Zehn Prozent weniger UmsatzDeutsche Möbelindustrie übersteht Krise relativ gut
Köln – Die deutsche Möbelindustrie ist bislang vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. Aufgrund der Pandemie rechnen die deutschen Möbel- und Küchenhersteller für dieses Jahr mit rund zehn Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr. „In normalen Zeiten wäre das eine Vollkatastrophe“, sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, Jan Kurth. Im Vergleich zu früheren Prognosen sei man jedoch bislang „mit einem blauen Auge“ davon gekommen.
Im vergangenen Jahr hatte die Branche knapp 18 Milliarden Euro erwirtschaftet. „Die Umsatzeinbußen sind bislang beherrschbarer und geringer als zu Beginn der Krise befürchtet“, so Kurth. Noch im April hätten viele Hersteller befürchtet, um die 20 Prozent ihrer normalen Umsätze könnten in diesem Jahr ausfallen. Besonders schwierig sei die Lage zu dieser Zeit etwa bei Polstermöbeln gewesen, so Kurth. Nach der relativ frühen Öffnung der Möbelhäuser nach dem Lockdown sei die Nachfrage der Kunden erfreulich hoch gewesen
Menschen geben mehr Geld für Möbel aus
Nach den Schließungen der Geschäfte am 18.März konnten die Möbelgeschäfte in NRW bereits am 20. April wieder öffnen. Das sei auch eine Blaupause für andere Bundesländer gewesen, so Kurth, weil die Hygiene- und Abstandsregelungen in den Möbelhäusern gut eingehalten werden konnten.Für viele hätten die Themen Wohnen und Einrichtung durch die lange Zeit zu Hause an Bedeutung gewonnen. Außerdem sei bei vielen Geld übrig, dadurch dass andere Bereiche – etwa das Reisen – deutlich eingeschränkt seien. Allerdings herrsche in Teilen der Bevölkerung auch Verunsicherung wegen der Angst vor einem Arbeitsplatzverlust.
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Die Nachfrage sei seit der Wiederöffnung des Möbelhandels in erfreulichem Maße wieder angesprungen. „Viele Menschen haben während des Lockdowns ihr Zuhause renoviert und in der Folge den Wunsch nach einer neuen Möblierung entwickelt“, sagt Kurth. „Sie kommen gut informiert in den Laden und kaufen gezielt und entschlossen.“ Auch wenn die Besucherfrequenzen in den Möbelhäusern derzeit geringer seien, sei die ausgegebene Summe mittlerweile deutlich höher.
Branche begrüßt Senkung der Mehrwertsteuerung
Die Möbel- und Küchenindustrie habe auf die Pandemie flexibel reagiert, so Kurth. So konnten Störungen in den Lieferketten vor allem in Asien oder Italien häufig durch eine höhere eigene Wertschöpfung oder mit Hilfe neuer Lieferanten behoben werden. Für die Mitarbeiter wurden Home-Office-Lösungen gefunden oder versetzte Schichtpläne aufgestellt, die Produktionsabläufe wurden entsprechend angepasst. Rund 80 Prozent Hersteller führten zudem Kurzarbeit ein.
Viele Küchenhändler berieten die Kunden per Videokonferenzen, nahmen auch Aufmaße und installierten Küchen, da handwerkliche Leistungen durchgängig erlaubt waren, sagte Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK). Die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer begrüßt die gesamte Branche erwartungsgemäß. Man erwarte einen positiven Effekt auf die Kunden, so VDM-Geschäftsführer Kurth.