Kaufhof-Betriebsratschef über Abfindungen„Wir haben Schlimmeres verhindern können“
- Laut Peter Zysik hätte das Ergebnis auch deutlich schlechter ausfallen können.
- Der Betriebsratschef macht Erfolge bei der Anzahl der zu streichenden Stellen geltend.
- Zysik äußert sich auch zur Kooperation mit den Online-Riesen Amazon und Zalando.
Köln – Der Betriebsrat von Kaufhof hat sich nach der Übernahme durch den Karstadt-Konzern mit dem neuen Management auf Abfindungen für die Mitarbeiter geeinigt. Das Ergebnis ist für viele Mitarbeiter enttäuschend ausgefallen, doch der Betriebsratsvorsitzende Peter Zysik wehrt sich gegen eine zu negative Sicht auf das Ergebnis.
Herr Zysik, heute werden die Kaufhof-Mitarbeiter über die Details des Interessenausgleichs informiert, den die Betriebsräte mit dem neuen Management verhandelt haben. Viele sind mit dem Ergebnis unzufrieden. Mit welcher Stimmung rechnen Sie?
Ich rechne mit einer großen Betroffenheit in der Belegschaft. Die Stimmung ist seit der Ankündigung des harten Sparkurses ohnehin sehr angespannt. Aber die Mitarbeiter wollen auch endlich Klarheit, wie es weitergeht, denn viele haben die Bereitschaft, die Zukunft des Unternehmens mitzugestalten.
Warum konnten die Arbeitnehmervertreter nicht mehr raushandeln?
Kaufhof befindet sich in einer wirtschaftlichen Schieflage, was auf das krasse Missmanagement der vorherigen Eigentümer HBC zurückzuführen ist. Vor diesem Hintergrund stand im Raum, dass wenn wir mit dem Arbeitgeber keine gemeinsame Lösung gefunden hätten, man eine Einigungsstelle hätte anrufen müssen.
Das Ergebnis wäre für die Mitarbeiter deutlich schlechter ausgefallen. Ich will nichts beschönigen, aber unter diesen Umständen ist es das bestmögliche Ergebnis. Wir haben Schlimmeres verhindern können.
Nämlich was?
Zu Beginn der Verhandlungen sollten 1840 Stellen in den Filialen gestrichen werden. Wir konnten die Zahl auf rund 1000 senken. Das ist für die Betroffenen natürlich immer noch schmerzhaft. Aber man muss auch sehen, dass wir circa13 500 Mitarbeiter in den Warenhäusern haben. Man kann also nicht von großflächigen Entlassungen sprechen.
Drohen denn Filialen geschlossen oder mit Karstadt-Häusern zusammengelegt zu werden?
Nein, das hat das Management von Galeria Karstadt Kaufhof schon in den Medien ausgeschlossen und dabei ist es auch geblieben.
Wird es eine Transfergesellschaft für die entlassenen Mitarbeiter geben, die bei der Vermittlung in neue Jobs hilft?
Nein, dazu war der Arbeitgeber nicht bereit.
Alle wichtigen Bereiche werden vom Kaufhof-Stammsitz Köln in die Karstadt-Hauptverwaltung nach Essen verlegt. In Köln verbleibt das Online-Geschäft, Off-Price, Gastronomie sowie die Personalverwaltung. Wann wird denn das Areal an der Leonhard-Tietz-Straße geschlossen?
Das steht noch nicht fest.
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Sie haben mehrfach ein tragfähiges Konzept für die Zukunft der neuen fusionierten Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gefordert. Gibt es dazu schon Konkreteres?
Wir konnten durchsetzen, dass es künftig einen verbindlichen Austausch gibt, was Fragen der Rabattierung, Preise oder der Entwicklung der Eigenmarken anbetrifft. In diese Feedbackrunden sind die Mitarbeiter, die in den Filialen ja die beste Expertise haben, eingebunden.
Das Unternehmen hat angekündigt, mit den Online-Händlern Amazon und Zalando zu kooperieren. So können Kunden ihre Päckchen demnächst in den Warenhäusern abholen. Wie bewerten Sie die Pläne?
Man muss sehen, wie sich das entwickelt. Aber es bringt auf jeden Fall Frequenz in die Läden. Und wenn die Kunden schon mal im Haus sind, finden sie vielleicht auch etwas im Warenangebot. Aber auch hierzu verlangen wir in die Entwicklung eines nachhaltigen Prozesses eingebunden zu werden. Alle Maßnahmen dürfen in Zukunft ausschließlich der Beschäftigungssicherung dienen.