Köln besonders betroffenSo hat sich Corona auf den Kölner Arbeitsmarkt ausgewirkt
Köln – Kölner Unternehmen haben in der Corona-Pandemie bislang 455,21 Millionen Euro Kurzarbeitergeld ausgezahlt bekommen. Wie die Kölner Agentur für Arbeit am Donnerstag mitteilte, entspricht das dem Abrechnungsstand bis Sommer 2020. Für das Gesamtjahr werden also noch dutzende Millionen folgen.
„Köln ist als Metropole und Anziehungspunkt für Messen und Kultur überproportional von der Pandemie betroffen“, sagte der Chef der Kölner Arbeitsagentur, Johannes Klapper. „Ohne das Instrument Kurzarbeit wäre die Situation ungleich dramatischer.“
Deutlich mehr Arbeitslose
Im Durchschnitt waren 2020 etwa 55.000 Kölner arbeitslos, rund 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Den Höchststand erreichte der Wert im August mit 60.723 Menschen, seitdem sinkt er. Im Dezember waren 57.051 Menschen ohne Job. Da der Stichtag für die Auswertung Mitte Dezember liegt, lassen sich dabei noch keine etwaigen Folgen des zweiten Lockdowns ablesen. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag 2020 in Köln bei 9,2 Prozent.
Die meisten neuen Arbeitslosen waren Anbieter „wirtschaftlicher Dienstleistungen“, was unter anderem Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstalter subsumiert (19,5 Prozent). Auch Arbeitnehmer im Bereich Information und Kommunikation (15,3 Prozent), Handel (11,8 Prozent), Zeitarbeit (9,2 Prozent) und dem Gastgewerbe (8,7 Prozent) waren besonders häufig betroffen.
Ein Blick auf Neuanstellungen zeigt aber, dass in betroffenen Branchen auch Stellen ausgeschrieben waren. Dieser vermeintliche Widerspruch erklärt sich damit, dass die Branchenbegriffe weit gefasst sind: häufig also zum Beispiel Angestellte im Non-Food-Handel in den Lebensmittel- oder boomenden Versandhandel gewechselt sein dürften.
Auffällig ist aber, dass das Gastgewerbe bei den Neueinstellungen nicht auftaucht – während es viele Neuzugänge, aber keine signifikanten Abgänge im Gesundheitswesen gab.
Arbeitsmarkt insgesamt stabil
Insgesamt sei der Arbeitsmarkt stabil geblieben, so Klapper. Er rechnet damit, dass das auch weiterhin so bleibt. „Aber es ist schwer einzuschätzen, was der neue Lockdown auslöst.“ Eine starke Frühjahrsbelebung sei wohl nicht zu erwarten. Die Erholung auf dem Kölner Arbeitsmarkt hänge jetzt konkret davon ab, wie schnell die wichtigen Kölner Branchen wie Messe, Tourismus und Kultur wieder auf die Beine kommen. Es habe für die Arbeitsagentur Priorität, Unternehmen so lange wie nötig mit Kurzarbeit zu unterstützen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Auch das Thema Qualifizierung bleibe zentral. Unternehmen sollten die Zeit nutzen, um in die Ausbildung der Mitarbeiter zu investieren. Eine Möglichkeit dazu sind Bildungsgutscheine. Daniel Starke, Inhaber einer Werbeagentur, berichtete beispielhaft, wie er sie einsetzt: für Weiterbildungen und Sprachkurse. Auch für Arbeitssuchende sei das Thema zentral, so Klapper. Es seien meist die Ungelernten, die als erstes ihren Job verlören und als letztes einen neuen fänden.
Die Kölner Arbeitsagentur hat derweil eine neue operative Geschäftsführerin: Stephanie Lewejohann hat nach Stationen bei der Agentur in Nürnberg und Bergisch Gladbach im Januar ihre Stelle angetreten.