Köln – Amazon-Chef Jeff Bezos führt seit Jahren die Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt an, gefolgt von acht weiteren Amerikanern wie Bill Gates (Microsoft) oder Mark Zuckerberg (Facebook). In Deutschland und damit auch in NRW, führen seit Jahrzehnten die Aldi-Erben die Liste der Superreichen an. Das Vermögen von Karl Albrecht jr. und seiner Schwester Beate Heister (Aldi Süd) wird auf 39 Milliarden US-Dollar geschätzt. Wer aber sind die restlichen Milliardäre in NRW?
Auf Aldi folgt Aldi. Theo Albrecht jun. und seine Familie, die Erben von Aldi Nord sind ganz knapp unter den 100 Reichsten der Welt (Platz 98) und sollen ein Vermögen von umgerechnet 18,8 Milliarden US-Dollar haben. Deren Vermögen soll im Krisenjahr sogar um fast zwei Milliarden Dollar zugelegt haben.
Ehepaar Droege ist doppelt auf der Forbes-Liste
Danach wird erstmal dünn mit den Superreichen aus NRW. Erst auf 727 folgen wieder Menschen, die sehr unterschiedlich zu Geld gekommen sind. Beide sind auf demselben Platz, was in der Liste nicht verwundern darf. Denn den Reichtum misst das Forbes-Magazin nur in 100-Millionen-Schritten.
Auf 727 also ein recht unbekannter Mann aus Düsseldorf, selbst da kennt ihn kaum einer, wenn man auf der Straße nach seinem Namen fragte. Sein Büro ist in einer Seitenstraße der Innenstadt, sehr unauffällig. Er heißt Walter Droege. Das 1988 von Droege gegründete Unternehmen unterhält Büros in mehr als 30 Ländern der Welt und beschäftigt weltweit mehr als 70.000 Mitarbeiter. Auf vier Milliarden wird sein Vermögen geschätzt. Das große Geld machte Droege mit Unternehmensberatung einerseits und Investments andererseits. Konkret ist es die Spezialität Droeges, ganze Firmen aufzukaufen, die sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden oder als Unternehmensteile von größeren Konzernen abgestoßen werden. Einer seiner größten Zukäufe war der Buchkonzern Weltbild. Besonderheit in der Forbes-Liste: Er ist der einzige, dessen Frau ebenfalls vertreten ist. Hedda im Brahm-Droege ist auf Rang 2524 der Reichsten der Welt mit 1,1 Milliarden US-Dollar.
Milliardär auch durch Corona
Dass auch die Corona-Krise Milliardäre machen kann, zeigt Ugur Sahin. Der ist erstmals auf der Liste mit geschätzt vier Milliarden Dollar. Der Sohn türkischer Einwanderer, dessen Vater einst bei Ford in Köln arbeitete, gründete mit seiner Frau Özlem Türeci die Firma Biontech, in aller Munde wegen des ersten zugelassenen Impfstoffs gegen Corona.
Auf 3,9 Milliarden Dollar wird Paul Gauselmann geschätzt. Er startete in Espelkamp nach der Volksschule als Fernmelderevisor und begann nebenberuflich mit dem Aufstellen von Spielautomaten, daraus wurden die Merkur-Spielotheken.
Auf Platz 1111 landen gleich sieben Menschen aus NRW, die den gleichen Hintergrund haben. Sie heißen Oetker oder Douglas und sind durch Erbschaft an der Firma Dr. Oetker in Bielefeld beteiligt. Mit Christian und Georg Haub schaffen es auch zwei Verwandte, Erben der Firma Tengelmann, separat in die Forbes-Liste.
Reichster Kölner gründete Fressnapf
Der zufolge ist der reichste gebürtige Kölner auf Platz 1249 Torsten Toeller. Er gründete 1990 die bis heute sehr erfolgreiche Tierbedarfs-Kette Fressnapf. Durch Heirat und dem zusätzlichen Kauf von Anteilen war er übrigens vor dem Verkauf an Edeka alleiniger Inhaber der Getränkemarktkette Trinkgut.
Der laut Liste zweitreichste Kölner ist Rolf Gerling, 1,8 Milliarden Dollar soll er besitzen. Er erbte den größten Anteil am gleichnamigen Kölner Versicherungskonzern, den er 2005 an die Talanx-Gruppe verkaufte. Die FAZ bezeichnete ihn damals als „Der unglückliche Erbe“, der nur aus Pflichtgefühl in das Familienunternehmen eingestiegen sei.
Gerling wuchs im Kölner Stadtteil Marienburg auf, womit er etwas mit drei anderen Kölner Superreichen auf der Liste gemeinsam hat: den Brüdern Alexander, Marc und Oliver Samwer. Sie sind die unbestrittenen deutschen Stars der Gründerszene mit ihrer Firma Rocket Internet. Diese fungiert als Risikokapitalgeber für Start-ups, vornehmlich aus den Bereichen Internet und Mobilfunk. Oliver Samwer wird auf 1,4 Milliarden Dollar Vermögen geschätzt. Die beiden anderen Brüder Alexander und Marc auf 1,2 Milliarden Dollar geschätzt, jeweils.