eine Mietoption ist für das Güterhaus nicht ausgewiesen. Warum dies so ist, geht aus den Unterlagen nicht hervor.
Q111 – Haus 4
In Braunsfeld könnte die Handelskammer an der Stolberger Straße rund 11 000 Quadratmeter zum Preis von 57 Millionen Euro kaufen. Die Hamburger TAS-Gruppe will auf dem rund 17 000 Quadratmeter großen Grundstück vier Bürogebäude mit maximal sieben Etagen errichten. Ende 2023 wäre „Haus 4“ bezugsfertig.
Die Mietoption läge bei rund zwei Millionen Euro pro Jahr. Auch hier fänden die Bibliothek und das Bildungszentrum Platz.
Verkauf des alten Gebäudes
Das denkmalgeschützte Haus „Unter Sachsenhausen“ soll verkauft werden. Dazu soll es ein Bieterverfahren geben, bei dem mindestens der Verkehrswert von rund 13 Millionen Euro erzielt werden soll. Der tatsächliche zu erzielende Preis dürfte bei der guten Innenstadt-Lage und dem angespannten Immobilienmarkt deutlich darüber liegen.
Ranking und Kritik
Die Kammer hat die Beratungsgesellschaft E&Y beauftragt, die Alternativen zu prüfen. Mieten ist demzufolge keine Option. Die gemessen am Kaufpreis teuerste Variante „Güterhaus“ landet überraschenderweise an der Spitze, gefolgt von Q111 und Lofthaus. Mitglieder der Vollversammlung kritisieren im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass nicht alle Parameter, die in die Berechnung eingeflossen sind, in den Unterlagen ersichtlich seien.
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Auch erschlössen sich viele Positionen nicht oder seien schwer vergleichbar. Zudem zeigten sich einige verwundert, dass auch bei der Betrachtung der jährlichen Belastung des IHK-Haushalts wiederum die Variante Güterhaus mit 64,5 Millionen Euro die günstigste sei. Auch, so heißt es, müsse sich die Geschäftsführung fragen lassen, ob eine Kammer mit 250 Mitarbeitern ein so großes Areal brauche – auch vor dem Hintergrund, dass künftig mehr Services digital angeboten werden könnten und man damit weniger Mitarbeiter bräuchte.
Überhaupt nicht geprüft worden sei zudem die Möglichkeit, in dem bisherigen Gebäude zu bleiben und nur die dringend notwendigen Sanierungen vorzunehmen. Schließlich sei die gute Erreichbarkeit in der Innenstadt auch ein wesentlicher Faktor.