Nach sieben Monaten gibt das Amtsgericht Essen nun grünes Licht für einen Neuanfang. Neue Konzepte sollen die Kunden überzeugen.
Neustart für WarenhausketteGaleria hat die Insolvenz überstanden
Die Durststrecke für die Warenhauskette Galeria ist vorerst vorbei: Das Amtsgericht Essen hat am Montag die Aufhebung des Insolvenzverfahrens zum 31. Juli beschlossen. Zum 1. August übernehmen die neuen Eigentümer – der Unternehmer Bernd Beetz mit seinem Family Office, sowie die in New York ansässige Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners, die zu Richard Baker gehört.
Neue Eigentümer übernehmen
Baker, Chef des kanadischen Handelsriesen Hudson's Bay Company (HBC) und Beetz, Unternehmer und Fußball-Präsident, sind alte Bekannte. Beetz wurde 2018 in den Aufsichtsrat von Kaufhof berufen, damals gehörte das Unternehmen noch zu HBC, und damit Richard Baker. Das Vergnügen war aber nur ein kurzes, 2019 war Beetz schon wieder weg und Kaufhof ging an den damaligen Karstadt-Eigentümer René Benko. Die beiden neuen Galeria-Eigentümer wissen also, worauf sie sich einlassen und können Expertise vorweisen - der eine bei Immobilien und Handel, der andere bei Restrukturierung und Konsummarken.
Die neuen Gesellschafter wollen gemeinsam mit dem Management den eingeschlagenen Sanierungsweg weiter fortsetzen. Beetz will mit dem Galeria-Management und den Mitarbeitenden eine neue Unternehmenskultur aufbauen. Was das genau heißt, lässt er in der Pressemitteilung zu Galeria-Neustart offen. Was er aber ankündigt: Er will die Filialen attraktiver gestalten, Leistung stärker belohnen und die Zufriedenheit der Kunden steigern.
Partnersuche läuft, ADAC steigt ab 1. Oktober ein
Das ist freilich nichts Neues, immer wieder hat Galeria in den vergangenen Wochen und Monaten angekündigt, am Konzept feilen zu wollen. Galeria-CEO Olivier Van den Bossche will, dass sich Galeria auf seine Kernkompetenz als Warenhaus konzentriert: „Die bereits erfolgreiche lokale Ausrichtung wird noch weiter ausgebaut und durch starke Partnerschaften ergänzt“, sagt er.
Ein Partner ist schon bekannt: der Verkehrsclub ADAC. Zum 1. Oktober verkauft Galeria seine Reisebüros an die Urlaubstochter des ADAC Hessen-Thüringen. Die Kunden dürften den Verkauf kaum merken, lediglich der Außenauftritt wird um das ADAC-Logo ergänzt. Ein größerer Streitpunkt dürfte die Vergütung der Angestellten werden. Galeria hatte der Gewerkschaft Verdi ein Tarifangebot für die nunmehr 12.000 Beschäftigten vorgelegt, doch die Arbeitnehmervertreter winkten ab. Bis Ende August soll weiter verhandelt werden.
Während des Insolvenzverfahrens hatte Rechtsanwalt Stefan Denkhaus die Geschäfte geführt. Die Kostenstruktur sei nun „in weiten Teilen auf ein angemessenes Niveau“ reduziert, sagt der Insolvenzverwalter. Damit dürfte er unter anderem die Mietpreise einiger Galeria-Standorte meinen: Das Kölner Haus an der Hohe Straße zahlte zuletzt etwa ein Drittel seines Umsatzes nur für die Miete. Das ehemalige Karstadt-Haus auf der Breite Straße stand sogar auf der Schließungsliste, weil die Kostenstruktur nicht funktionierte. In letzter Minute hatte sich der Eigentümer Aroundtown dann doch auf eine Mietminderung eingelassen und so das Überleben des Standorts gesichert.
Umzug der Zentrale nach Düsseldorf
Zum 1. August startet Galeria mit deutschlandweit 83 Filialen in eine neue Zukunft. Die Zentrale, die nun „Service Center“ heißt, zieht im kommenden Jahr von Essen nach Düsseldorf. Die wirtschaftliche Ausgangslage sei gut, sagt Denkhaus, die verfügbare Liquidität im neunstelligen Bereich. „Neue Regierungen oder Minister bekommen zumeist eine Schonfrist von 100 Tagen. Ich würde mir wünschen, das bekäme Galeria mit den neuen Eigentümern auch. Am besten gleich 300 Tage, um das künftige Konzept Schritt für Schritt umzusetzen.“