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10.000 Angestellte betroffenLieferando schafft befristete Jobs ab – Demo in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Lieferando Critical Workers Mass

„Ciritical Workers Mass“: Fahrer von Lieferando, Gorillas und anderen Lieferdiensten treffen sich zur Fahrraddemo für bessere Arbeitsbedingungen.

Köln – Der Restaurant-Lieferdienst Lieferando stattet seine Fahrerinnen und Fahrer ab sofort mit unbefristeten Verträgen aus. Das kündigte das Berliner Unternehmen am Freitag an. Auch Mitarbeitende der Bestandsbelegschaft, die rund 10.000 Angestellte umfasse, sollen nach Angaben von Lieferando ab sofort von der Entfristung profitieren.

Lieferando erfüllt Forderungen

Damit erfüllt Lieferando, das vor allem in Großstädten durch seine fahrradfahrenden Angestellten mit den überdimensionierten, orangen Rucksäcken bekannt ist, eine Forderung, die Arbeitnehmervertretungen wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) seit Jahren stellen. Semih Yalcin, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats bei der Lieferando-Mutter Takeaway Express, der in Köln für das Unternehmen tätig ist, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, die befristeten Verträge seien „lange ein Dorn im Auge“ gewesen.

Bisher nutzte das 2009 gegründete Unternehmen grundsätzlich noch die laut Gesetz maximale Dauer von insgesamt zwei Jahren für grundlos befristete Arbeitsverträge. In seiner Mitteilung schreibt Lieferando nun, dass Anstellungen in der Regel verlängert worden seien, die unbefristete Anstellung den Fahrerinnen und Fahrern aber nun mehr Sicherheit biete und die Planung erleichtere.

Ein Kölner Lieferando-Fahrer berichtete hingegen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ kürzlich, dass vereinzelt Kolleginnen und Kollegen nach zwei Jahren keinen unbefristeten Vertrag erhalten hätten, nachdem sie zuvor Kritik an den Arbeitsbedingungen geäußert hatten.

Vertrauen bisher schmerzlich vermisst

„Den Erfolg von Lieferando.de verdanken wir insbesondere unseren Fahrer:innen, die hungrige Kund:innen beliefern und den Restaurants zusätzliche Umsätze ermöglichen“, wurde Alexander Linden, General Manager bei Takeaway in der Mitteilung zitiert. Als erster großer Anbieter dieser Branche beende das Unternehmen die Befristung von Arbeitsverträgen, so Linden: „Wir halten diese zusätzliche Absicherung für richtig und zeitgemäß, setzen damit einen neuen Branchenstandard“.

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Die Entscheidung werde sich positiv auf die gesamte Belegschaft auswirken, sagte Betriebsratschef Yalcin: „Ein Ende befristeter Arbeitsverträge gibt den Kollegen und Kolleginnen eine große Sicherheit und schafft Vertrauen, welches bisher schmerzlich in der Branche vermisst wurde.“ Jetzt heiße es, gemeinsam weitere Ziele zu definieren „und zu beweisen, dass wir auch in anderen Arbeitnehmerfragen besser sind als die Konkurrenz“, sagte Yalcin. Lieferando kündigte unterdessen an, dass auf die Entfristung der Arbeitsverträge „zeitnah weitere Verbesserungen folgen“ sollen.

Fahrraddemonstration in Köln

Der Zeitpunkt für die Bekanntgabe der Entfristung kommt wohl kaum von ungefähr: Am Freitagabend fanden bundesweit Demonstrationen von Beschäftigten der Lieferbranche für bessere Arbeitsbedingungen statt. In Köln beteiligten sich am Abend rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Lebensmittel-Lieferdienste an einer Fahrraddemonstration vom Rudolfplatz zum Lieferando-Stützpunkt in Ehrenfeld, die auch an einem Lager der Unternehmen Gorillas und Flink in Sülz Halt machte.

Lieferando Demo

Die Demo führte bis zum Lieferando-Hub in Ehrenfeld.

Arbeitnehmervertreter bei Lieferando fordern schon lange höhere Löhne. Aktuell bekommen Angestellte zehn Euro pro Stunde plus Bonuszahlungen, die nach Anzahl der ausgelieferten Bestellungen gestaffelt sind. Im Fokus der Kritik stand aber in den vergangenen Monaten insbesondere der 10-Minuten-Lieferdienst Gorillas: Angestellte bemängelten fristlose Kündigungen, zu schwere Rucksäcke, Zeitdruck, Überwachung von Beschäftigten und verkehrsuntaugliche E-Bikes.