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Kunde ist empörtSparda-Bank West erhebt Strafzins schon ab 25.000 Euro Guthaben

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Sparda Foto

Filiale der Sparda-Bank West

Düsseldorf/Köln – Die Sparda-Bank West verlangt Strafzinsen bei Kunden mit bereits vergleichsweise geringen Guthaben. Den Hinweis eines Lesers bestätigte die Bank am Mittwoch. Er fühlt sich unfair behandelt, auch wegen des Vorgehens bei Unterkonten.

Demnach verlangt die Bank bereits oberhalb einer Summe von 25.000 Euro auf dem Girokonto ein so genanntes Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent auf den Anlagebetrag pro Jahr. Für Tagesgeldkonten gilt demnach ein Freibetrag von 50.000 Euro. Das gilt nicht nur für Einzelkunden, sondern offenbar auch für Kundenverbindungen. Der Leser berichtete, dass für ein weiteres Unterkonto der Eheleute kein Freibetrag besteht, und der Negativzins bereits ab dem ersten Euro Einlage erhoben wird.

Unterkonten mit Strafzins ab einem Euro

Auch das bestätigt die Sparda-Bank West. „Unterhalten Bankkunden mehrere Girokonten, gilt für Zweit-, Drittkonten etc. kein Freibetrag und das Verwahrentgelt wird ab dem ersten Euro berechnet“, heißt es von dem genossenschaftlichen Institut. Genauso werde bei Tagesgeld-Unterkonten verfahren. Die Regelungen seien am 1. April in Kraft getreten. „Mit unseren Freibeträgen stellen wir dabei von Anfang an sicher, dass viele unserer Kunden gar nicht von den Veränderungen betroffen sind“, sagt Manfred Stevermann, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank West.

Begründet wird der Schritt mit der Tiefzins- beziehungsweise Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). „Wir haben lange auf einen solchen Schritt verzichtet, müssen ihn jetzt aber zum Wohle der gesamten Genossenschaft gehen“, sagt Bankschef Stevermann. Und weiter: „Da die immer wieder prognostizierte Zinswende ausgeblieben und durch die Corona-Pandemie sogar in weite Ferne gerückt ist, ist dieser Schritt nicht mehr zu vermeiden“.

Bank-Chef beobachtet Flut von Spareinlagen

Als weiteren Grund nennt das Kreditinstitut, dass die Bank geradezu eine Flut von neuen Spareinlagen verzeichnet. Die Kundeneinlagen kletterten allein im vergangenen Jahr um 531 Millionen Euro (plus 4,7 Prozent) auf 11,9 Milliarden Euro. Steigende Sichteinlagen auf Giro- oder Sparkonten seien für Manfred Stevermann auf der einen Seite zwar „ein großartiger Vertrauensbeweis unserer Kunden in die Stabilität der Sparda-Bank West“. Auf der anderen Seite würden sie aber „zunehmend zu einer betriebswirtschaftlichen Belastung“. Denn seit Juni 2014 müssen Banken auf das Geld, das sie bei der EZB oder ihren Zentralinstituten hinterlegen, Zinsen bezahlen. Der anfängliche Satz von –0,1 Prozent wurde inzwischen auf –0,5 Prozent abgesenkt. „Genau das wollen wir künftig an Kunden mit hohen Einlagen weitergeben“, so Manfred Stevermann.

Die Bank verweist auf andere Kreditinstitute, die ebenfalls verstärkt die Negativzinsen an ihre Kunden weitergeben. „Wenn wir als große Regionalbank darauf nicht oder zu spät reagieren, laufen wir Gefahr, von neuen Einlagen überflutet zu werden. Das würde unseren Zinsaufwand noch weiter erhöhen“, sagt Manfred Stevermann.

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Für den Sparda-Kunden, der sich an den „Kölner Stadt-Anzeiger“ wandte, ist das Vorgehen ein krasser Widerspruch zu den Grundsätzen der genossenschaftlichen Bank. „Damit führt die Bank Ihr Leitmotiv „Die Bank lebt Fairness, Einfachheit und Gemeinschaft“ meines Erachtens ad absurdum“, schreibt er. Das Angebot sei eines der schlechtesten Angebote in Deutschland. Die Mehrzahl der Banken erhebt derzeit erst einen Strafzins ab Guthaben von 100.000 Euro.