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Ohne russisches GasDiese Alternativen gibt es für Wärme und Strom

Lesezeit 5 Minuten

Solarthermie-Anlage

Köln – Seit dem Angriff Russlands gegen die Ukraine steigen die Energiepreise hierzulande immer weiter an. Noch verschärfen dürfte sich die Situation, sollte Wladimir Putin die Belieferung Deutschlands mit Gas und Öl stoppen. Zwar ist es kaum möglich, sich in Sachen Wärme und Strom von heute auf morgen von Russland unabhängig zu machen. Langfristig sollten sich Verbraucher aber überlegen, ob eine Alternative zu fossilen Energieträgern für sie in Frage kommt – die sind nämlich häufig umweltfreundlich.

Photovoltaik-Anlagen

Schon lange vor dem Krieg galten Photovoltaik-Anlagen als Möglichkeit, aus der Abhängigkeit von Stromproduzenten zu gelangen, stammt der erzeugte Strom schließlich vom eigenen Dach. Dafür müssen allerdings die Gegebenheiten stimmen wie beispielsweise die Anzahl der durchschnittlichen Sonnenstunden vor Ort sowie Ausrichtung und Neigung des Hausdachs, auf dem die Kollektoren installiert werden sollen.

Wird zu wenig Strom produziert, werden Nutzer vom regulären Strommarkt beliefert. Wird zu viel Strom erzeugt, können Nutzer ihn gegen ein Entgelt ins Stromnetz einspeisen. Batteriespeicher können zusätzlich den Stromüberschuss zwischenspeichern, sodass er beispielsweise nachts genutzt werden kann.

Gerade im Winter kann es zu Engpässen bei der Energieerzeugung kommen, zudem ist die Installation einer Solaranlage nicht günstig. Die Stadt Köln allerdings bezuschusst jedes potenziell erreichbare Kilowatt einer Photovoltaikanlage mit 150 Euro, ab April könnte der Betrag auf 250 Euro steigen, sofern der Rat die Programme des Umweltdezernats am 17. März beschließt. Interessenten können zudem einen Kredit bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen. Mittlerweile gibt es Anbieter am Markt, die die Anlagen vermieten oder den Betrieb für den Kunden übernehmen. Dabei entstehen jedoch in der Regel erhebliche Mehrkosten.

Solarthermie-Anlagen

Ähnlich wie die Photovoltaik funktioniert Solarthermie. Die Sonne erwärmt eine spezielle Flüssigkeit in meist auf dem Dach installierten Kollektoren, die an einen Pufferspeicher weitergeleitet wird. Das darin enthaltene Wasser wird direkt in das Wasser- und/oder Heizungssystem des Hauses gespeist.

Der Verbraucherzentrale zufolge lohnt sich eine Solarthermie-Anlage wirtschaftlich bei einem Warmwasserverbrauch ab 40 Kubikmeter pro Jahr pro Haushalt. Zwei-Personen-Haushalte erreichten diesen in der Regel nicht. Nur wenn die erzeugte Wärme auch selbst verbraucht werden kann, seien Betrieb und Installation wirtschaftlich. Letztere ist vergleichsweise aufwendig, da Leitungen vom Dach bis zum Pufferspeicher geführt werden müssen. Ist der Weg zu lang, droht ein Verlust von Wärme. Zudem reicht die von der Anlage erbrachte Leistung im Winter oft nicht aus, daher muss grundsätzlich ein weiterer Wärmeerzeuger im Haus vorhanden sein.

Zwar kann jener auch eine Öl- oder Gasheizung sein, wer sich aber davon unabhängig machen will, sollte die Förderung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) nutzen. Wird eine alte Öl- oder Gasheizung entsorgt und ein Wärmeerzeuger mit erneuerbaren Energien installiert, erhalten Interessenten 40 bis 45 Prozent Förderung für ihre Solarthermie-Anlage. Ohne Heizungsaustausch sind es immerhin 30 Prozent. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hingegen fördert den Einbau von Solarthermieanlagen nicht, lediglich bei einer umfassenden Gebäudemodernisierung oder Neubau kann sie berücksichtigt werden.

Wärmepumpen

Wärmepumpen funktionieren ähnlich wie Kühlschränke, die Lebensmitteln Wärme entziehen und sie nach außen leiten. Bei Wärmepumpen stammt die Wärme aus dem Erdboden, der Luft oder dem Grundwasser. In den meisten Fällen wird die Wärme an Wasser in Rohren übergeben, das wiederum ein besonders empfindliches Kühlmittel erhitzt. Dieses gibt die Hitze anschließend an das Wasser im Heizungssystem ab, über das sich wie gewohnt heizen lässt.

Die verschiedenen Arten von Wärmepumpen unterscheiden sich nach Effizienz, Kosten und Installationsaufwand. Geringe Kosten und wenig Aufwand versprechen Luftwärmepumpen, die teilweise gerade mal einen Quadratmeter groß sind. Sie sind allerdings nicht so effizient wie zum Beispiel Erdwärmepumpen. Diese ziehen ihre Wärme aus dem Untergrund, in den bei der Installation je nach Ausführung zwischen zwei und 100 Meter Tiefe gebohrt wird. Abhängig ist die Nutzungsmöglichkeit von der Zusammensetzung des Bodens, ähnliches gilt bei Grundwasserwärmepumpen. Diese sind zwar besonders effizient, doch die notwendigen Brunnen dürfen zum Beispiel nicht in Wasserschutzgebieten gebohrt werden.

Interessenten sollten prüfen, welche Pumpe sich für ihr Eigenheim anbietet, dabei bieten verschiedene Online-Portale Hilfe an. Zuschüsse in Höhe von 35 Prozent kann man sich dabei vom BAFA sichern. Bis zu 45 Prozent sind drin, wenn man eine alte Ölheizung zusätzlich austauscht.

Wärmepumpen benötigen Gas oder Strom zum Betrieb. Wer sich unabhängig vom russischen Gas machen will, muss auf Strom setzen – klimafreundlich ist eine Wärmepumpe zudem erst, wenn sie beispielsweise mit Ökostrom betrieben wird. Interessenten sollten nach speziellen, günstigeren Wärmepumpentarifen Ausschau halten.

Pelletsysteme

Pellets werden in der Regel aus Sägemehl-Resten der Holzverarbeitung gepresst. Ähnlich wie bei Öl- oder Gasheizungen wird ein Kessel benötigt, der etwa einmal im Jahr aufgefüllt werden muss. Die Pellets aus dem Lager werden automatisch dem Kessel zugeführt, darin verbrannt und dem Heizungs- und wahlweise auch dem Warmwassersystem zugeführt. Mehrere Male im Jahr muss die Asche entsorgt werden.

War zuvor eine Ölheizung im Haus installiert, eignen sich die Umstände in der Regel gut für Pelletsysteme, da sie viel Platz in einem trockenen Raum mit guten Belüftungsmöglichkeiten benötigen.

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Pelletsysteme zählen zu den erneuerbaren Energien, weil bei der Verbrennung in etwa so viel CO2 ausgestoßen wird wie die Bäume in ihrer Lebenszeit zuvor gebunden haben und der Rohstoff nachwächst. Zudem ist er an vielen Orten leicht erreichbar. Wer aus Kostengründen allerdings auf Pellets beispielsweise aus dem fernen Ausland setzt, nutzt genaugenommen wegen des langen Transportweges keine umweltfreundliche Technologie mehr.

Das BAFA fördert Pellektkessel mit 35 bis 40 Prozent, beim Austausch einer Ölheizung sind weitere zehn Prozent drin. Die KfW bietet zudem Kredite mit Tilgungszuschüssen von 35 bis 55 Prozent an.

Stromerzeugende Heizungen

In Brennstoffzellen-Heizungen reagieren Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser, wodurch Strom und Wärme erzeugt werden. Da Experten mit einem steigenden Wasserstoffbedarf in Deutschland rechnen, kann dieser wohl nicht dauerhaft aus eigener Quelle gedeckt werden. Hinzu kommt, dass es zwar grünen Wasserstoff gibt, der umweltfreundlich hergestellt wird. Der Mangel an Wasserstoff könnte aber auch zu einer Abhängigkeit aus Russland führen, wo Wasserstoff mithilfe von Erdgas hergestellt wird.

Fernwärme

In Köln wird elektrische Energie durch Verbrennung in Kraftwerken gewonnen. Dafür wird größtenteils Erdgas genutzt, das aus umliegenden Quellen wie den Niederlanden stammt. Da diese aber aus der Gasförderung aussteigen werden, wird hierzulande zunehmend auf H-Gas umgestellt, das derzeit zu 50 Prozent aus Russland kommt.